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Die Ritterschaft selbst ist aber nun in Be drängnis geraten, denn Amfortas, Sohn des alten Titurel und inzwischen Hüter des Grals, war den Verlockungen eines schönen Weibes verfallen, hatte sich von Klingsor, einem vom Gral Abgefallenen, den heiligen Speer ent winden lassen und war von diesem schwer verwundet worden. Dahinsiechend fühlt er sich unfähig, das hohe Amt weiterhin zu ver walten. Nichts verschafft ihm Linderung, keine Heilkunst, keine Wundermittel, wie sie beispielsweise Kundry aus den entferntesten Erdenwinkeln herbeiholt, sie, die rätselhafte Botin des Grals, eine merkwürdig zwielichtige Erscheinung, von der niemand weiß, wer sie sei, woher sie komme und wohin sie zeit weilig entschwindet. Als einzige Hoffnung auf Erlösung für Amfortas und die Gralsritter bleibt nur, auf den Einen zu warten. Das ist ein durch Mitleid wissender „reiner Tor“. Die Stille des Waldes wird plötzlich gestört, denn ungestüm bricht der junge Parsifal, ei nen Schwan tötend, in den Gralsbezirk ein. Von Gumemanz, einem alten Gralsritter, zur Rede gestellt, muß Parsifal erkennen, daß er völlig unwissend ist, weder Gut und Böse kennt, noch von seiner Herkunft weiß und gar nichts von der Welt. Gumemanz hält ihn für den verheißenen reinen Toren und führt ihn zum Gralstempel, wo er Zeuge des Lie besmahls der Bruderschaft wird und den sich vor Schmerzen windenden Amfortas bei der Enthüllung des Grals mitleidsvoll erlebt. Doch sein Mitleid hat ihn nicht wissend ge macht, ist in ihm nicht zur Tat geworden. Enttäuscht jagt Gumemanz ihn fort. In seiner Zauberburg gebietet Klingsor Kundry, I die er sich durch geheimen Zauber längst dienstbar gemacht hat, den herannahenden Parsifal zu verführen und zu vernichten. Ihr 2. Aufzug: