sondere geistige Disposition zur Erreichung eines besonderen stilistischen Prinzips denn als eine heilige Handlung verstanden wissen wollte. Und doch etablierte Wagner förmlich eine „Kunstreligion“ in Anlehnung an die Tradition des „sakralen Theaters“ vornehm lich der Stücke Calderöns („auto sacramen- tal“). Dieses Werk ist zu Wagners radikalstem Versuch geworden, dem Musiktheater seiner Zeit eine Würde und Aussagekraft wiederzu geben, wie sie das Theater der griechischen Antike in seiner Verbindung zum Kult beses sen hatte. Wie das Festspielhaus nicht als All tagstheater gedacht war, so sollte auch der „Parsifal“ keine Repertoireoper werden, und Wagners Applausverbot nach dem ersten Akt wird noch heute in Bayreuth befolgt. Schon während der Vorarbeiten zur Tann häuser-Geschichte hatte sich Wagner mit dem „Parzival“-Stoff aus dem mittelalterlichen Versepos des Wolfram von Eschenbach (um 1170 - etwa 1220) beschäftigt, der geschichts trächtigen Erzählungen über den heiligen Gral, einer wundertätigen, auf Burg Monsalvat von Gralskönig und -rittem gehüteten Schale. Aus seiner ursprünglichen Idee, eine „roman tische Oper“ zu komponieren, entstand seiner zeit „Lohengrin", eine Mischung aus Märchen oper und Historiendrama, aus Mythos und Geschichte, aus menschlicher Leidenschaft, Liebe, Verrat und Erlösung mit der Figur des „Schwanenritters“, eines „Heilsbringers“; Lo hengrin, der Gralsritter. Das geschah 1845 während eines Marienbader Kuraufenthaltes. Als Franz Liszt 1850 die Uraufführung des „Lohengrin“ in Weimar wagte, war Wagner bereits ein steckbrieflich gesuchter Flücht ling, weit entfernt davon, sich erneut mit dem Erlösungsgedanken aus dem „Parzival“-Epos zu widmen. Er hatte schließlich in der Wagner änderte 1877, als er sich ernsthaft mit dem Stoff für eine neue Oper beschäftigte, die Schreibweise in „Parsifal“, da er erfahren hatte, daß der Begriff des „törichten Reinen“, um den es ihm ging, aus dem Altpersischen stamme: „fal parsi“. Der ursprünglichen französischen Quelle nach heißt der Held jedoch „Perceval“ („der durch das Tal zieht“; Hinweis auf lange Wanderungen und Irrwege des Helden), was W. von Eschenbach in „Parzival“ umdeutete.