Wie bei der Vierten, liegen auch diesem Werk programmatische Ideen über das Walten des Schicksals zugrunde, doch nur wenige Anhaltspunkte notierte Tschaikowski in sein Tagebuch, wollte nicht allzu deutlich werden: „Introduction. Völlige Ergebung in das Schick sal oder, was dasselbe ist, in den unergründ lichen Ratschluß der Vorsehung“. Noch bei der „Vierten“ hatte er seiner „Freundin“ deut liche Erklärungen gegeben, sie praktisch ein- geweiht in sein schöpferisches Geheimnis. Jetzt bei der „Fünften“ schien er sich ähnli chen Äußerungen zu verweigern. Er wollte sich nicht noch einmal überdeutlich in die Seele blicken lassen, diese aber in der Musik so hörbar gestalten, daß sie sich derart aus gebreitet dem aufmerksamen Publikum eröffnen kann. Bereits in der langsamen Einleitung tragen die Klarinetten ein schwermütiges „Schick salsmotiv“ als Leitthema der ganzen Sinfonie vor. Dieser programmatische Mahnruf ist mit dem ganzen Geschehen verbunden und spielt in allen vier Sätzen eine entscheidende Rolle. „Denn die Tendenz des ganzen Werkes geht dahin, das Schwere, Dunkle zu lösen und aufzulichten. Diese Aufhellung geschieht aber nicht nur dadurch, daß in steigendem Maße Gegenkräfte mobilisiert werden, die mit den dunklen Mächten in Auseinander setzung treten und über sie triumphieren, sondern noch mehr, indem andere, lichtere Seiten des Daseins einfach hingestellt wer den, zunächst von den dunklen bedroht, schließlich aber diese in sich einschließend. Die Sätze sind gleichsam die Stationen eines dramatischen Ablaufes, dessen Gesamtheit noch etwas umfaßt, das, unausgesprochen, zwischen ihnen geschieht“ (Rudolf Eller). Tschaikowski dirigierte die Uraufführung in St. Petersburg selbst, mit schönem Erfolg, wie In der 4. Sinfonie war es dem Komponisten erstmals gelungen, die Musik zum wahren Ausdrucksmittel für sein eigenes Erleben zu nutzen und seine persönlichsten Empfin dungen höchst effektvoll auszudeuten.