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Der «Daily Chronlcle" hat t» Tunis «inen Spezial» korrespoudenteu, der sich von der tunesischen Insel Dscherba aus auf dem Küstendampfer „Tafna" zugleich mit dem französischen Konsul von Tripoli- eingeschtfst hatte, um nach Tripolis zu gelangen. Das Schiff wurde aber von dem italienischen Kreuzer „Varese", 16 Kilometer von Tri polis entfernt, angehalten und mutzte zurückkehren. Während der Benachrichtigung durch den „Varese" konnten die Fahrgäste etwa eine Stunde lang die Be- schietzung genau sehen. Der Korrespondent entwirft davon folgende Schilderung: Die italienischen Kriegsschiffe „Benedetto Brin", „Giuseppe Garibaldi" und „Francesco Ferruccio" fuhren in Linie auf, genau gegenüber dem Hafeueingang. Die ersten Schüsse wurden gegen das Tscharschattisorr gerichtet. Dann wurde das Kerkeretsche- fort zertrümmert. Mit ihren Ferngläsern konnten die Passagiere die Geschosse über der Stad^ bersten sehen. Die Garnison verteidigte sich mit Mut und Energie. Und eine furchtbare Kanonade begann, doch wurde keines der italienischen Schiffe von den Geschossen des Feindes erreicht. Um 4 Uhr befahl Admiral Faravelli, daS Feuer einen Augenblick einzustellen, um der Stadt Gelegenheit zu bieten, sich zu ergeben. Kein Zeichen ward sichtbar, und das Feuer begann von neuem. Die Be festigungswerke am Hafen wurden dem Erd boden gleich gemacht. „Bon hier auö", sagt der Kor- responden, „besteht keine Möglichkeit, festzustellen, wie stark der Verlust an Menschenleben in der Stadt war." Im Augenblick, als der Korrespondent seine Depesche aufgab, war noch keine Landung erfolgt und man befürchtete, datz während der Nacht die Stadt von den arabischen Nomadenstämmen, die ringsum lauern, geplündert werden könnte. Die Beschießung wurde am Mittwoch früh wieder ausgenommen, wie derselbe Berichterstatter weiter telegra« phiert. Die türkische Garnison antwortete immer noch auf daS Jener, aber ohne jedes praktische Ergebnis. Die zweite Division der italienischen Flotte unter dem Befehl des Admirals Lhaon de Rivet näyerte sich inzwischen de» Häfen Derna und Benghasi, die am gestrigen Donnerstag bombardiert werden sollten. Die Türkei notifizierte den Mächten offiziell den Verzicht auf FriebenSverhandlunge», nachdem Italien das Bombardement auf Tripolis begonnen. In der Neutralitätserklärung Frankreichs kommt ein wichtiger Passus vor: Frankreich hat nämlich in dieser Erklärung diejenigen Länder einbezogen, welche unter seiner Protektion stehen und auch Kreta angeführt. England und Rußland pflichten der französischen Auffassung bet. In Uebereinstmunung damit hat Italien bis ans weiteres seine Stellung als Schuhmacht Kretas niedergelegt und auch alle italienischen Kontingente und Beamte von Kreta zurückgezogen. * * * Neue Telegramme besagen: Tripolis, 6. Oktober. Gestern um die Mittagsstunde wurde auf dem Fort Sultan» die italieuische Flagge gehisst, vom Geschwader mit Kauouendouuer begrüßt. Das Fort wurde von den Laudungskompagnieen besetzt, die unter dem Schutze der Schiffe dort bleiben. Die Schiffe liegen teils im Hafen, teils in kurzer Entfernung von den zerstörte» Festungswerken. Sfax, 6. Oktober. Außer den türkischen Offizieren, von deren mißlungenen Versuch, nach Tripolis zu gelangen berichtet wurde, unternahmen noch 3 andere Offiziere von Dscheba aus den Versuch, doch mit dem gleichen Miß- erfolg, und sahen sich zur Rückkehr nach Sfax genötigt. Rom, 6. Oktober. Für die Schiffe der italienischen Negierung wurde der strenge Befehl erneuert, keinerlei militärische Operationen an der ottomanischen Küste im adriatischen und ionischen Meer vorzunehmen. TripoliS, 6. Oktober. Das Haus des deutschen Dragoman wurde durch die Beschießung schwer be schädigt. 6 Soldaten und 6 Israeliten wurden getötet, 5 Soldaten und 1 Israelit schwer verletzt. Alle Deutschen sind wohlauf. ES befinden sich nur noch 4 Europäer in der Stadt. Odessa, 6. Oktober. Infolge des Krieges macht sich eine starke Abnahme der Hafentätigkeit be merkbar. Die Getreideverladung auf den Auslands- dampfern ist sehr gering. 900 Wagen stehen unausgeladen. Ilock kein knSo Ser Marokko- oerkanSlungon. Nach einer Meldung aus Paris beobachtet daS Mini sterium des Auswärtigen die größte Zurückhaltung über das Ergebnis der letzten Unterredung zwischen dem Bot schafter Cambon und dem Staatssekretär v. Ktderlen- LVächt er und über den Stand der Verhandlungen zwischen Frankreich und Deutschland. Ebenso ist keine Mitteilung erfolgt über den Ausgang des Ministerrats, der sich gestern vormittag mit den auswärtigen Angelegenheiten beschäftigt hat. Die Verschlebung des nächsten ursprünglich auf heute, Freitag, angesetzten Mtnisterrats auf Sonnabend erweckt die Vermutung, daß eine neue Unterredung zwischen dem Botschafter Cambon und dem Staatssekretär v. Ktderlen' Wächter für notwendig gehalten wird, um «ine Uebcreinstiminung über die letzten strittigen Punkte herbei« zuführen Man wird also erst am Sonnabend wissen, ob alle die kleinen Schwierigkeiten des ersten Teil- der Verhandlungen endgiltig ausgeglichen worden sind. Die „Nation alztg." schreibt: Die Verhandlungen über Marokko gehen ihrem Ende zu, aber auch heute kann man noch «licht sagen, daß sie in zwei bi- drei Lagen zum Ab schluß kommen. Di« Fertigstellung der juristischen Redaktion des eigentlichen Abkommens über Marokko ist von der Haltung der französischen Regierung abhängtng, da bisher durch die zahlreichen Abänderungsvorschläge und daS Hin und Her der Rückfragen die Verhandlungen in ihrem letzten Stadium nur langsam vorwärts gekommen sind Die minutiöse Fixierung der deutschen Rechte und die sonst notwendigen Kautrlen entsprechen dem berechtigten Wunsche der Reichsregierung, in dem Vertrag mit Frankreich für die Zukunft jede einseitige JnterpretationSmöglichkeit auSzu- schließen. Der Vertrag über die Neuordnung der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Marokko wird nicht eher bekannt gegeben als bis auch die Frage der Kompensatio nen endgiltig geregelt ist. Man braucht nicht überrascht zu sein, wenn die zweite große Aussprache über die ter ritorialen Entschädigungen, die Deutschland bean sprucht, sich noch eine ganzem Reihe von Tagen hin zieht, bis auch hier die redaktionelle Frage einwandfre und klar feststeht. Wir sollen nicht vergessen, welche Wich' tigkeit allein dem Kapitel zukommt, das von den französi sche» Kouzessionzgesellschaften im Kongo handelt, die ein Kapital von 180 Millionen aufiveisen, von denen 40 Mil lionen eingezahlt sind. In Frankreich verlangt man, daß Deutschland diese Last mit übernehmen soll. Davon kann natürlich gar keine Rede sein. Da aber hinter den fran zösischen Gesellschaften einflußreiche Persönlichkeiten stehen, die in den Ministerien in Paris aus- und eingehen, wird man versuchen, an der EntschädigungSfrage Deutschland mit teil habe» zu lassen. ÜSnig Manuel in Norbportugal proklamiert? Die monarchistische Bewegung in Portugal macht schnelle Fortschritte. Einer Meldung aus London zufolge sind die beiden nördlichen Provinzen des schwergeprüften Staats bereits in den Händen der Monarchisten und die Truppen auf Seiten des Exkönigs, so daß die junge Republik vor einer neuen bedenklichen Krise steht. Die Londoner Meldung besagt: Der „Evening News" wird aus Penrith telegrapyiert: König Manuel, der als Lord Lonsdales Gast im Schloß Lowther verweilte, reiste von dort Dienstag mir dem Milternachtszug un erwartet nach London ab. Wie dein Blatt ferner aus Richmond gemeldet wird, traf König Manuel am Mittwoch früh dort ein. Man glaube, seine plötzliche Rückkehr sei durch die Monarchistenerfolge in Nordportugal bedingt. Durch Tele gramme, die über Frankreich geschickt wurden, traf die Nach- richt ein, daß die monarchistische Armee in die bei den nördlichen Provinzen Min ho und Traz os Montes, die sich für König Manuel erklärt haben, ein gefallen sei. König Manuel wurde in den be deutendsten Städten proklamiert, und die Garni sonen gingen zu den Monarchisten über. Der frühere portugiesische Gesandte in London Marquis de Soveral fuhr im Automobil aus London ab, wie man glaubt, um König Manuel zu besuche». Reuters Bureau meldet, daß die in London weilenden portugiesischen Roya listen die Nachricht erhielten, der Norden Portugals befinde sich mir Ausnahme Oportos praktisch in Händen der Roya listen. Die royalistischen Truppen solle» danach die Städte Chaos, Guimaraes, Barra und Barrancos besetzt haben. Stach einem Telegramm aus Lissabon werden dort die aus englischer Quelle stammenden Meldungen über eine Besetzung von Nordportugal durch monarchistische Elemente als unbegründet bezeichnet. Nachrichten auf dem Umwege über Spanien wissen von Zusammenstößen zwischen Republikanern nud Monarchisten zu berichten. Der Gouverneur von Badajoz meldet: In Santaltno in Portugal kam es zu einem Kampf zwischen Republikanern und Monar chisten unter Concetro mit beiderseitigen Verlusten. Eine Pariser Privatdepesche aus Bajadoz bestätigt, daß der Royalistenführer Hauptmann Conceiro erhebliche Fortschritte gemacht habe,- die Garnisonen mehrerer Städte seien zu ihm übergegangen.' > ragesgolcklokls. Deutschland. Berlin, 5. Oktober. (Bundesratssitzung.) Heute fand die erste Plenarsitzung des Bundesrats in diesem Herbst statt. B e r l t n, 5. Oktober. (Ernennung.) Zum Unter- staatSsekretär des NeichSkolouialamtS ist der Ministerial direktor Or. Conze ernannt worden. Zu seinem Nach folger ist der Geheime Oberregierungsrat Or. Schnee bestimmt. Berlin, 5. Oktober. (Die ärztliche Gebühren ordnung.) Nach der „Dtsch. TageSztg." beabsichtigt die Reichsregierung nicht, eine einheitliche Festsetzung der ärzt lichen Gebühren für daS ganze Reich in Angriff zn nehmen. Berlin, 5. Oktober. (Verweigerte Bestätig ung) Dem kirchlich-liberalen Pfarrer Or. Franke aus Liegnitz, der in Lichtenberg zum erste» Geistlichen gewählt worden war, wurde die Bestätigung vom Konsistorium ver weigert. Dortmund, 5. Oktober. (Tagung des Evange lischen Bundes.) Die 24. Hauptversammlung des Lvangelischen Bunde- für die Wahrung der deutsch-prote- tantischen Interessen begann heute mit einem Kirchen- lonzert in der Reinoldtktrche. Vom Freitag bis zum Montag finden Verhandlungen, Jestversammlungen und Ausflüge statt. Oesterreich - Ungarn. Wien, 5. Oktober. (Interpellation in der Engelegenheit des Botschafters Cartwright.) In der Interpellation des Deutschen Nationalverbandes vegen des bekannten am 25. August in der „Neuen Freien Presse" veröffentlichten Artikel» wird auSgeführt, daß »er großbritannische Botschafter Sir Fatrfax Cartwright zweifellos die Unterlagen für den Artikel und seine Ge« hässigketten geliefert habe. Die Interpellation schließt: „Ist der Ministerpräsident geneigt, darüber Aufschluß zu geben, warum der Minister des Auswärtigen nicht ein« energische Zurückweisung de» Artikels der „Neuen Freien Presse" veranlaßte? Ist der Ministerpräsident geneigt, den Minister des Aeußern zu veranlassen, dem groß britannischen Botschafter am Wiener Hofe, Sir Fairfax Cartwright, in geeigneter Weise jeden Zweifel darüber zn benehmen, datz Wien nicht der Ort ist, von dem auö eine dem verbündeten Deutschen Reiche feindliche Politik ge trieben werden darf?" Die Interpellation ist von sämt lichen deutschen Abgeordneten unterschrieben worden. Frankreich. Toulon, 5. Oktober. (Opfer der Panik in Toulon.) Eine Frau, die bei der Panik während des LeichenbegängjnsseS der Opfer der „Liberrä" niedergeworfen und getreten worden war, ist ihren Verletzungen erlegen. Der Zustand der anderen Verletzten ist befriedigend. Italien. Turin, 5. Oktober. (Der König von Italien in der Turiner Ausstellung) Der König von Italien besuchte heute in der Ausstellung die deutsche Jndustriehalle und verweilte längere Zeit bei de» Schiffsmodellen der Firma Schichau. Besonders.interessierte sich der König für die neuen türkische» Torpedoboote und da- im Bau befindliche dänische Torpedoboot, sowie für den russischen Kreuzer „Nowik" und für das Projekt eines modernen Aufklärers. Kus Sackssn. — Das Schwurgericht in Dresden hat den Maurer Göhlert, der, wie berichtet, des Mordes an dem 72 Jahre alten Rentenempfänger Todt angeklagt war, am gestrigen Donnerstag nachmittag zum Tode und ivegen des Dieb stahls des dem Todt gehörigen Sparkassenbuchs zu eitlem Jahre GesättgiüS und weiter zu dauerndem Verluste der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Göhlert nahm daö Todesurteil ruhig entgegen und leugnete die Tat »veiler. — Stach einer Meldung aus Leipzig hat der Ballon „Leipzig", der, wie wir bereits meldeten, bei der am Sonntag voir Chemnitz ans veranstalteten Fahrt Sieger war, auch von der am 16. August augetretcnen Weitfahrt mit Erdgas für seine Klasse den erstell Preis zugesprochen bekommen. Führer jener Fahrt war Hr. Oberleutnant Freiherr von Hammerstein. — In Leipzig-Lindenau stürzte daS ungefähr 4 Jahre alte Söhnchen des Zunmermanus SchmierS aus einem Fenster der zweite» Etage auf die Straße herab DaS arme Kind erlitt so schwere Verletzungen, daß es auf der Stelle starb. Es hatte sich nur vorübergehend in dem betreffenden Hause bei Verwandten aufgehalten. — Zu dem Unfall in der Husarenkaserne in Bautze» ist zu berichten, daß daS Befinden des Hrn. Rittmeisters v. Arnim erfreulicherweise befriedigend ist, daS Bewußtsein ist vollständig klar. Auch im Befinden dcS Husaren Mißbach, der einen leichten Schädelbruch nebst Bluterguß in das Gehirn erlitten hat, ist eine Besserung eingetreten. — In einem Weiher in Mittelfroyua wurde beim Fischen die Leiche des seit einem halben Jahr vermißten Schuhmachers Walter gefunden. Der Kopf und die Arme lagen getrennt vom Körper im Schilfe. Bisher konnte nicht mit Sicherheit festgestellt werden, ob ein Verbrechen vorliegt. — Eine Automobilverbindung von Chemnitz über Hohen stein, Lichtenstein, Mülsen nach Zwicka» wird geplant. — Zum Direktor der Handelsschule in Auerbach wurde Hr. Handelsschuloberlehrer Madsen von der HandelSlehr- anstalt Plauen gewählt.^ vertlicke Kngslsgsnlisitsn. Schneeberg, 6. Oktober. In einer Versammlung deS hiesigen Königl. Sächs. Militärvereins „Jäger und Schützen" wird morgen, Sonnabend, abend (in Siegels Restaurant) Hr. Leutnant Lucius vom hiesigen Bezirkskommando einen Vortrag über „Handfeuerwaffen" halten. Schneeberg, 6.Oktober. Gestern nachmittag wurde auf der abschüssigen Bahnhofstraße eine Frau von einem Radfahrer, der übermäßig schnell fuhr, überfahren. Die Frau wurde am Kopfe ziemlich schwer verletzt und mußte sich in ärztliche Behandlung begeben. Schneeberg, 6. Oktober. Die verstärkte Auer Stadtkapelle gibt in diesem Winter hier zwei Sinfonie- konzerte (Hotel „Zur Sonne"), und zwar in der Form eines modernen und eines klassischen Abends. Das erste Sinfoniekonzert findet am Dienstag, 10. d. M., abends 8 Uhr unter der Mitwirkung der dänischen Geigerin Gr. Rißler statt. Bet den anerkannt vortrefflichen Leistungen )er Auer Stadtkapelle ist cö mit Freuden zu begrüßen, daß sie den Einwohnern von Schneeberg und Umgegend Konzerte bieten will wie solche in Aue seit Jahren großen Anklang finden. Hoffentlich finden die Konzerte einen recht regen Besuch, damit eS nicht nur bei einem Versuch bleibt. Die Eintrittskarten erhält man in der Schmeil'- chen Buchhandlung. Nüheres^ist aus dem heutigen Inserat ,u ersehen. j Aue, 6. Oktober. Zur Anmeldung deS Konftr» m an de nun ter richtS in St. Nikolai erläßt da» Pfarr amt Aue—St. Nikolai eine Bekanntmachung, auf die hier mit hingewieseit wird. Oberschlema, 6. Oktober. Die Expedition de» Bahnhofs Oberschlema ist an da- Fernsprechnetz unter Nr. 7 (Amt Schneeberg) angeschlossen worden. Mit »iesem Anschluß, der besonder» den Bemühungen des Hrn. Bahnhofvorstand Selbmann zn danken ist, geht ein lange ster Wunsch der Geschäftsleute von Schlema in Erfüllung. Lößnitz, 6. Oktober. Gestern nachmittag in der stunde wurde der 69 Jahre alte Handelsmann Heinrich her au» Hartenstein, der sich von einer Geschäfts tour auf dem Heimwege befand in der Schießhauöallee von einem Unwohlsein befallen. Der sofort herbeigerufene