er viel auf Reisen, gelegentlich über mehrere Jahre hinweg. Er habe in vierzehn Jahren - wie er 1737 selbst resümierte - den Großteil der europäischen Städte besucht. Erst we nige Jahre vor seinem Tod nahm er die Ver bindungen nach Venedig wieder ernsthaft auf. Schon zu Beginn seiner Tätigkeit am „Os- pedale della Pieta“ war Vivaldi wegen eines Herzleidens von der Verpflichtung zum Lesen der Messe befreit worden. Daß die Befreiung aufrechterhalten blieb, während er all die Anstrengungen des Reiselebens und seiner zahlreichen Verpflichtungen als Virtuose, Dirigent und Komponist und zeit weise auch als Opernunternehmer augen scheinlich ohne Schaden zu nehmen Über stand, wird nicht zuletzt einflußreichen und einsichtigen kirchlichen Vorgesetzten zu ver danken sein. Sie dürften Vivaldis Sonderstel lung nicht nur geduldet, sondern spätestens seit der Zeit um 1724 auch begünstigt ha ben, als Vivaldi vor dem Papst konzertiert und dessen Beifall gefunden hatte. Den Nei dern unter den Klerikern wie unter den Mu sikern freilich muß Vivaldis Position ein Dorn im Auge gewesen sein. Gegen Ende der 1730er Jahre gewannen sie die Oberhand. Mit dem Argument, Vivaldi vernachlässige seine priesterlichen Verpflichtungen, und mit dem Hinweis auf Vivaldis Freundschaft zu Anna Giraud (ital. Giro), der Primadonna seiner Opern, die ihn auch auf seinen zahl reichen Reisen begleitete, erreichten sie 1737 bei der Kirchenbehörde das Verbot ei ner von Vivaldi in Ferrara vorbereiteten Opemaufführung: ein Schicksalsschlag, der Vivaldi - auch in wirtschaftlicher Hinsicht - schwer getroffen haben muß. Auf einmal schien nun auch seine Stellung im Musikle ben Venedigs nicht mehr unangefochten zu