nicht veröffentlichen wollen - Zeugnis streng ster Selbstkritik. Langsames, schweres Rin gen verhinderte zeitlebens einen engeren Anschluß an Vorbilder, der die eigene Indi vidualität hätte gefährden können. Doch seine Wurzeln hat er nie verleugnet, im Gegenteil, er war sich ihrer bewußt und ließ einen neuen Baum aus ihnen sprießen, ging seinen eigenen Weg und nahm doch all das auf, was ihm wichtig erschien. So hatte er sich mit den Stilrichtungen seiner Zeit intensiv auseinandergesetzt und sie in sein eigenes Schaffen einbezogen. Neigte er anfangs z. B. mehr zu der „neudeutschen“ Programmatik, um sie mit dem klassischen Formmodell zu verbinden, suchte er später die folkloristische Melodik mit der klassizisti schen Formbeherrschung (in der Brahmsnach- folge stehend) zu verschmelzen. Leicht und unerschöpflich schienen ihm die Melodien aus der Feder zu fließen, farbenreich und meisterlich ist seine Instrumentation, und immer wieder ist das unverwechselbare na tionale Timbre herauszuhören, das seinen Ursprung in der slawischen Volksmusik hat. „Der Kerl hat mehr Ideen als wir alle. Aus seinen Abfällen könnte sich jeder andere die Hauptthemen zusammenklauben“, hatte Brahms einst geäußert. Daraus spricht große Anerkennung. Und der damals schon weit bekannte und anerkannte Brahms war es auch, der den sieben Jahre jüngeren Dvorak 1877 an den Berliner Musikverleger Simrock vermittelte und durch den Druck- seiner Vokalduette „Klänge aus Mähren“ außerhalb seiner engen böhmischen Heimat bekannt machte. Eine gegenseitige Freundschaft entstand daraus, die soweit ging, daß Brahms kompositorische Ratschläge gab und sogar die Korrekturen der Druckvorlage von Dvoraks 9. Sinfonie las, ein völlig ich bleibe trotz allem nur das, was ich war - ein einfacher böhmischer Musikant“, äußerte Dvorak ver schiedentlich, und dies - so könnte man fortset zen - „trotz der großen Erfolge und Ehrungen in aller Welt“ Im Gegensatz zu den traditionell orientierten Komponisten (Mendels sohn, Schumann, Brahms u.a.), war es eine Idee der soge nannten Neudeutschen Schule um Liszt, einem Musikwerk außermusi kalische Anregungen zugrunde zu legen, ein Programm zu entwickeln, z. B. einen poetischen Vorwurf zu finden oder sich von Bildwerken inspirieren zu lassen und diese mit kompositorischen Mitteln auszumalen.