Volltext Seite (XML)
denen, die der russischen Musik zu Welt ruhm verhalfen und ist zum Vorbild der nachfolgenden Komponistengeneration ge worden. Tschaikowski war im Vergleich zu anderen namhaften Komponisten erst recht spät zur Musik gekommen, obwohl er bereits als Kind intensiven musikalischen Unterricht genießen durfte. Eine entsprechende Be gabung war im Hause durchaus gefördert worden, doch seine Eltern hatten ihn für einen standesgemäßen Beruf, die Beamten laufbahn, vorgesehen. Als 22jähriger begann er dann aber doch ein Studium an dem von Anton Rubinstein gegründeten Konserva torium in St. Petersburg und wurde schon bald, selbst noch ohne eigentlichen Ab schluß, Theorielehrer am neuen Moskauer Konservatorium, 1866 gerufen von Nikolai Rubinstein, dem Bruder des Petersburgers. Als Komponist machte er es sich selbst recht schwer, dies sowohl aus charakterli chen Gründen als auch aus akademisch erlernter Selbstdisziplin. Schüchtern, men schenscheu, unter seiner homosexuellen Veranlagung leidend, wurde der sensible junge Mann von gelegentlichen, aber schweren Depressionen heimgesucht. Und doch arbeitete er bis zur völligen Er schöpfung, in seinem eigenen künstlerischen Selbstverständnis den Ausgleich suchend. Er dirigierte - anfangs ohne rechte Erfolge -, wenn er Gelegenheit dazu bekam, schrieb Kritiken, wo immer es ging, lehrte und komponierte mit Fleiß. Als ihm eine hohe Gönnerin, die reiche Witwe Nadeschda von Meck, 1878 eine gute Jahresrente aussetzte, gab er sein Lehramt auf, um als Komponist und Dirigent seinen eigenen Weg zu beginnen. Großartige Werke entstanden seither, z. B. einige Opern, darunter „Eugen Im Gegensatz zu Tschaikowski sahen sich einige Petersburger Komponisten (Balakirew, Mussorgski, Cui, Rimski-Korsakow, Borodin) - genannt die „Novatoren“ oder „Das mächtige Häuflein“ - als die eigentlichen Erneuerer einer natio nalrussischen Musik an. Obwohl sie die westliche Musiksprache, ja jede akademische Ausbildung ablehnten, suchten sie ihre Aner kennung dennoch aus drücklich in Westeuropa.