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Zum Werk Das Werk ist durchkomponiert und dennoch in Abschnitte unterteilt. Entsprechend der Widmung „Meiner lieben Frau und unserem Jungen“ in der Partitur - dominieren drei The men, die von Strauss zunächst mit den Überschriften „Der Mann“, „Die Frau“ und „Das Kind“ versehen worden waren, später jedoch nur noch unter der Bezeichnung erstes, zweites und drittes Thema firmierten. Eine Einleitung bringt das Thema des Mannes in den Violon celli, gefolgt vom Thema der Frau und dem des Kindes (Oboe d 'amore), alle drei auch tonartlich charakterisiert. „Die einzelnen Abschnitte sind bestimmten häuslichen Situationen zugeordnet: Im Allegro ist es ein lebhafter Besuch der Verwandtschaft; im Scherzo dreht sich alles um die Beziehungen der Eltern zum Kind mit Wiegenlied, Spiel und elterlichem Glück; das Adagio entwickelt sich aus der separaten Aufstellung des männlichen und weiblichen Themas zu einer großangelegten, lyrisch-beseelten Liebes szene, zu dem sich gegen Ende auch das Thema des Kindes gesellt. Im vierten und letzten Abschnitt nutzte Strauss die Möglichkeiten einer eindrucksvollen, wenngleich ein wenig ausufernden hastigen Orchester-Doppelfuge zur musikalischen Darstellung eines durch das Kind gelegentlich kommentierten’ Familienzwistes, vom Komponisten als ,lustiger Streit’ apostrophiert, bevor mit einer jubelnden Orchesterstretta der häusliche Frieden wiederhergestellt wird“ (Andreas Kluge). so aus, als müsse man sie greifen können. Und daß es ihm dennoch um Erweiterung der Grenzen des musikalischen Möglichen ging, zei gen seine Tondichtungen allesamt. Immer war es ein Kampf um die je weilige Form, um die thematische Gestalt und deren Gestaltung, um ein Erproben sinfonischer Gebilde mit erkennbarer Aussage. Schließ lich entwickelte er in seinen Tondich tungen sein instrumentales Rüst zeug und gewann die ihm eigene Souveränität für die orchestrale Büh nensprache. Und gerade diese hielt ihn zeitlebens gefangen, also nicht nur allein der thematische Einfall, die melodische Linie, der Gesang, nein, die instrumentale Umsetzung, die Farbigkeit des Orchesterklan ges. Unendliche Möglichkeiten wa ren zu erproben und immer wieder neu zu bestimmen, wie verschieden artigste Instrumente in ihren klangli chen Unterschieden so zu mischen seien, daß neue Klänge erst entste hen können, Farben sich auftun, Musik beginnen kann, räumlich zu wirken. Für Strauss war das nicht nur Schmuck, sondern Beleuchtung der jeweiligen Stimmung und Cha rakterisierung des Augenblicks. Ende der 90er Jahre konnte Strauss bereits mit einigem Stolz eine wirk liche Erfolgsbilanz aufmachen. Im merhin war er zum führenden deut schen Tondichter aufgestiegen, war berühmt und soeben als Kapellmei ster an die Preußische Hofoper be rufen worden. Voller Selbstbewußt sein hat er sich gerade in der Ton dichtung „Ein Heldenleben" (1897/ 1998) selbst dargestellt, das Seelen gemälde eines,modernen' Künstlers. „Ich sehe nicht ein, warum ich keine Symphonie auf mich selbst machen sollte. Ich finde mich ebenso inter essant wie Napoleon oder Alexan der" - hat der Komponist seinerzeit geäußert. Nur wenige Jahre später stieß eine erneute musikalische Thematisierung der eigenen Vita vielerorts auf Befremden und Skep sis. Strauss war mit einem neuen