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ZUR EINFÜHRUNG Zum Werk Zögernd nur beginnt der 1. Satz (Adagio, 4/4-Takt), geht über in einen schnellen Teil (Allegro, Alla-breve-Takt) mit einer thematischen Entwicklung, wechselt nochmals zu langsam, dann zu schnell, immer reicher und dichter werdend im musikalischen Ausdruck, kommt zum Höhepunkt und beruhigt sich wieder (Adagio, 3/4-Takt). Den langsamen Satz (Larghetto, 3/4-Takt) betrachtete der Komponist selbst als den besten dieser Sinfonie. Im Stile einer Serenade, „Kammermusik im sinfonischen Rahmen“ - kleine Instrumenalgruppen lösen einander konzertierend ab -, erhebt sich nach einer längeren Einleitung über den gezupften Streichern eine anmutige Flötenmelodie, später in die Solovioline wechselnd. Der 3. Satz beginnt wie der erste in langsamem Zeitmaß (Lento, 3/4-Takt), geht nach einem Stimmungswandel in ein schwungvolles Allegro (6/8-Takt) über, wird wieder langsamer (Andante, 3/4-Takt), kontrastiert damit zu dem wieder aufklingenden Allegro, das die Sinfonie klangvoll und heiter abschließt. aus Paris fliehen mußte, viele Ma nuskripte dort zurückließ und nach einer einjährigen Odyssee über Südfrankreich und Lissabon in die USA kam. Dort wurde er durch ei ne Aufführung seines „Concerto grosso" (entstanden 1937) unter Koussevitzky rasch bekannt, so daß er bald Boden unter den Füßen fand. Er begann damit, Sinfonien zu komponieren, eine völlig neue Herausforderung für ihn, der er sich nicht so ohne weiteres stellen wollte. Nach dem Zweiten Welt krieg hatte das Prager Konservato rium versucht, den Komponisten als Lehrer zu gewinnen. Aus gesund heitlichen Gründen konnte er das Angebot nicht sogleich annehmen, lehnte es aber später aus ideologi schen Vorbehalten ab. Er blieb noch bis 1953 in den USA, unterrichtete während dieser Zeit an bedeutenden Ausbildungsstätten, so in Princeton, an der Manner School in New York, in Tanglewood und Philadel phia. Danach lebte er einige Zeit in Italien und Frankreich, bis ihn Paul Sacher in die Schweiz holte, wo er 1959 an einem Krebsleiden starb. In seinen letzten Jahren be schäftigte er sich vornehmlich mit philosophischen Fragen, die ihm für seine kompositorischen Arbeiten immer wichtiger wurden: „Ich bin zu der Ansicht gelangt, daß trotz unseres ungeheuren Fortschritts in Technik und Industrie die Gefühle und Fragen, die die Menschen be wegen, unverändert geblieben sind ... Das sind die Probleme der Freundschaft, der Liebe und des To des." Eine solche ästhetische Grundhaltung verkörpert wie kein anderes Werk das 1955 entstan dene Oratorium „Das Gilgamesch- Epos". Bohuslav Martino schrieb sechs Sinfonien, alle in den Verei nigten Staaten. Seine „Erste" ent stand auf die Bitte von Serge Kous sevitzky, dem berühmten Dirigenten des Boston Symphony Orchestra, kurz nachdem der Komponist recht mittellos 1941 glücklich in den USA gelandet war. Im Abstand von jeweils einem Jahr folgten weitere vier Sinfonien, 1953 seine „Sech ste". Sie alle sind ganz verschieden in ihrem Ausdrucksgehalt, folgen aber dem Leitgedanken ihres Schöp fers: „Kein Musiker sieht ein Ideal