ZUR EINFÜHRUNG Bohuslav Martinu war fast sein ganzes Leben lang Emigrant, und auch als Komponist ist er lange auf der Suche nach einer Heimat ge blieben. Sein Werk ist unübersicht lich, vieles nicht einmal veröffent licht. Er schrieb und verwarf rasch, überarbeitete und unterdrückte kaum etwas. Aufführung und Kritik gegenüber blieb er erstaunlich in different. Den ersten Geigenunterricht erhielt Bohuslav Martino beim Schneider seines Heimatortes. 1906 wurde ihm ein kleines Stipendium ausgesetzt, das ihm ein Studium am Prager Kon servatorium ermöglichte. Josef Suk wurde sein Geigenlehrer. 1909 wur de er in die Orgel- und Komposi tionsklasse aufgenommen, doch ein Jahr später wegen „unverbesserli cher Nachlässigkeit" vom Konser vatorium verwiesen. Aber er hatte ein Lehrerexamen in der Tasche, das ihm einen ersten Broterwerb ermöglichte und ihn auch alsbald - für fast zehn Jahre - Mitglied der Tschechischen Philharmonie werden ließ. Um sein Komponistenhandwerk zu vervollkommnen, nahm Martino nochmals bei Josef Suk Unterricht, ging dann aber nach Paris zu Albert Roussel. Dort verbrachte er in großer Armut auch die nächsten 17 Jahre seines Lebens. Schon in Prag hatte er sich vom Impressionismus beein flussen lassen, sammelte dann aber in Paris noch Erfahrungen mit dem Neoklassizismus und dem Jazz, der damals Europa überschwemmte. Der Komponist kam mit der „Group des six" um Darius Milhaud in Berührung, lernte Igor Strawinsky kennen, dessen „Sacre"-Rhythmik und Klangfarben er im Ballett „Halbzeit" (1924) reflektierte. Ex perimente mit surrealistischen Ele menten folgten, bis er die Concerti grossi der Barockmeister Arcangelo Corelli und Antonio Vivaldi für sich entdeckte. Hierin fand er eine Ide alform für seine eigenen Arbeiten. Musikalische Ideen gradlinig anein anderzureihen, entsprach ihm eher, als Gedanken dialektisch weiterzu entwickeln wie ein Sinfoniker. Anfang der 30er Jahre begannen verschiedene namhafte Dirigenten, sich für sein Werk einzusetzen: Vaclav Talich in Prag, Charles Munch in Paris, Ernest Ansermet und Paul Sacher in Genf und Ba sel, Serge Koussevitzky in Boston. Das machte ihm Mut, seinem ein geschlagenen Weg zu folgen. Ei nen harten Einschnitt hatte Martino zu überwinden, als er im Juni 1940 vor den deutschen Truppen Biographisches: • geb. 8.12.1890 in Policka/Ostböhmen, gest. 28.8.1959 in Liestal bei Basel • 1906- 1910 Studium am Prager Konservatorium (Violine, Orgel, Komposition) • 1913- 1922 Mitglied der Tschechischen Philharmonie • 1923 Paris, Studien bei A. Roussel • 1940 Flucht vor den Nazis aus Paris, kam auf Um wegen in die USA • 1942 Erste Sinfonie • bis 1953 Kompositionslehrer in den USA • Rückkehr nach Europa, lebte in Italien, Frankreich, seit 1956 in der Schweiz