aufhaltsam nach Österreich hinüber. Auch im Mannheimer Orchester hatte sich eine neuartig wirkende Instrumentalmusik entwickelt, die sich kurz nach Mitte des Jahrhun derts rasch auszubreiten begann. Der junge Haydn bemerkte das al les frühzeitig und fand rasch und wie selbstverständlich erscheinend Gefallen an einem wesentlich freie ren, einem volksliedhaften Ton, einer gemütvollen liedhaften Melodik. Musik diente der Unterhaltung und dem Lobe Gottes. Warum sollte das in alten Regeln und Gesetzen eingesperrt bleiben? Enge Grenzen behindern einen freien Geist. So komponierte Haydn nach eigenem Wohlgefallen, letztendlich doch wohl ziemlich unbeeinflußt von außen. Er bemerkte selbst gar nicht so recht, daß er auf wirklich neuen Wegen wandelte und schon bald „original" wurde. Das soll nicht heißen, Haydn habe alle traditio nellen Bahnen eigenwillig verlassen. Nein, er kannte sich gut aus in den bisherigen musikalischen Gattungen seiner nächsten Umgebung, begann lediglich, diese als Gefäße zu sehen und sie mit neuem Inhalt zu füllen. Haydn begann schon in einer Zeit, als J. S. Bach noch lebte (gestorben 1750) - seine letzten großen Werke schuf (u.a. „Kunst der Fuge" und „Musicalisches Opfer") sich in einer völlig anderen Tonsprache auszudrücken. Er fand z.B. - wie übrigens einige andere Komponisten auch, der Wiener Georg Monn (1717- 1750) etwa, vor allem aber der Italiener Giovanni Battista Sam- martini (1698 - 1775) - Gefallen daran, die alte italienische Sinfonie, die ursprüngliche dreiteilige Opern ouvertüre als selbständiges Orche sterwerk zu betrachten, sie aber in Einzelsätze zu teilen und später sogar einen Tanzsatz (Menuett) einzufügen. Ganze Bücher beschäftigen sich damit, die entwicklungsgeschichtli chen Leistungen Haydns zu unter suchen und zu analysieren. Das wollen wir uns hier ersparen. Doch kann glaubhaft versichert werden, daß es nicht ganz abwegig er scheint, ihn so betrachtet als „Vater der klassischen Sinfonie" zu be zeichnen. Hinzuzufügen wäre noch, daß er ebenso auch die Gattung des Streichquartetts geformt und ausgebaut hat. Erfunden hat er je denfalls daran nichts, doch an deren Entwicklung war er sehr beteiligt, und das sogar bis ins hohe Alter hinein. Immer wieder trat er mit neuen Ideen und Lösungen auf. Im mer wieder verstand er es, originelle Gedanken einzustreuen, andere Wege zu gehen, Überraschungen zu bereiten. Freund Mozart lernte schließlich von ihm und dankte ihm mit seinen „Haydn-Quartetten". Mit Stolz konnte Haydn, inzwi schen berühmt, geachtet und nach Paris und London eingeladen - von Mozart auf mögliche sprachliche Verständigungsschwierigkeiten im Ausland hingewiesen - antworten: „Meine Sprache versteht die ganze Welt." Haydn selbst numerierte seine Werke nicht, wie es später voller Biographisches: • geb. 31.3.1732 in Rohrau (Nieder österreich), gest. 31.5.1809 in Wien • 1740 Chorsänger der Stephanskirche in Wien • 1759 Kapellmeister bei Graf Morzin (1. Sinfonie) • 1761 „Vice-Capel- Meister" (neben G. J. Werner) auf Schloß Esterhaza • 1766 alleiniger Dirigent bei Fürst Esterhazy • 1790 Auflösung der fürstlichen Kapelle • 1790- 1792 und 1794 - 1795 zwei Londonreisen • 1798 „ Schöpfung " • 1801 Jahreszeiten"