ZUR EINFÜHRUNG Joseph Haydn als Kapellmeister auf Schloß Esterhäza, eine Anstellung, die ihn 28 Jahre lang an das Fürstenhaus gebunden hat (1761 - 1790) Joseph Haydn wird gern und immer wieder als „Vater der Sinfonie" bezeichnet, als habe er diese Gat tung erfunden. Nun, erfunden hat er sie nicht gerade, aber ihr sehr viele und gewichtige Impulse gege ben. Wie bei zahlreichen anderen musikalischen Gattungen hat sich diese, uns heute so geläufige Form erst in einem längeren Prozeß all mählich zu einem selbständigen „klassischen" Gebilde entwickelt, bis sie bei Beethoven einen ersten Höhepunkt erreichen konnte und von Brahms, Bruckner und Mahler schließlich zu einem musikalischen Universum weitergeführt wurde. Haydn hatte alle Möglichkeiten da zu, sich künstlerisch zu entfalten, nach neuen Wegen für seine Musik sprache zu suchen und einen eige nen Stil zu entwickeln. Er hatte das ausgesprochene Glück, recht früh zeitig an einen Fürstenhof mit großem musikalischen Anspruch zu kommen, nach Esterhäza, dem er lange Jahre als Kapellmeister einer „Lakaienkapelle" dienen konn te und dem er beinahe zeitlebens treulich verbunden blieb. Dort konnte er seine Werke aufführen und somit sofort selbst hören. Aus einer Not heraus, die irgendwie allen „Die nern" eines Herrn anlastet - Haydn mußte auf Befehl für den ständigen Bedarf des Fürsten komponieren - machte er für sich eine Tugend: die Erprobung aller kompositorischen Möglichkeiten. „Ich konnte als Chef eines Orchesters Versuche machen, beobachten, was den Ein druck hervorbringt und was ihn schwächt, also verbessern, weg schneiden, zusetzen, wagen. Ich war von der Welt abgesondert. Niemand in meiner Nähe konnte mich an mir selbst irre machen und quälen, und so mußte ich original werden", bekannte Haydn später rückblickend. Gerade dieses Aus probieren und Experimentieren aber war es, das für den Komponisten so wichtig werden sollte, für ihn selbst, aber auch für ganze Gene rationen nach ihm. Haydn war in die Zeit eines musi kalischen Umbruchs hineingeboren. Die alte „barocke" Spiel- und Aus drucksweise hatte sich allmählich überlebt, war „zopfig" geworden. Neue Formen, neue melodische Gestalten und thematisch-motivische Verarbeitungstechniken begannen aufzukeimen. Ja, ein völlig neues Musikverständnis schien in der Luft zu liegen, wehte von Italien her un-