gestalterischer Wille, der sich stän dig weiterentwickelt hat. Als Sohn eines Franzosen und einer baskischen Mutter fühlte er sich ge rade der vitalen Folklore der be nachbarten Region, ja Spaniens überhaupt sehr verbunden. So war es mehr als nur „eine pittoreske Note, eine farbige Nuance" (A. Hieber), sich diesem musikalischen Gestus immer wieder zu nähern (z. B. „Bolero", „Rapsodie espagno- le", der Operneinakter „Die spani sche Stunde"). Doch empfing er auch Anregungen aus der Musik altfran zösischer Meister, z. B. von Couperin („Le tombeau de Couperin") oder Rameau. Oder auch Begegnungen mit russischer Musik, z.B. der Alex ander Borodins (1833 - 1887), be einflußten ihn nachhaltig und trugen wesentlich zu seinem breiten musi kalisch-strukturellen Spektrum bei. „Wie der letztere verbirgt er mei sterhaft die Kunst eben durch die Kunst selbst" - schrieb einmal H. Prunieres und meint damit, man merke der Musik Ravels nicht an, wie schwierig es sein müsse, gera de das Unbeschwert-Charmante, Zauberhaft-Leichte, Graziös-Spiele rische musikalisch auszudrücken. Und so ist auch dies ein wichtiger Aspekt, nähert man sich bewußt und interessiert der Persönlichkeit und Denkweise Ravels. Er arbeitete äußerst systematisch, gründlich und gewissenhaft mit deutlichem Hang zur absoluten Präzision. Er konzi pierte langsam. Die Niederschrift erfolgte danach rasch. Erst ein völlig ausgereiftes Ergebnis wurde vorge legt. („Im Namen der Götter der Musik und in meinem eigenen: än dern Sie nichts an dem, was Sie ... niedergeschrieben haben!" schrieb ihm einst Debussy.) „Wir sollten uns immer daran erinnern, daß Sensibilität und Gefühl den wirkli chen Inhalt eines Kunstwerkes aus machen" - meinte Ravel. Seine Sen sibilität war die eines Perfektionisten und sein Gefühl nicht gerade emo tionaler Überschwang, sondern vornehme und gebändigte Zurück haltung. Doch seine Musik solle be zaubern - sagte er -, ihrem Wesen nach ausschließlich Musik bleiben, die keiner philosophischen oder metaphysischen Hintergründe be dürfe. Heute gehören Ravels Kla vier- und Orchesterwerke zu den meistgespielten Kompositionen des 20. Jahrhunderts. Im Jahre 1905 hatte Ravel fünf Kla vierstücke komponiert, die er unter dem Titel „Miroirs" (Spiegelbilder) veröffentlichte. Diese Stücke - ein Markstein in Ravels Schaffen - zei gen „in meiner Entwicklung als Har- moniker eine recht beachtliche Wandlung ..., so daß sie selbst die mit meiner Art vertrauten Musiker verblüfften". Die fünf „Spiegelbilder" demonstrieren sein Bemühen, sich aus impressionistischen Zwängen zu befreien. Sie sind sämtlich Mit gliedern des „Apachen"-Kreises gewidmet, einem Zirkel gleichge sinnter Freunde, dem u.a. Kompo nisten, Maler, Dichter angehörten. Immer wieder instrumentierte Ravel eigene - gelegentlich auch fremde - Klavierstücke, nicht allein zur Biographisches: • geb. 7.3.1875 in Ciboure (Basses-Pyrenees), gest. 28.12.1937 in Paris • ab 1889 Studium am Pariser Conser- vatoire Klavier, Kontrapunkt und bei G. Faure Komposition • 1914 Soldat • lebte ab 1920 in einer kleinen Villa in Montfort- l'Amaury bei Paris • seither Dirigate ei gener Werke in europäischen und amerikanischen Städten • 1928 Ehrendoktor würde in Oxford • seit 1933 Lähmungserschei nungen • 1937 Kopfopera tion, an der er starb