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Immer wieder war es der ältere, überaus erfolgreiche Haydn, der sich für den wesentlich jüngeren Mozart einsetzte. Mozart hingegen hatte ihm viel zu verdanken, erkannte voller Dankbarkeit in ihm den Freund, blickte in künstleri schen Fragen zu ihm auf, ließ sich von ihm inspirieren und entwickelte kompositorische Anregungen weiter. Sohn ist der größte Componist, den ich von Person und dem Nahmen nach kenne; er hat geschmack, und über das die größte Composi- tionswissenschaft!" Als dann aber die Kunde von auswärtigen Erfolgen Mozarts sich bis nach Wien herum gesprochen hatte, konnte man doch nicht so ganz umhin zu versuchen, ihn in den Mauern der Stadt zu halten. Bei Hofe überlegte man recht lange und hatte ihm endlich im Dezember 1787 „in Ansehung seiner in der Musik besitzenden Kenntniß und Fähigkeit, und sich hierdurch erworbenen Beifall, die besondere Gnade angethan, ihn zu allerhöchst Dero Kammermusikum aufzunehmen", mit mäßigem Gehalt übrigens. Das war beinahe ernie drigend. Tänze sollte er dafür kompo nieren, wenn kaiserliche Feste und Feiern dies erforderten. Mozarts Traum, kaiserlicher Kapellmeister zu werden, ging nicht in Erfüllung. Diesen Posten bekam Antonio Salieri 1788 und ein Jahresgehalt von 2000 Gulden dazu. Für Mozart standen nur 800 Gulden bereit. Joseph Haydn war empört und wollte helfen. Auf ein Angebot, das er aus Prag für eine Oper erhielt, antwortete er, für sich dankend ab lehnend: „Denn könnt ich jedem Musikfreunde ... die unnachahmli chen Arbeiten Mozarts, so tief und mit einem solchen musikalischen Verstände, mit einer so großen Empfindung in die Seele prägen, als ich sie begreife und empfinde: so würden die Nationen wettei fern, ein solches Kleinod in ihren Der Mozartfreund Joseph Haydn in der Zeit kurz nach Mozarts Tod Ringmauern zu besitzen. Prag soll den teuren Mann festhalten - aber auch belohnen; denn ohne dieses ist die Geschichte großer Genies traurig, und gibt der Nachwelt we nig Aufmunterung zum ferneren Be streben; weswegen leider so viel hoffnungsvolle Geister darnieder liegen. Mich zürnet es, daß dieser einzige Mozart noch nicht bei ei nem kaiserlichen oder königlichen Hofe engagiert ist! Verzeihen Sie, wenn ich aus dem Geleise komme: ich habe den Mann zu lieb ..." Nun, beim Kaiser war er jetzt an gestellt, doch nützte es ihm wenig. Notgedrungen schrieb er Bettel briefe an seine Freunde, in denen er sich demütigen mußte. Wie bit ter ihm dies gewesen sein wird,