Wolfgang Amadeus Mozart, Stich einer Silhouette nach Löschenkohl 11795) Seit 1781 lebte Wolfgang Amadeus Mozart in Wien. Er war seinem Dienstherrn, dem Fürsterzbischoi Colloredo, förmlich entflohen und hatte sich mit allem Risiko eines „freien" Künstlers in der Musikme tropole niedergelassen. Die Adels häuser hatten sich ihm nach und nach aufgetan. Er fand Anerken nung als Klavierspieler und -lehrer, und als Komponist veranstaltete er „Akademien". Das sind Konzert veranstaltungen auf eigene Kasse. Er schien glücklich zu sein. In ra scher Folge entstanden Kammer musikwerke und Klavierkonzerte, oftmals Auftragswerke für seine ari stokratischen Freunde oder den ei genen Gebrauch. Auch mit der Oper hatte er Glück, brachte nach seinem Münchener „Idomeneo" (1781) in Wien „Die Entführung aus dem Serail" (1782) höchst er folgreich heraus. Um 1785, als knapp 3Ojähriger, stand Mozart auf dem Zenit seines Ruhms. Doch bereits sein „Figaro" wurde 1786 in Wien nicht mehr so herzlich auf genommen. Der „Don Giovanni" gar - heute eine der wichtigsten Opern Mozarts - fand in Wien we niger Resonanz als noch vorher in Prag (1787). Das Publikum wende te sich zunehmend von Mozarts Art zu komponieren ab, wollte den entschiedenen „Hang für das Schwere und Ungewöhnliche" - wie merkwürdig uns das heute auch klingen mag - nicht mehr teilen, auch wenn „große und erhabene Gedanken, die einen kühnen Geist verraten", zu bemerken seien. Und gerade jetzt versuchte er, so zu komponieren, daß sowohl Kenner als auch weniger anspruchsvolle Hörer „Satisfaktion erhalten" könn ten. Allerdings wollte er sich nun auch nicht mehr ausschließlich am reinen Vergnügen und dem Unter haltungsbedürfnis der Hörer orien tieren, sondern doch mehr persön lichen Vorstellungen und Empfin dungen Raum geben, er ganz selbst sein oder es doch werden. Aber das Publikum konnte seinem Anspruch nicht ganz folgen, wollte es auch nicht mehr, und Mozart hatte als Pianist und mehr noch als Komponist längst auch den Reiz aller Neuheit verloren. Er lebte un ter ihnen, die ihn anfangs sehr ho fierten. Sie kannten ihn alle, hatten