Pauline de Ahna in der Rolle der Elisabeth in Wagners „Tannhäuser" (1894) in Klang; meisterhafte Kunst melo discher Entfaltung enthüllt sich im weitgesponnenen Violinsolo, mit dem die Seele im Lied .Beim Schla fengehen' zu entschweben scheint. Und wie fein ist der optimistische Aufschwung am Ende dieses Lie des nachempfunden. Welch riesenhaft absteigenden me lodischen Bogen vermag Strauss noch zu denken, mit dem er Eichendorffs ,1m Abendrot' einlei tet: Hier zeigt sich die .reife Kunst des Anfangens'. Während der Lek türe dieses Gedichts notierte Strauss bei den Worten .Wie sind wir wandermüde - ist dies etwa der Tod' das Hauptthema aus .Tod und Verklärung'. Nicht Resignation, sondern zufriedenes, erfülltes Ab schiednehmen entströmt dem be benden Wohlklang jenes Themas, wenn es aus den letzten Worten des Liedes aufkeimt. Es überwölbt den Schluß nicht hymnisch, son dern beugt sich demütig unter dem freundlichen Trillern der beiden Ler chen, die nachträumend in den Duft des Abends steigen. Der ver klingende Schluß: Strauss erfüllt noch im Abschied sein künstleri sches Credo. Am 8. September 1949 starb Richard Strauss in sei ner Villa in Garmisch; seine Frau folgte ihm wenige Monate später, am 13. Mai 1950." (Heinz Becker) Richard Strauss war wohl der letzte Opernkomponist, dessen Werke heute zum festen Bestand aller Opernhäuser der Welt zählen. War er im „Guntram" (1894) noch ein wirklicher Wagner-Epigone, so hatte er doch - vor allem über seine tondichterischen Orchesterwerke - mehr und mehr einen sehr persönli chen Stil gefunden. Das zeigte sich überdeutlich in seinen beiden frühen Opern „Salome" (1905) und mehr noch in „Elektra" (1909). Erschien geradezu eine Vorreiterrolle für die Moderne spielen zu wollen. „Ich hatte schon lange an den Orient- und Judenopern auszusetzen, daß ihnen wirklich östliches Kolorit und glühende Sonne fehlt. Das Bedürfnis gab mir wirklich exotische Harmonik ein ... Der Wunsch nach schärfster Personencharakterisierung brachte mich auf die Bitonalität" - erinnerte sich Strauss seiner „Salome". Diese Tonsprache, die Härte der Disso nanzen aber wurde umgehend als