Im Jahre 1813 wurden der Welt zwei Komponisten geschenkt, die späterhin als Schöpfer großer Opernwerke in einem Atem ge nannt werden mußten. Das waren Richard Wagner und Giuseppe Verdi. Beide trennte in ihrem Schöpfertum jedoch so viel, daß kaum eine vergleichbare Ebene ge funden werden kann, es aber auch kaum nötig erscheint, nach Ge meinsamkeiten zu suchen. Beide Komponisten jedenfalls sind so un sterblich in ihren großartigen Opern, daß mit deren Namen im allgemeinen Bewußtsein kaum an andere Genres gedacht wird. Doch für Verdi trifft dies nur be dingt zu, denn gerade seine Messa da Requiem gehört zu den ganz großen Werken, die jemals für den kirchlich-musikalischen Bereich komponiert wurden und gehört ge nauso zu den Welterfolgen wie sei ne populären Opern. Ergänzend sei noch daran erinnert, daß Verdi gegen Ende seines Lebens, als er mit „Falstaff" sein Opernschaffen beendete, noch einige Kirchenmu sikwerke geschrieben hat, darunter ein „Stabat mater" und ein „Te Deum". Das Requiem aber hat seine Entste hungsgeschichte und geht keines wegs auf einen weitgreifenden Schaffensplan zurück. Nachdem am 13. November 1868 Gioacchino Rossini gestorben war, sollten nach Verdis Wunsch die angesehensten italienischen Komponisten gemein sam eine Totenmesse, also ein Re quiem, zu seinem Gedenken kom ¬ ponieren. Dreizehn Komponisten arbeiteten an dem Projekt, Verdi selbst für das abschließende „Libe ro me, Domine". Eine Aufführung kam allerdings durch bornierte Bürokratie und kleinliche Einzel interessen nicht zustande. Aber der Gedanke, eine Totenmesse zu kom ponieren, wird Verdi selbst doch nicht so ganz losgelassen haben. Er komponierte ohne äußeren An laß zunächst einzelne Sätze, ein „Requiem mit Kyrie" und ein „Dies irae". Fast scheint es, als habe er nur darauf gewartet, irgendwann einmal Gelegenheit zu bekommen, seine Vorstellung, sein Empfinden von Sterben und Tod nicht nur auf der Opernbühne zu gestalten. Den Tod hatte er viele Male in seinen Opern gezeichnet, mit ergreifen den Szenen, mit allen künstleri schen Mitteln, die ihm zur Verfü gung standen, man denke nur an Aidas und Radames Liebestod, Giuseppe Verdi um 1888; Zeichnung von Vespasiano Bignami Biographisches: •geb. 9. (oder 10.) 10.1813 in Le Roncole bei Busseto, gest. 27.1.1901 in Mailand •1831 Privat unterricht bei Vincenzo Lavigna • 1836 „Maestro di musica" in Busseto •1839 erste Opernuraufführung an der Mailänder Scala („Oberto") • 1840 großer Erfolg mit „Nabucco" an der Scala •1851 „Rigoletto" • 1853 „Troubadour" und „La Traviata" •1871 „Aida" •1893 letzte Oper („Falstaff")