angstvoll geflüsterten bangen Fra ge, wird durchmessen. Den letzten Angstschrei des „Dies irae" be schwichtigt die rührende Klage des „Lacrymosa", dem letzten Teil die ser gewaltigen Bilderfolge. Herz erweichend ist das Schluchzen, das Verdi auch im „Don Carlos" verwendete. Einer feierlichen Steigerung folgt ein leise verhau chendes „Dona eis requiem", die Bitte um ewige Ruhe. Wie der Text des „Offertorium" ganz im Zeichen der Hoffnung auf Erlösung steht, birgt auch die ruhig fließende musikalische Bewegung den Charakter innerer Gelöstheit, die nur vom dramatischen „Quam olim Abrahae promisisti" zweimal kurz unterbrochen wird. Verdi ver zichtet hier auf die traditionell geforderte Fuge. Ein Zeichen für selbstbewußtes Ausdeuten. Ganz im Sinne alter Meister trägt jubelnder Glanz das „Sanctus", eine machtvolle achtstimmige Chor-Doppelfuge, die noch eine Steigerung im „Benedictus" und von chromatischen Gängen des Orchestertuttis umloderten „Hosi anna" findet. Und wieder folgt Entspannung, jetzt in der dreimaligen Anrufung des „Lamm Gottes" („Agnus Dei") mit der Bitte um die ewige Ruhe der Toten. Geradezu archaisch wirkt die gemeinsam - im Oktav abstand - geführte Melodie der beiden Frauenstimmen, die dann vom Chor aufgenommen wird. Die den Solostimmen beigefügten Flö ten deuten auf das Hirtenbild. Ganz den drei tieferen Solostim men überlassen bleibt das „Lux ae terno luceat eis", eine Fürbitte für die Toten. Unwirklich flimmernde Farben entstehen im Orchester, ent schweben schließlich mit den höch sten Lagen der Streicher und der Flöte förmlich in ferne Spähren. Der letzte Teil, das Schluß-Respon- sorium „Libero me", greift den An fang des Werkes wieder auf, durchmißt noch einmal alle Weiten des Infernos und des Himmelspara dieses. Psalmodierend beginnt der Solosopran, gefolgt vom dumpfen Nachstammeln des düstergefärb ten Chores. In langsamer Steige rung wölbt sich eine riesige Chor fuge auf, die schließlich vom Solo sopran herrlich überstrahlt wird in leidenschaftlich-inbrünstigem Fle hen, dann aber zurücksinkt in die leise geflüsterte, tief ergreifende Bitte: „Errette mich". Teil einer Notenseite in der Handschrift Verdis aus dem ersten Teil „Te decet hymnus"