Volltext Seite (XML)
Und gerade dieser Konzertform gehörte seine große Liebe, konnte er doch einerseits selbst spielen (das bedeutete Öffentlichkeit, An erkennung und Gelderwerb), an dererseits sich als Komponist immer wieder neu ausprobieren. In diesen ersten Wiener Jahren komponierte Mozart viel, Großes und Kleines, Serenaden, Klavier sachen, Sinfonien weniger, alles aber meist im Auftrag seiner Gön ner und Enthusiasten. Aber Mozart hatte sich nicht aus der Salzburger Abhängigkeit befreit, um in eine neue zu geraten. Die neue hieß Publikumsgeschmack, und Mozart wußte, nur mit dem, was in Mode ist, konnte man beliebt sein und sich im Nest der Aristokratie - das war die eigentliche geldgebende Schar - wärmen. Aber er war wis sender Künstler und bemerkte bald, wie sehr er sich im Kreise be wegte. Seinen künstlerischen Wert, den er sehr wohl kannte, wollte er vermarkten („wenn mich der kay- ser haben will, so soll er mich bezahlen"). So komponierte er denn weiterhin „für alle Arten von Ohren", jedoch weitaus weniger gern als vordem und schließlich gar nicht mehr „für die langen". Es ging ihm einfach nicht mehr aus schließlich darum, nur zu gefallen. Schritt für Schritt gab Mozart sei nen Werken mehr Tiefe, mehr „Ex pression", zog immer mehr Regi ster seiner stetig wachsenden Kunstfertigkeit und kam unverse hens in musikalische Bereiche, die seine Hörer bald schon zu ver schrecken begannen. Doch das war dann erst später. Erst einmal schrieb Mozart Musik, als sei's für ihn selbst. Das waren Konzerte „von ganz besonderer Art", vorerst keine Sinfonien. Denn schon mit seinen Klavierkonzerten begab er sich ins Sinfonische. Das war neu, noch nicht dagewesen. Sicherlich hatte er selbst, diese Art zu komponieren als Erweiterung seines Könnens gesehen, einen Qualitätssprung erkannt. Just in die ser Zeit (1784) begann er, voller Selbstbewußtsein ein eigenhändi ges Verzeichnis seiner neu entste henden Werke zu führen. Und als erste Nummer zeichnete er ein solch neues Klavierkonzert ein, das in Es-Dur (KV 449). Was aber ist diese besondere Art? Rein äußer lich wurde sein Orchester bald schon reicher durch Einfügung wei terer Bläser, Trompeten z. B. und Pauken (die gehörten zum Bläser satz) - Klarinetten hingegen finden wir erst später. Früher besetzte er meist nur zwei Oboen und zwei Hörner, gelegentlich noch zwei Fagotte. Aber hauptsächlich ging es ihm wohl um das Innere, die musikalische Faktur. War es vor dem durchaus üblich, daß das Soloinstrument gewissermaßen vom Orchester begleitet wurde, das „begleitende" Instrumentarium bestenfalls in Vor- und Zwischen spielen selbständig auftreten durfte, noch ganz im Sinne der barocken „Ritornell-Praxis", versuchte Mozart jetzt eine wirkliche Dialogform zu finden, gelegentlich sogar auf Biographisches: •geb. 27.1.1756 in Salzburg, gest. 5.12.1791 in Wien • musikalische Aus bildung bei Vater Leopold • 1762-65 mehrere Reisen als Wunder kind durch West europa bis nach Paris und London • 1769-73 drei Italienreisen • 1769 unbesoldeter, 1772 besoldeter Konzertmeister der Salzburger Hofkapelle • 1777/78 Paris reise, Hoforganist in Salzburg •1781 Wien •1782 Heirat mit Konstanze Weber • 1787 zwei Reisen nach Prag (Urauf führung „Don Giovanni") • 1789 Reisen nach Dresden, Leipzig, Potsdam, Berlin • 1791 Pragreise („Titus")