Das chorisch-homophone „Kyrie“ ist nicht mehr als ein kurzer lyrischer Vorspruch. Feierlich setzt das „Gloria“ ein mit einem vierstimmigen A-capella-Ruf des Cho res und der majestätisch einfallenden Antwort des Orchesters. Das „Qui tollis“ ist ein düsteres, wildes Zwischenspiel. Die Posaunen intonieren eine drohende Me lodie, gegen die die Streichinstrumente mit synkopischen Tremolo-Akzenten an gehen. Der Chor deklamiert, die Stimmen in Oktaven koppelnd, in abgerissenen Ausrufen, nur in der Bitte „Miserere“ findet er sich zu harmonischer Vierstimmigkeit zusammen. Eine freie, lyrisch strömende Fuge schließt den Teil ab. Das „Credo“ beginnt leise mit einem geheimnisvollen Paukenwirbel, der wie ein banges Leitmotiv immerfort wiederkehrt, der Chor singt das Glaubensbekennt nis liturgisch-förmlich in einfachen Es-Dur-Harmonien. Geburt und Leidensge schichte Christi sind zu einem zweiteiligen Mittelsatz von lyrisch-balladeskem Klang zusammengeschlossen. „Et incarnatus est“ singt der Solo-Tenor auf eine kantable, weiche Melodie. In dumpfem as-moll setzt das „Crucifixus“ ein, es stei gert sich über heftige Akzente zu einem Aufschrei, der zugleich wieder ins Pia- nissimo zurücksinkt. Eine breit ausgeführte Fuge beendet das „Credo“. Das klangprächtige „Sanctus“ ist kurz, das „Benedictus“, ein Stück von milder, ruhiger Schönheit, beruht auf einer schlichten, eigentümlich Schubertschen Melodie. Erschreckend wirkt der Einsatz des „Agnus Dei“. Die Anrede an das Lamm Gottes ist ein schweres, starres Viernotenmotiv, das meist mit einer erreg ten Gegenstimme gekoppelt scheint. Der Vokalsatz wird von Posaunen verstärkt und von unruhig synkopierten Streicherfiguren und gewaltsamen Hornstößen be gleitet: ein Ausbruch der Sündenangst und der Todesfurcht, den das einfache, still wie ein Wiegenlied gesungene „Dona nobis pacem“ nicht besänftigt, denn ganz kurz vor dem Schluß kehrt der Ausbruch des „Agnus“ mit äußerster Steige rung wieder, und seine Erregung klingt bis in die ruhig-feierlichen Schluss takte nach. g. Voranzeige Di 30.10.2001 Congress Centrum 2. Sinfoniekonzert Staatsphilharmonie Riga in Verbindung mit der SÜDWEST PRESSE Leitung: Terje Mikkelsen Solist: Mischa Maisky, Violoncello Wagner: Ouvertüre zur Oper „Rienzi“ Dvorak: Konzert für Violoncello und Orchester h-moll op. 104 Tschaikowsky: Sinfonie Nr. 4 f-moll op. 36