Thema der Zyklus-Konzerte DRESDNER PHILHARMONIE O bwohl die Romantik begrifflich im 19. Jahr hundert angesiedelt ist, läßt sie sich epochal kaum festmachen. Wir aber versuchen, in den Zyklus-Konzerten eine Aussage zu finden, die auch auf das 20. Jahrhundert anwendbar er scheint. So soll nachzuvollziehen sein, welche Musik der „klassischen Moderne“ durchaus roman tische Züge tragen kann, wie wir das Romanti sche heute begreifen, vielleicht als Haltung, als ein Lebensgefühl oder als eine ganze Gefühlswelt. Es geht um eine Musik, die in einer bestimmten Weise die Verbindung zum traditionell-tonalen Musizieren nicht verloren zu haben scheint und sogar Gefühlsbewegungen nicht ausspart, son dern direkt aufgreift. Denn gerade im Verlauf des Die Romantik des 20. Jahrhunderts 20. Jahrhunderts hat es enorme musikalische i Umbrüche gegeben. Wenn auch in sehr unter schiedlicher Art, sind doch völlig neuartige kom positorische Wege beschritten worden. Und sie alle hatten eines gemein: Abkehr von der Tra dition, rigoroser Bruch mit der künstlerischen , Vergangenheit, völliger Neubeginn. Etliche Komponisten jedoch haben nicht vordergründig nach neuen Mitteln gesucht, sondern Möglich- | keiten erproben wollen, die tonalen Grenzen zu dehnen und den bisher schon weit geöffneten musikalischen Raum noch weiter auszuschreiten. So entstand eine Musik, in der neuere komposi- j torische Mittel, traditionell verwandt, auch tradi- | tionelle Mittel neu erscheinen lassen. Vertreter ei ner solchen Ästhetik lassen sich nicht auf eine bestimmte Richtung reduzieren, auch wenn sie, wie im vorliegenden Programm, aus einem ge- | meinsamen Land - England - kommen. Und so I darf uns ein interessanter Abend erwarten mit ei nem gebürtigen Franzosen am Pult, der, in Großbritannien heimisch geworden, Werke engli scher Komponisten nach Deutschland mitbringt, entstanden zur Zeit des Ersten Weltkriegs, als al le diese Länder miteinander tödlich verfeindet waren und absolut keine romantischen Gefühle füreinander hegten.