„Pfitzners Musik ist von einer Innigkeit der Empfindung und Tiefe des Gemütslebens durchdrungen, die wir in Erzeugnissen der musikalischen Gegenwart vergebens suchen." (Engelbert Humperdinck 1894) Schon frühzeitig hatte er sich verkannt gefühlt, zu wenig beachtet, eher sogar mißachtet, und er glaubte, die Presse würde ihr „Hornissengift“ [ gegen ihn verschießen. Und so wurde aus ihm ein mißmutiger Misanthrop. Er - schon immer ein reizbarer Prinzipienreiter und hochgradiger Pedant - brüskierte so immer wieder zahllose Zeitgenossen, auch Freunde und zeitweilige Weggefährten. Aus seinem höchst aufbrausen den Temperament heraus verfaßte er verschie dentlich gallig-giftige Pamphlete. So erregte ihn beispielsweise Perruccio Busonis auf die Zukunft gerichteter „Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst“. Die Schrift war zwar schon 1907 erstmals veröffentlicht, brachte aber mit ihrer 2. Auflage 1916 in der nationalistisch aufgeheiz ten Situation des Ersten Weltkriegs Pfitzners Blut in rechte Wallung. Mit äußerster Vehemenz griff er in einer Gegenschrift („Futuristenge fahr“, 1917) Busoni an und dazu den Jüdisch internationalen“!!) Geist in der Neuen Musik. Und aus seiner Schrift „Die neue Ästhetik der musikalischen Impotenz“ (1920), die Antwort auf eine durch und durch poetische Beethoven- Auslegung von Paul Bekker, entwickelte sich ein Rundumschlag gegen Kunst und Politik der Gegenwart. Auseinandersetzungen erhielten bei ihm immer etwas Prinzipielles und wurden kon sequent bis zum bitteren Ende geführt. (Michael Kohlhaas war eine Figur, die er außerordentlich | schätzte. Erkannte er sich in ihr selbst?) Bis zum i Starrsinn hielt er an einmal gefaßten Überzeu gungen fest und verfolgte eine Konsequenz auch dann noch, wenn er längst wußte, daß sie nicht mit der Realität übereinstimmt. Und so gingen auch diplomatische Kompromisse gänz lich gegen seine Natur. Allein sein Umgang mit Intendanten, Regisseuren, Dirigenten und Sängern, alles also Menschen, auf die er sich durchaus angewiesen fühlen sollte für eine Aufführung seiner Werke, war voller penetranter Ungeschicklichkeit. Welch ein Wunder, kann