Der „deutscheste" aller Komponisten - ein Einsamer in der Kunst geb. 5.5.1869 in Moskau; gest. 22.5.1949 in Salzburg 1886 - 90 Musikstudium in Frankfurt 1897 - 1907 Kompositionslehrer am Sternschen Konservatorium in Berlin 1908 - 18 Direktor von städtischem Orchester und Konservatorium, ab 1910 auch Oper in Straßburg 1920 - 29 Lehrer an der Berliner Akademie der Künste 1930 - 34 Lehrer an der Akademie für Tonkunst in München Hans Pfitzner; ein Werk des Malers Robert K. Scholtz, der Anfang der 1920er Jahre insgesamt 40 Lithographien bedeu tender Persönlichkeiten der damaligen Zeit mit deren Original- Unterschriften schuf. (Blatt aus dem Besitz von Alexander Teichmann, Mitglied der Dresdner Philharmonie) Hans Pfitzner A uf einen sich abzeichnenden Untergang des alten Europas - eine derartige Unruhe be herrschte das geistige beben schon lange vor i dem Ersten Weltkrieg - reagierte Hans Pfitzner mit trotzigem Festhalten an den überkomme nen ästhetischen Grundsätzen der Kunst. Das machte ihn förmlich zu einem Streiter, zu einem verbissen kämpfenden Bewahrer der Tradition und damit zu einem, der die musikalische Moderne als Ganzes rigoros abzulehnen bereit war. Und dies wuchs sich aus zu einer Rebellion gegen jeglichen modischen Konformismus. Sehr bald nannte man ihn den „letzten Romantiker", denn er glaubte selbst, der letzte Komponist ei ner versinkenden Kultur zu sein. Mochten das die einen loben, anderen war diese Bezeichnung Ausdruck für einen hoffnungslos Veralteten mit tiefersitzender konservativer Gesinnung, dem Neuen so gar nicht aufgeschlossen. So kam i Pfitzner in die Lage, ewig Diskussionen - Don Quichotte gleich - über längst vergangene Ideale zu führen und Grundsätze zu verteidigen, die lange schon zusammengebrochen waren. Dennoch wirkte er wie eine janusköpfige Er scheinung, wie eine sich polarisierende Persön lichkeit. Ein Mann, der sich einerseits in der Tradition Schumanns und Wagners sah, diese auch vehement verteidigte, andererseits aber in seinen avanciertesten Werken der 20er Jahre mit ihrer oft rücksichtslosen Linearität bis an die Grenzen der Tonalität vordrang, mußte ganz einfach seine Hörer irritieren, sogar verschrek- ken. So widersetzte Pfitzners Musik sich raschem Konsum und damit dem rechten Erfolg. Dies hatte sie mit der Musik des nur wenig älteren Gustav Mahler und schließlich auch mit der ato nalen Musik gemein. Es machte Pfitzner zu ei nem Einsamen in der Kunst, zu einem, der nur selten Getreue fand, die ihn, den „deutsche sten“ aller Komponisten - wie er sich selbst sah und wie er auch gesehen werden wollte als „Meister“ zu akzeptieren bereit waren.