Thema der Zyklus-Konzerte DRESDNER O PHILHARMONIE O bwohl Hans Pfitzner zu den großen Persön lichkeiten des 20. Jahrhunderts gehört, aber vielfach vergessen wurde, gilt es, ihn wieder zu entdecken. Er wurde seinerzeit als der „letzte Romantiker“ bezeichnet, weil er alten Idealen an hing. Und doch hat er eine Musik geschaffen, die neuartig wirkte. Von seinen Gegnern wurde er bald als fortschrittsfeindlich angesehen und spä ter auch als ein Deutsch-Nationaler, der den Kunstdogmen des Nationalsozialismus Vorschub geleistet hat. Das hat ihm geschadet und ist auch heute noch nicht aus den Köpfen. Seine Oper „Palestrina“ brachte ihm seinerzeit (1917) einen großen Ruf ein. Die drei Vorspiele daraus haben wir im 1. Zyklus-Konzert dieser Saison vorge- Die Romantik des 20. Jahrhunderts stellt. Seine romantische Kantate „Von deutscher Seele“ gehört ebenso zu den großen Bekennt niswerken dieser Zeit, entstanden nach dem Ersten Weltkrieg. Mehrfache Aufführungen - so schon sehr frühzeitig in Dresden - haben uns das Werk in der Erinnerung belassen. Der Titel mag uns durchaus merkwürdig berühren und an die unsägliche Diskussion um die „Deutsche Leitkultur“ erinnern. Doch für Pfitzner war national geprägtes Gedankengut nicht anstößig, und er benutzte den Titel, weil er „keinen zu- sammenfassenderen Ausdruck fand für das, was aus diesen Gedichten an Nachdenklichem, Über mächtigem, Tiefernstem, Kräftigem und Heldi schem der deutschen Seele spricht.“ Auf Texte Joseph von Eichendorffs hat Pfitzner ein unge mein komplexes Werk geschaffen, das eine wun derbare Stimmung erzeugt. Vertrauter Klang wird gebrochen, Neues kommt hinzu - das 19. Jahr hundert begegnet der Moderne, einer persönli chen Moderne, wie sie nicht bei Mahler, Strauss oder Schönberg zu finden ist. Pfitzners Tonsprache ist sowohl glutvoll als asketisch, auch stimmungsvoll und kalt, immer aber voller Schönheit ganz im Sinne einer Romantik des 20. Jahrhunderts.