stück, ohne Vorbild, ist selbständig und ist ein völlig neuer Schubert. Das zweite Werk dieser Zeit, ebenfalls neuartig in seinem Schaffen, ist ein Quartettsatz in c-Moll (D 703) - ein be gonnener 2. Satz blieb Fragment (war das schon wieder Resignation?). Dieser „Versuch“ ist auch in Schuberts späteren Werken kaum wiederholt worden, doch zeigt er eine Rich tung, in die er dann einmal gehen wird. Erst mals sind fast dämonische, geradezu unheim lich wirkende Ansätze zu erspüren, finstere Mächte auszumachen und eine neue schmerz liche Tragik zu erahnen, die als Gegensatz zu dem sonst bekannt Liebenswürdigen, Leichten, Singenden auftreten. Das ist nicht Beethovens Pathetik, nicht ein Kampf von Dunkelheit zum Licht, nicht die „klassische“ Auseinanderset zung von Kontrastpaaren, das ist Schubert- sches Gefühl, eigene Empfindung, geboren aus seinen Lebens- und Schaffensumständen, in den Liedern längst präsent. Es würde zu weit führen, hier die sinfonischen Skizzen dieser Zeit näher zu beleuchten. Nur soviel sei angemerkt, es hat mehrfache Versuche in unserer Zeit gegeben, solche Entwürfe zu ei ner Sinfonie in D-Dur (D 615 und D 708) und einer in E-Dur (D 729) - alles aus dem Zeitraum zwischen 1818 und 1821 - zu instrumentieren bzw. auch zu ergänzen, um wenigstens auf die se Weise die Geheimnisse in Schuberts entwick lungsträchtigen Versuchen zu ergründen. So war es schließlich doch nicht ganz uner wartet, daß Franz Schubert uns ein „neuarti ges“ Werk aus dem Jahre 1822 hinterließ, das von uns als „Unvollendete“ - ebenfalls ein Torso - zu den wichtigsten, schönsten und größten kompositorischen Arbeiten des Mei sters gezählt wird. Der Komponist war auf dem Weg zur „großen Sinfonie“. So lautete sein selbstgesetztes Ziel. Lange Jahre ist darüber nachgedacht worden, ob eine C-Dur-Sinfonie, an der Schubert 1825