DRESDNER O* PHILHARMONIE stark verändert hatten, daß die Tonsprache rei cher geworden war, daß sich die klassischen j Formen erweitern ließen. Er hatte aber auch bewiesen, daß die schaffende Persönlichkeit voller Selbstbewußtsein nach neuen Wegen su chen muß. Und Schubert mühte sich. Zahllose | Skizzen entstanden, kleinere und umfangrei chere in den Jahren zwischen 1818 und 1821, die aufscheinen lassen, daß der Komponist auf | der Suche war nach einem wirklich eigenen Weg. Er schien aber immer wieder aufgegeben zu haben, fand nicht, was er wollte, blieb in Ansätzen, stellenweise sehr interessanten, stecken. Das nennt man dann Schaffenskrise. Ebenso versuchte Schubert aber auch, in der I Klaviersonate Beethoven nachzueilen, sich aber dann auch wieder von ihm lösen zu wollen. Auch hier gibt es Skizzen, Entwürfe, teilweise ausgeführte Sätze. Vielleicht aber bemerkte Schubert schließlich selbst, wo seine eigentliche Stärke lag, in der Erfindung schönster melodi- j scher Ströme, in lyrisch-gesangsvoller Themen bildung, in einer weichen Klanggestaltung, in einer bestechenden Art von liebenswürdiger j Hingebung. Schubert - der Sänger! In seinen Liedern hatte er von Anbeginn an ei nen sehr eigenen Ton gefunden. Warum nur wollte es in den Sinfonien nicht gelingen? 1819/20 entstanden zwei Instrumentalwerke, die einen ersten gewissen Durchbruch zu einer j möglichen Unabhängigkeit erkennen lassen. I Das ist eine Ouvertüre in e-Moll (D 648) mit einer Erweiterung des Orchesters um zwei zu- j sätzliche, also auf vier Hörner und erstmals um „sprechende“ Posaunen. An Stelle einer lang samen Introduktion schrieb Schubert eine Ein- | leitung (im Grundtempo des Werkes), die in gewaltigem Anlauf und großem Crescendo den Rhythmus und einen schließlich sogar hero- | ischen Charakter des Werkes aufbaut und dann - wirklich mutig spät - erst im 42. Takt zum Thema führt. Dieses Werk ist ohne Gegen- , Franz Schubert; Lithograhie von Joseph Kniehuber