Nicht nur seine effekthaschende Brillanz wurde überschwenglich gelobt, sondern auch sein beseeltes Adagio-Spiel. Franz Schubert wird in diesem Zusammenhang gern zitiert, weil der meinte, ihm sei, als habe er „einen Engel singen" gehört. Zuhörer förmlich von ihren Plätzen gerissen. Kaum ein anderer Künstler vor ihm hat solche Begeisterungsstürme ausgelöst. Louis Spohr, nur zwei Jahre älter als Paganini und als rei sender Geigenvirtuose ebenfalls erfolgsver wöhnt, erkannte neidlos das souveräne Spiel des Kollegen an: „Seine linke Hand sowie die immer reine Intonation scheinen mir bewunde rungswürdig.“ Paganinis eigene Kompositionen standen - der Meinung vieler Zeitgenossen nach zu urteilen - seinem Spiel an Brillanz und Stilempfinden nicht nach. Doch da sie aus schließlich dazu gedacht waren, seine außer gewöhnliche Beherrschung des Instruments zu demonstrieren, flössen, wenn auch höchst ef fektvolle, so doch zahlreiche musikalisch-kom positorische Belanglosigkeiten ein. Das wurde natürlich auch bemerkt. Spohr, selbst ein guter Komponist, erkannte natürlich diese Taschen spielertricks und hielt nicht hinter dem Berg, sie auch zu benennen: „In seinen Compositio- nen und seinem Vortrage fand ich eine sonder bare Mischung von höchst Genialem und kin disch Geschmacklosem, wodurch man sich abwechselnd angezogen und abgestoßen fühl te, weshalb der Totaleindruck nach öfterem Hören für mich nicht befriedigend war.“ Doch kritische Stimmen konnten Paganinis Ruhm in keiner Weise schmälern, im Gegenteil, seine Erfolge versetzten Europa in Raserei und Verzückung. So reiste er durch viele Länder und schonte sich nicht. Immer wieder aber machte er sich rar, ohne erkennen zu lassen, wo er sich gerade aufhielt und was er machte. Das wiederum bot natürlich einer Legenden bildung neue Nahrung. Schon immer hatte er, der gerissene Geschäftsmann, der er war, es verstanden, seine unstete, oft ungezügelte Le bensführung zu nutzen, um seine Lebenssta tionen (Mord an einer Geliebten und ein damit verbundener Gefängnisaufenthalt) und die Herkunft seiner Kunstfertigkeit (Teufelsbund)