ungewöhnlich ist und den liturgischen Rahmen sprengt. Das gelöste, in sei ner Beschwingtheit an das Seitenthema im Finalsatz der Großen C-Dur-Sin fonie erinnernde, dona nobis pacem tönt am Ende der Messe nur noch sehr verhalten und so leise wie das miserere nobis. Angesichts der Heillosigkeit einer gewalttätigen Welt schien der Komponist nicht mehr an den Frieden glauben zu können. Schubert war zwar in einem Alter um dreißig bereits ein recht erfolgreicher Komponist, aber ein glücklicher Mensch war er deswegen lange nicht. Zu sei ner persönlichen Situation nur so viel: 1824 infizierte er sich mit der Syphi lis, seit Sommer 1828 verschlechterte sich sein allgemeiner Gesundheitszu stand, bevor er im November an Bauchtyphus sterben musste. Seit dem Ende der Napoleonischen Kriege 1815 herrschte das „System Met ternich“, das Bündnis der „Heiligen Allianz“ zwischen Österreich, Preußen und Russland, das nicht nur politisch alle demokratischen freiheitlichen Bestrebungen unterdrückte, sondern auch das geistige Leben knebelte und sich rigoros in die Kunst einmischte: Es waltete eine strenge Zensur, begüns tigt wurde die italienische Oper und ein oberflächlicher Musikbetrieb: Die sentimentale Wiener Unterhaltungskultur hat hier ihren Ursprung („Wien, Wien, nur du allein...“). Das Schicksal von Schuberts Freund Johann Mayr hofer ist für die Schizophrenie der Zustände im damaligen Habsburgerreich bezeichnend: Von Berufs wegen war er Zensor, außerhalb des Dienstes Dich ter, 1836 stürzte er sich aus einem Fenster seiner Behörde. Nach der Erschütterung durch Aufklärung und Französische Revolution konnte die Komposition geistlicher Musik nur noch als persönliches Bekenntnis überzeugen - über den Rahmen liturgischer Gebrauchsmusik hinaus. Das gilt erst recht für einen Freigeist wie Schubert in der Zeit der politischen Reaktion nach dem Wiener Kongress. Ein Ausdruck davon ist, mit welchem Schwerpunkt der liturgische Text auskomponiert wird, und das sind hier die auf Jesus Christus - den menschgewordenen Gott - bezogenen Teile des Textes, der im übrigen an einigen Stellen gekürzt ist (was allerdings im 19. Jh. durchaus gängige Praxis war). Wie in allen seinen sechs Messkom positionen hat Schubert auch in der Es-Dur-Messe im Credo nicht den die Kirche betreffenden Glaubensartikel credo in unam sanctam catholicam et apostolicam ecclesiam vertont. Dies ist wohl kaum zufällig, sondern deutet auf seine nicht an kirchliche Äußerlichkeiten und Dogmen gebundene Reli giosität; eine Haltung, die durch seine Briefe und Notizbücher offensichtlich ist.