Bergen seiner eigenen Heimat. Aber für alles hatte er Melodien und den rechten Ton, aus Sehnen oder Träumen geboren. Schon als Kind komponierte er, hatte auch be scheidenen Unterricht; erst beim Vater, einem unbedeutenden Schullehrer, der vierzehn Kin der ernähren mußte. Später meinte der Hofor ganist Wenzel Ruziczka: „Den kann ich nichts lehren, der hat's vom lieben Gott.“ Auch Antonio Salieri, ehemals kaiserlicher Hofkapell meister in Wien und angeblicher Erzrivale Mozarts, nahm sich seiner an. „Und als die Kindheit vorbeiging, war dieser Franz Schubert ein ganz reifer, fertiger Komponist, völlig un brauchbar für alles, was nicht Musik bedeute te, aber unfaßbar genial in allem, was Musik hieß" (Kurt Pahlen). Abgesehen von kleinen Reisen und kurzen Sommeraufenthalten in nicht allzu weit entfernten Gegenden lebte er in Wien. Er hatte nicht das Glück wie der jun ge Mozart, die Welt zu sehen und sich dort zu bilden. Aber er hatte seine Stadt, in der es Musik im Überfluß gab und in die die Welt mancherlei hineinbrachte. Warum auch sollte er reisen, Unbequemlichkeiten auf sich nehmen und sich lächerlichen oder schwierigen Lebenslagen aussetzen? Er war daheim und hatte frohgemute und lebenstüchtige Freunde. Die waren ihm wichtig, denn sie stützten ihn, halfen, wo nötig, linderten sogar zeitweilige Not. Er machte mit ihnen unbeschwerte Landausflüge. Sie veranstalteten „Schubertia den" (Zusammenkünfte befreundeter Künstler), bei denen er am Klavier saß und Eigenes zum besten gab. Lebhaft ging es zu und fröhlich. Beethoven, den hochverehrten Meister, wollte er einmal in seinem Leben sehen, mit ihm spre chen. Man verabredete eine Begegnung für den Sommer 1827. Der Meister aber war im Frühjahr gestorben. Und Schubert hob nach der Beerdigung sein Glas „auf den nächsten“. Er war es selbst mit kaum 32 Jahren.