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Rabenauer Anzeiger : 23.09.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191109235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19110923
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19110923
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-23
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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Angaben würbe Metnetdsklüge gegen Ihn erhoben, jedesmal aber, wenn verhandelt werden sollte, wurde der Fürst herz krank, ob es je zur Beendigung des Verfahrens kommen wird, ist zweifelhaft. — Herr A. O. Weber hat Klage auf Nichtigkeitserklärung seiner Ehe mit der ehemaligen Majorin v. Schoenebeck, der Heldin des Allensteiner Dramas, einge leitet, wobei als Scheidungsgrund Geistestrübung oder Schwachsinn seiner Frau angegeben wird. Von den erschreckenden Tiefstand der italienischen Bevölkerung zeugt eine neue Schreckensmeldung. Bei Um bertide in der Nähe von Perugia stand eine alte Frau im Rufe der „Hexerei". Die abergläubischen Bauern beschlossen, daher, sie aus der Welt zu schaffen. Sie haben die Frau, wie die Untersuchung ergab, in einem Kalkofen bei leben digem Leibe verbrannt. Die Polizei ist aus der Spur der Missetäter. n Vee irische Eisenhahnerstreik. Das englische Er werbsleben leidet empfindlich unter dem Streik der Ange stellten der drei grössten irischen Eisenbahngesellschafteu. Dis Ursache des Streikes ist eine eigentümliche. Die Arbeitet weigerten sich nämlich, Holztransporte zu besorgen, weil im Holzgewerbe Streitigkeiten zwischen Unternehmern und Ar beitern ausgebrochen sind. Als die Direktionen der Bahnen Miene machten, auszusperren, kamen die Arbeiter mit dem Streik zuvor. Grobe Ausschreitungen werden aus Thurles gemeldet, wo sämtliche Signalwürter, Lokomotivführer, Ge päckträger usw. mit Ausnahme eines einzigen Signalwärters streiken. Die Ausständigen griffen seine Signalbude an, feuerten Schüsse auf den Wärter ab, so daß auch dieser Be amte sich schließlich den Streikenden aus Furcht anschloß. Ein Teil der im Manöver befindlichen irischen Truppen wurde zurückgerufen. Eine Trauerfeier, die deutsche und französische Offi ziere vereinte, fand für den in Marokko gefallenen franzö sischen Hauptmann Petitjean in dessen Heimatort, dem deut schen Grenzort Saint-Marie-oux-Chenes, statt. In Vertretung der Metzer Garnison nahm an ihr der Gouverneur mit mehreren Offizieren teil, in Vertretung der französischen Ar- mee vier Offiziere in Zivil. Im Trauerzug schritten die Offiziere beider Armeen nebeneinander. Von nah und fern. Nach dem Genuß von verdor' benem Schabefleisch erkrankten sechs Personen in Berlin, die gemeinschaftlich Haushalt führten, so schwer, daß sie Aust nähme im Krankenhaus finden mußten. — Ein kaum glaub licher Vorfall ereignete sich in Königshütte in Oberschlesien. Ein Iünglingsverein führte ein Schauspiel auf, indem Schüsse abzuseuern waren. Dazu nun bediente man sich eines scharf- geladenen Revolvers. Ein Musiker wurde durch den Kopf geschossen. — Mit der Affäre des Grafen Wolff-Metternich in Berlin, die demnächst in Berlin vor Gerichtsstätte wieder verhandelt wird, wird die Verhaftung des bayerischen Grafen Maximilian Montgelas in Bielitz in Verbindung gebracht. Die Festnahme erfolgte auf Anzeige des Grafen Stanislaus Plater aus Posen, der den Grafen beschuldigt, ihn durch Falschspiel um 40000 Kronen betrogen zu haben. — Vor dem Chef eines Pariser Modehauses erschien ein unbekann ter junger Mann, überreichte einen Bettelbrief, und zog,^ noch während der Chef las, eine Bombe hervor mit der Drohung, diese fallen zu lassen, wenn ihm nicht eine größere, Summe gegeben werde. Der Mann konnte, bevor er Un^ heil anrichtete, verhaftet werden. Er gibt an, ein Deutscher namens Beck zu sein und aus Kassel zu stammen. Ein sehr gemischtes Publikum hat der Prozeß gegen den Verleger Hirsch von den „Mainzer Neuesten Nachrichten" vor die Schranken des Mainzer Schwurgerichts geführt. Uber 150 Zeugen sind geladen, darunter viele Offiziere, Hotelbe sitzer, Verkäuferinnen, Modistinnen, Kontoristinnen, Schnei- derinnen, Dienstmädchen, Damen der Halbwelt und zwei- deutige Existenzen. Hirsch hatte den Chef der Mainzer Sitten polizei, den Beigeordneten Berndt, und die Polizeiassistentin Frau Dr. Schapiro nicht einwandsfreier Machenschaften ver dächtigt. Grotzfeucr in Westerland. In dem bekannten Bade- ort Westerland auf Sylt brach in den Strandhallen Groß- feuer aus. Sämtliche vier Hallen mit ihrer luxuriösen Ein richtung brannten nieder. Der Schaden wird auf etwa 200000 Mk. berechnet. Da die Hallen aus Fachwerk und Holz gebaut sind, waren sie in kurzer Zeit vom Feuer ver- nichtet, jede Löschhilfe kam zu spät. Berliner Leben. Das Union- (Kinematographen-) Tbeater hat geaen Len Berliner Nolireiorälidenten eine Schadenersatzklage von 25000 Mk. erhoben, weil Vieser die Vorführung des Films, der den berühmt gewordenen Faust kampf Johnson-Jeffries darstellt, verboten hat. Das Ver bot, dessen Gründe niemand außer dem Polizeipräsidenten kennt, erfolgte in letzter Stunde, als sich Hunderte von Per sonen vor dem Theater gesammelt hatten, sodaß die Direktion tatsächlich einen empfindlichen Schaden erlitt. Vermischtes. Thomas Alva Edison, der jetzt 64 Jahre alte berühmte amerikanische Erfinder, kommt nicht mit leeren Händen nach nach Berlin. Er will dein Berliner Magistrat, einer Zeitungs meldung zufolge, eine ebenso geheimnisvolle wie wunder bare Erfindung zum Ankauf anbieten, mit der es möglich sein soll, den auf fünf Jahre berechneten Bau der unterirdi schen Nord- und Südbahn in Berlin auf einjährige Bauzeit zu reduzieren, in gleichem Verhältnis auch die Kosten. Auch hat er ein elektrisches Verfahren ersonnen, mit dem das Grundwasser des märkischen Sandbrunnens, gewöhnlich nicht sehr appetitlich, in kristallklares, kohlensäurereiches und er frischendes Naß umgewandelt werden kann. Schließlich Hai er einen Nachrichtenapparat für das bis jetzt sehr im Ver^ borgenen gebliebene Berliner Preßbureau erfunden; es han delt sich um eine Kombination von Telegraphie, Telephon!« und Fernphotographie. Vas unverwundbare Ankerseebool. Im Hafen von Portsmouth veranstaltete die englische Marinevermastung ein Scharfschießen auf ein altes, ausrangiertes Unterseeboot. Das Boot ließ man in beträchtliche Tiefe steigen und feuerle dann auf das Ziel mit Zeitzündern, d. h. Geschossen, die erst kurz vor dem Ziel krepieren. Das Resultat der Be schießung soll gewesen sein, daß das Boot vollkommen un beschädigt blieb. — Das kann möglich sein. Das Wasser hemmt Geschosse außerordentlich stark. Die Torpedos, die die Unterseeboote schleudern, sind daher auch Sprengkörper, die mit Eigenbewegung ausgestattet sind, ferner haben sie kn der Spitze eine Zündung, die sich erst auslöst, wenn jie kinen harten Gegenstand, also z. B. die Bordswand eines Schiffes, berührt. Vie Teuerung. Unter der Lebensmittelteuerung leidet ganz Europa. Das deutscye Reich gehört noch zu den Ländern, die verhältnismäßig glimpflich sortgekommen sind. In Frankreich und Osterreich-Ungarn ist die Notlage erheb lich größer. Gelegentlich der Teuerungskrawalle in Nord srankreich und Belgien hat man Vergleiche angestellt mit den dort und bei uns im Reiche herrschenden Lebensmittelpreisen. In Frankreich wurden vielfach noch einmal so hohe Preise gezahlt als bei uns. Und ähnlich steht es in Österreich. Wir haben schon darauf hingewiesen, daß das Pfund Rind fleisch, das noch vor zehn Jahren in Wien eine Mark kostete, dort jetzt mit zwei Mark bezahlt werden muß, und daß auch Zucker, Kaffee und Kartoffeln an keinem deutschen Markt orte so hock im Preise stehen wie in Wien. Das Pfund Schweinefleisch kostet in der österreichischen Hauptstadt 1.40, Kalbfleisch 1.70, Rindfilet 2,15 und Gänsefleisch 0.90 Mark. Das sind Teucrungspreise, wie wir sie bei uns glücklicher weise auch noch nicht entfernt zu verzeichnen haben. Welchen Zweck hätte da die von vielen Seiten als durchgreifend em pfohlene Maßnahme der Grenzöffnung! Draußen sind die Preise ja höher als im eigenen Lande. Die von den maß gebenden Behörden des Reichs und der Bundesstaaten ver fügte Herabsetzung von Eisenbahntarifen wird zur Linderung der Notlage beitragen; und weitere Maßnahmen werden nicht ausbleiben, wenn sie sich als notwendig erweisen t sollten. Teucrungsdemonstrationen haben bekanntlich auch I wir zu erwarten; daß sie den revolufionären Kundgebungen in Frankreich und Wien nicht gleichen werden, dürfen wir mit Bestimmtheit voraussetzen. Vie Schulden der Stüole. Es war selbstverständlich, daß sich der in diesem Jahre in Posen zujammengetret ne deutsche Städtetag auch mit der Frage der üblen Schulden- Wirtschaft der Städte beschäftigen würde, nachdem di« Schul den der Städte die des Reiches bei weitem übertroffen haben. Der Etädtetag hat seinen Mitgliedern dringend empfohlen, außerordentliche Bedürfnisse mehr, als bisher geschehen, durch Fondsbildung zu decken und dadurch das Anschwellen der städtischen Anleihen zu vermeiden und den Wohlstand der Städte zu heben. Es muß zugegeben werden, daß die Städte viel in kultureller Hinsicht getan haben, es war gewisser- * maßen ein Wettlauf auf sozialpolitischem Gebiet, den man SerSnstaltet«. Schuidenwütschast ist aber aus alle Fälle un gesund, zumal man die Deckung bisher eigentlich nur aus eine wachsende Steuerkrast des Bürgertums basierte. Wenn dies« aber ausbleibt? Dann werden die großartigen städti schen Anlagen unangenehm empfunden, dann wird Wohltat Wage. Keine Entwicklung darf überhastet werden. Die Stimmung auf dem Großindustrie-Markt ist gedrückt. Es ist nach der „Voss. Ztg." der Industrie nicht mehr möglich, aus der erheblichen Zunahme von Waren produktion und -Umsatz einheitlich Nutzen zu ziehen. In den verschiedensten Zweigen find die Hersteller nicht mit den Erlösen sür ihre Waren zufrieden, indem teils hohe Roh- materiakpreise, teils gedrückte Fabrikatpreise (infolge der ver schärften Konkurrenz) den Gewinn beeinträchtigen. Dabei müden sich in Gestalt der internationalen Börsendepresfian, dre Lebeusnuttslieuerung, der Versteifung des Geldmarktes und, nicht zu vergessen, der noch immer unsicheren politischen Lage Momente, dis einer befriedigenden Entwicklung des geschäftlichen Lebens kinderlieb sind. Die Erhöhung des Rsichsbankdiskonls von 4 auf 5 Prozent, die soeben erjolgte, ist zum nicht geringen Teile auf das Anschwellen des Wechselportefeuilles zurückzuführen. Die starke Benutzung von Wechseln als Zahlungsmittel droht überhand zu nehmen. Sie ist heute durchaus nicht mehr auf die großen Geschäfte mit ihren Riesenzahlungen beschränkt, sondern auch im kleinen Verkehr häufiger als wünschenswert wäre, anzutreffen. Der Gebrauch von Wech- sein im Kleinverkehr ist aber wenig anders als die Kontra- hierung von Schulden. Ein Name ist schnell quergeschrieben; die Einlösung von Wechseln verursacht manch einem schwere Sorgen. Wer irgend kann, sollte sich auf Wechselgeschäste daher nicht einlassen. Die erste Schlacht um Marokko, so läßt sich das „B T." aus Köln berichten, wurde dieser Tage auf dem Heu markt in Köln ausgesochten. In einer Wirtschaft unterhielt sich eine Gesellschaft über Marolko, wobei ein junger Nase weis auf Deutschland schimpfte, das nur seinen Profit machen wolle. „Dat schingk mer 'ne Franzos zu sinn," bemerkte einer der Politiker. „Io," fügte ein anderer hin zu, „hä sprich su verdächtig durch de Naas." Als die Poli- tiker das Lokal verliehen, wurde die Unterhaltung fortge setzt, und der junge Mann verstieg sich zu der Behauptung, Frankreich könne unmöglich die deutschen Vorschläge akzep tieren. Die Meinungen platzten immr heftiger aufeinander und wenige Augenblicke später war die schönste Keilerei im Gange. Das geeinte Deutschland aber war Sieger ge blieben. Für das angefeinSele 25 Pfennigstück tritt di« „Nordd. Allg. Ztg." ein. Beschwerden über das Bild der Münze, io sagt sie, sind noch verfehlter als die über ihren Umkana. Das verteuerte Pilsener. Die Berliner Cafetiers und Restaurateurs haben sich infolge der Verteuerung des Pil sener Bieres genötigt gesehen, den Preis für ein Glas echtes Pilsener Bier von 30 Pfg. auf 35 Pfg., für einen Schnitt von 20 auf 25 Pfg. heraufzusetzen. Wer nicht gerade leiden schaftlicher Verehrer des Tschechenbieres ist, wird nun wohl deutsche Biere trinken, die noch zu zivilen Preisen zu haben find. Eino Festungsübung größeren Stils nimmt in diesen Tagen um Thorn ihren Anfang. Auch der Kaiser wollte ihr ursprünglich beiwohnen, später wurde die Absicht jedoch aufgegeben. An der Festungsübung, die u. a. mit dem Bau einer kriegsmäßigen Vollbahn verbunden ist, nehmen auch die Militärluftschiffe M. 1 und 2 teil. Für beide Luft- lchiffe wurden auf dem Thorner Schießplatz lransportabl« Ballonhallen errichtet. Schelmereien vom Tage. Gescholten auf den Som mer ist — In diesem Jahre doch aus Kräften, — Er dörrte aus des Menschen Hirn — Und macht ihn krank in allen Säften. — Sein Regiment war ewig lang, — Bald länger als die treuste Liebe, — Nur eines feblte stets in ihm, — Die Fülle froher Hoffnungstriebe. — Dach jetzt, am Ende zeigt er sich, — Daß besser es war, als man sagte, — Er weist uns seinen Edelmut, — Nun, wo er geht, der Hoch betagte, — Denn noch ist Herr heut nicht der Herbst, — Da ruft der Sommer: „Laßt das Klagen, — Es tröpfelt, rieselt, regnet los, — Jetzt sollt ihr mich zu Grabe tragen!" — Und wenn der Herbst regiert im Land, — Gibts eine Woche großes Freuen; — Doch hört dann nicht das Rieseln auf, — So fängt auf's neu man an zu schreien! einiger von Stoivpinr Tod. Die Haltung Stolypins, nachdem er oie tödliche Wunde empfangen, erregt auch in den Kreisen seiner Feinde ans- richtige Bewunderung. „Er ist als ein Held gestorben!" Auf diese Tonart find die Nachrufe gestimmt, die dem Ver storbenen gewidmet werden. Die nationalen Blätter erschienen mit Trauerrand. Der Zar ist von Tschernigow nach Kiew zurückgekehrt, wo er sich an das Sterbelager Stolypins be gab. Die Blätter feiern die großen Verdienste Stolypins, dem es gelungen sei, Ruhe in Rußland zu schaffen, auf ge setzlichem Wege Reformarbeit durchzusühren und die Reichs duma ins Leben zu rufen. — Die Pariser Blätter widmen dem verstorbenen Staatsmann warme Nachrufe, in denen jedoch zum Teil nur die Tatsachen aufgezählt werden, aus das Verwerfliche der Propaganda der Tat aber nicht hinge- wiesen wird. Der „Matm" betont, daß sich in Frankreich bis schwersten und weittragendsten politischen Umwälzungen ohne Meuchelmord vollzogen hätten, und daß man daher dort den Gebrauch von Mordwaffen am schärfsten verurtei len werde. Stolypin bat kurz vor seinem Tode, das Zimmer hell zu erleuchten, gerade so, wie es Göthe tat, dessen letztes vernehmliches Wort bekanntlich „Mehr Licht!" lautete. Alle elektrischen Lampen wurden sofort eingeschaltet. Mit einer letzten Kraftanstrengung richtete sich der Sterbende auf und lächelte seiner Umgebung wiederholt freundlich zu. Dann verfiel er in Bewußtlosigkeit und sprach nur noch einige zu- sammenhangslose Worte. „Gebt den Brief her!" „Den Rotstift, den Rotstift!" Als nachmittags zur Beseitigung des Blutergusses ein nochmaliger operativer Eingriff be schlossen wurde, sagte Stolypin zu den Ärzten: „Macht, was ihr wollt I" Der Eingriff wurde schließlich als zwecklos aufgegeben. — Die Mordwaffe, die aus Deutschland stammen fall, erhielt Bagrow angeblich von dem Chef der Kiewer Geheimpolizei, Oberst Kuljabko. Sie soll mit Dum-Dum- Kugeln geladen gewesen sein; darauf werden verschiedene Verletzungen der inneren Organe zurückgeführt. — Auf Sio- typin wurden während seiner Tätigkeit als Minister sechs Attentat geplagt, Bevor er nach Kiew abreiste, äußerte elne bekannte Persönlichkeit aus seiner Umgebung, daß ein ! neues Attentat gegen ihn geschmiedet werde. Stolypin ant- ! wartete ruhig: „In den letzten Jahren habe ich mich so ' sehr an den Gedanken eines neuen Attentats gewöhnt, daß die Angst vor dem Tode sür mich jede Schärfe verloren hat." Die Beerdigung Stolypins wird in Petersburg statt finden. — Der Attentäter Bagrow bezog 185 Rubel Mo natsgehalt von der Geheimpolizei, außerdem erhielt er sür besondere Aufträge eine Entlohnung. Bagrows Oheim, ein bekannter Nervenarzt, wurde verhaftet, ebenso seine Tante, deren Köchin und die Dienerschaft. Der Polizeichef Kuljabko wurde vom Dienst enthoben. Buntes Allerlei. Reber staatlichen Säuglingsschuh verbreitete sich in den wetteren Verhandlungen des Internationalen Kongresses, dem der Kaiser sür die Huldigung seinen wärmsten Dank und den Ausdruck seines lebhaftesten Interesses übermitteln lieh, der Budapester Ministerialrat v. Ruffy. Die humani täre Teilnahme der Gesellschaft, so führte er aus, reicht nicht hin, gewisse soziale Mißstände und die dadurch geschaffene Notlage der kleinen Erdenbürger zu mildern. Der Säug lingsschuh ist ein sozialpolitisches Bedürfnis, das sich in der Staatsverwaltung Geltung sucht und suchen muß. In Un garn kommt die Gesetzgebung dieser Forderung in vorbild licher Weise nach. Die ungarische Staatsverwaltung hat das Recht des verlassenen Kindes auf staatliche Versorgung an erkannt. Das ungarische staatliche Kinderschutzwesen kennt nur einen Begriff: das Recht des Kindes, nur einen Willen: das Interesse des Kindes. Es kennt keine Illegitimität; vor ihm sind alle Kinder, eheliche und uneheliche, gleich. Der staatliche Kinderschuh soll allerdings die Prioatbestrebungen nicht überflüssig machen. Der Vortrag erntete stürmischen Beifall. Zum Vinnenschiffcihrts-Kongretz wird weiter gemel- det: Auf das Huldigungstslegramm des Kongresses an den Kaffer ließ der Monarch mit freundlichen Worten dan ken. Der nächste Binnenschiffahrts-Kongreß der beiden ver bündeten Reiche soff 1913 in Konstanz stattfinden. Die Wahlbeteiligung an der Düsseldorfer Ersatzwahl sür den verstorbenen Zentrumsabgeordneten Kirsch war un gewöhnlich stark. Während Sozialdemokratie und Fort schrittler freiwillige Heffer in Hülle und Fülle hatten, mußte das Zentrum bezahlte Helfer einstellen. Vielfach leisteten Frauen Wahlhilfe und holten säumige Wähler heran. Im Fuhrmannstreik waren die Streikposten verschwunden und leisteten der Sozialdemokratie Wahlhilfe. Der englische Botschafter in Wien Cartwright, der sich durch seine deutschfeindliche Betätigung in Wien un möglich gemacht hat, wird nach einigen Monaten den Wiener Botschafterposten mit einem andern vertauschen. Einen Kriegsariikel, in dem von dem Aufbäumen aller Gefühls Frankreichs gegen den Druck Deutschlands so wie davon die Rede ist, daß Frankreich eine Armee hinter sich hat, die so ist, daß die Republik nichts anders verstehen würde als die äußerste Entschlossenheit, veröffentlichte die Pariser „France Militaire" in demselben Augenblick, in dem die Sozialisten Frankreichs für den kommenden Sonntag Massenkundgebungen für den Frieden anzeigten. Dem verstorbenen Ovecbergral Kart Meitzner, Vortragenden Rat im preußischen Ministerium für Handel und Gewerbe, widmet der „Staarsnnzeiger" einen ehrenden Nachruf. Seine großen Verdienste auf dem Gebiete der Unfallverhütung und des Arbeiterschutzcs werden besonders hervorgehoben. .. Aus dem Haag. Bei Eröffnung der Session der Generalstaaten verlas in Vertretung der Königin Wilhel mine der Ministerpräsident die Thronrede, in der die Be ziehungen zu den Mächten die freundschaftlichsten genannt werden. sro Lokomotiven sollen für die preußisch-hessischen Staotseisenbahnen und 15 sür die elsaß-lothringischen Eisen bahnen in Bestellung gegeben werden. Die Gebrüder Mannesmann beabsichtigen nach einem unglaubhaften Gerücht aus Mogador, das südlich von Agadir gelegene Ifni von den Spaniern zu pachten, wenn Deutsch land Agadir aufgebe. In Mogador würde augenblicklich mit dem spanischen Konsul über dieses Projekt verhandelt.
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