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Rabenauer Anzeiger : 23.09.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191109235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19110923
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19110923
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-23
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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Politische^Nundschau. Deutschland. DI« Aeberkragung der prlvatbeamlenverflcheruug auf eine Vereinigung von Lebensversicherungsgesellschaften ist bet den Leistungen der Angestellten wie den Regierungs- entwurf sie vorsiehl nicht nur möglich, sondern der Angestell ten braucht auch nur eine Wartezeit von 5 Jahren auferlegt zu werden; außerdem erhalten sie die Möglichkeit der Aus wahl unter einer Reihe von Versicherungsanstalten. So lautet das Ergebnis der versicherunasmathematischen Prüfung, welche die Arbeitszentrale für die Privatbeamtenversicherung in einer soeben in Dresden abgehaltenen Plenarsitzung vor nahm. Auch der Ausbau der Invalidenversicherung hat fü'' das Reich keine stärkere Belastung zur Folge. Dsr erste Wahlaufruf für die bevorstehenden Reichs tagswahlen ist vom Zentralausschuß der vereinigten Immngs- verbände Deutschlands ausgegangen. Er fordert die Herbei führung eines gedeihlichen Verhältnisses zwischen Fabrik und Handwerk, stärkere Heranziehung des Handwerks zur Begut achtung von Gesetzentwürfen und als Mitglieder der ersten Kammern, Einrichtung besonderer Handwerksabteilungen in den Ministerien, Schutz der Arbeitswilligen, aber keine Ver sicherung der Arbeitslosen, Ausbau der Fachfortbildungs schulen ohne Religionsunterricht, reichsgesetzliche Regelung des Verdingungswesens, Bekämpfung des Bauschwindels sowie der Konkurrenz durch Gesängnisarboit, Warenhäuser, Kon sumvereine, Wanderlager und Leihhäuser, Schutz vor nach teiligen gewerbepolizeilichen Bestimmungen, Aufhebung der Bäckerei- und ähnlichen Verordnungen sowie Förderung aller Msttel zur Beseitiauna des Boraunweiens. Wechsel im Oberpräsidinm von Posen. Herr von Waldow, der bisherige Oberpräsident der Provinz Posen, trat von seinem Posten zurück, er trat an die Stelle des in den Ruhestand tretenden Oberpräsidenten von Pommern, des Freiherrn von Maltzahn. Zum neuen Oberpräsidenten von Posen wurde der bisherige Unterstaatssekretär iin preu ßischen Kuitusministerlum Dr. Schwartzkopff ernannt, in dessen Stells wieder Ministerialdirektor von Chappuis trat. — Der neue Oberprüsident ist ein Ostmärker. Er besitzt Güter bei Dobiewo und gilt als guter Kenner von Land und Leuten. Daß ein Wechsel in der Leitung des Posener Oberpräsidiums bevorstand, war bekanntlich seit langem kein Geheimnis mehr, nachdem zwischen Herrn von Waldow und dem preußischen Ministerium in Sachen der Polenpolitik Differenzen entstanden waren. Als Nachfolger wurde noch vor wenigen Tagen der Regierungspräsident von Oppeln genannt, an dessen Stelle der Berliner Polizeipräsident Herr von Iagow treten sollte. Dr. Schwartzkopff, der im rüstigen Alter von 53 Jahren steht, gN als Vertreter einer maß vollen Polenpolitik. Er wird das neue Amt wahrscheinlich in der ersten Hälfte des Monats Oktober übernehmen. In seinem bisherigen Wirkungskreis betätigte sich Dr. Schwartz kopff als entschiedener Anhänger der streng kirchlichen Rich- tung. Seine hervorragende Tätigkeit bei allen neuen Ge setzen, die aus dem Bereich des Kultusministeriums hervor gegangen sind, hat ihm viele Angriffe, aber noch mehr An erkennung eingetragen. Zur deutsch-französischen Verständigung. Zur opti mistischen deutschen Auffassung in der Marokkofrage erklärt der Berliner Korrespondent der „Frkf. Ztg.": Von allen Punkten, die zum Programm der Sicherung der wirtschaft lichen Rechte Deutschlands in Marokko gehören, sei nur noch ein einziger vorhanden, über den eine Verständigung noch ausstehe. Auf diese Tatsache gründe sich die Hoffnung einer' baldigen endgiltigen Regelung der ganzen Marokkofrage. Auch die kurze Zeit, die zur deutschen Rückäußsrung nötig gewesen sei, beweise, daß eine ziemlich weitgehende Über einstimmung zwischen Frankreich und Deutschland herge- stellt sei. Vie österreich-ungarischen Fleischverhandlungcn werden Ausgangs dieser Woche in Wien wieder ausgenom men. Der ungarische Ministerpräsident Khuen, der zu diesem Ende in Wien bereits eintraf, schwieg sich den drängenden Aussragern über den Stand und die Aussichten der Ver- Handlungen völlig aus. — Die Ernennung des neuen Reichs kriegsministers, Generals Ritter v. Auffenberg an Stelle des Freiherrn v. Schönaich wurde bereits amtlich publiziert. Der neue Minister genießt die Gunst des Thronfolgers Franz Ferdinand, den ein Londoner Blatt die maßgebendste Per sönlichkeit Eurovas nannte. Ausgeitotzen. 21) Roman von N. Marby. Ein lauter, zornig heroorgeftoßener Ausruf entriß Maria ihrem Sinnen. Erschrocken aufschauend gewahrte sie in kurzer Entfernung mitten auf der Landstraße ein mit zwei Ziehhunden bespanntes, karrenähnliches Fuhrwerk. Unter rohen Ausrufen hieben zwei halbwüchsige zerlumpte Jungen mit heftigen Stockschlägen auf die struppigen, ab gemagerten Tiere ein, die, sichtlich aufs äußerste erschöpft, nicht mehr imstande waren, ihre schwere Last weiter zu ziehen. „Wartet, ihr infamen Biester, wollt ihr woll uffstehn? Will euch faule Rackersch Beine machen." Wieder schwang der ältere Junge seine Peitsche, ließ sie schwer aus den Rücken des ihm zunächst liegenden Tieres niedersausen und holte eben zu erneuten Schlägen aus, als die ob der Grausamkeit empörte Maria in be fehlendem Tone Einhalt gebot. Unwillkürlich ließ der Junge den erhobenen Arm sinken, während er mit dem Ausdruck eines dumm verwunderten Erstaunens auf die unerwartet auftauchende feine, junge Dame blickte, die mit flammenden Augen jein und des Bruders Tun eine himmel schreiende Unbarmherzigkeit zu nennen sich anmaßte und mit erhobener Stimme hinzusügte: „Sie sollen sich der Sünde schämen, die armen Tiere so unmenschlich zu quälen!" In dem jüngeren und kleineren der Burschen schien noch nicht alles menschliche Gefühl erloschen, er blickte be schämt zu Boden, dagegen erhob der andere trotzig den Kopf und versetzte dann frech: „'s sind unsere Hunde, wir können mit machen, was wir wollen, und 's hat sich niemand nicht drum zu küm mern, ob ich se schlage oder nich! Zum Sattfressen allein 0sterretch-A«Harn. Die Vorgänge des blutigen Sonn tags, an dem die Führer gegen die sonstige Gewohnheit die Massen hatten zügellos schalten lassen, sodaß es zu Plünde rungen, Zerstörungen und Brandlegungen schlimmster Art kam, und die Truppen seit dem Revolutionsjahre zum ersten Male wieder scharfe Salven abgeben mußten, wiederholten sich auf die eindringlichen Mahnungen der sozialistischen Parteiführer am Montag und Dienstag nicht wieder. Ganz ohne Ruhestörungen ging es jedoch auch nicht ab. Im 16. Wiener Bezirk versuchte in der Nacht zum Dienstag eine Anzahl Burschen wiederholt, sich zusammenzurotten und Barrikaden zu bauen. Sie wurden von Wachleuten zu Fuß und zu Pferde energisch auseinandergetrieben; dabei wurden zwei Wachleute verletzt. Insgesamt wurden 158 Verhaf tungen vorgenommen. Bei den Arretierten sand man viel fach Revolver, Dolchmesser und Feuerwerkskörper. Für Dienstag abend waren wieder umfangreiche Sicherheitsmaß nahmen getroffen worden, da man eine Wiederholung der Zusammenrottungen befürchtete. Den zwei am Sonntag durch Schüsse schwer Verletzten, die sich im Spital befinden, geht es noch immer schlecht, die übrigen befinden sich auf dem Wege der Besserung und konnten bereits zum größten Teil aus dem Spital entlassen werden. — Am Sonntag waren 263 Verhaftungen erfolgt, die bisher aufrecht erhalten blieben. Die Rädelsführer baden patürlich sehr schwere Strafen zu erwarten. Spanien. Die Aufstandsbewegung ist weit größer, als es die von der Zensur stark beschnittenen Telegramme er kennen lassen. Außer gewalttätigen Streiks, die in zahlreichen Orten das Einschreiten des Militärs notwendig machten, handelt es sich um eine weit verzweigte anarchistisch-revolu tionäre Verschwörung, die ihren Ausgang von Barcelona nahm, sich inzwischen aber über mehrere Provinzen verbreitete. In Valencia, wo auch die städtischen Arbeiter in den Ausstand traten, wurden Barrikaden gebaut, es kam zu heftigen Kämpfen zwischen Revolutionären und Truppen. Ähnlich war es trotz halbamtlicher Abschwächungsversuche in Sevilla, desgleichen in Saragossa. König Alfons ver schob seine Abreise aus Madrid auf unbestimmte Zeit. Ver schiedene Anarchisten wurden verhaftet; bei den Zusammen stößen mit den Truppen gab es einige Tote und zablreiche Verwundete. Orient. Die Antwort der Kretamächte auf die letzte Note der Türkei, in der die bedingungelose Anerkennung der türkischen Souveränität gefordert wird, erregt in der ge samten türkischen Presse einen Sturm der Empörung, da sie die Rechte des Königs von Griechenland auf Kreta indirekt bestätigt. Einzelne Blätter fordern bereits ein Ultimatum an Griechenland und einen Ausruf des Sultans zum heiligen Krieg. Der Ministerrat beschloß, von den Schutzmächten Aufklärung über die Tragweite der Note zu verlangen. Marokkanische«. Die Antwort Frankreichs auf die jüngste Note Deutsch lands kann erst Ende dieser Woche in Berlin eintreffen, lo daß auck im besten Falle die Verhandlungen erst gegen den Ausgang dieses Monats zum Abschluß gelangen werden. Die noch vorhandenen Meinungsverschiedenheiten erstrecken sich zwar auf verschiedene Punkte, jedoch nur auf solche, an denen das Abkommen nicht scheitern kann, und über die eine Verständigung ebenfalls erzielt werden wird. — Einige Pa riser Blätter äußern Besorgnisse wegen einer endlosen Ein ziehung der Verhandlungen, andere meinen, daß sich die Unterhandlungen vielleicht ganz zerschlagen würden, wo runter die deutsch-französischen Beziehungen leiden müßten; alle aber sprechen die zuversichtliche Erwartung aus, daß es Marokkos wegen nicht zu einem Kriege kommen werde. Am meisten Schmerzen verursacht es den Franzosen, daß Deutschland so unanfechtbare Bürgschaften für die Sicherung der Gleichberechtigung des internationalen Handels von ihnen verlangt und von diesen Forderungen auch kein Titelchen nachlüßt. Darein wird sich Frankreich aber finden müssen. Der russische Reichskanzler. Der Tod des Ministerpräsidenten Stolypin hat den Platz des leitenden Staatsmannes im Zarenreiche frei gemacht. „Leitender Staatsmann" zu sagen, ist freilich für die tat sächlichen russischen Verhältnisse nicht ganz angebracht, denn Minister Stolypin hat trotz aller Energie nicht einmal in seinem Spezial-Ressort, dem des Innern, durchgreifen und Mhestlich bestimmen können, und in den übrigen Zweigen sind se nicht bloß da — und wenn sie nich zieh'n woll'n, müssen die faule Racker Hiebe kriegen." Er wollte dem Worte wieder die Tat folgen lassen, doch Maria, nicht bedenkend, wie leicht des Jungen Wut sich gegen ihre Perlon kehren könne, hielt furchtlos seinen Arm fest: „Nicht einen Schlag —" „Oho," schnitt der rohe Bursche die ihm widerwärtige Einmischung der fremden Dame mit höhnischem Lachen ab, „wollen Sie mich etwa daran hindern?" „Ja, bei Gott, das werde ich!" „Soll mich wundern, wie Sie das anstellen." Der kräftige Junge schaute herausfordernd aus die schlanke Ge stalt seiner Widersacherin; aber in ihren Augen, wie in jedem Zuge des schönen, jungen Gesichts leuchtete ihm etwas so zwingend Hohsitsoolles entgegen, daß er sich be wogen fühlte, kleinlauter hinzuzufügen: „Wenigstens bis zur Schänke müssen die faulen Bie ster den Karren noch ziehe." „Keinen Schritt!" entschied Maria mit ruhiger Be stimmtheit. „Hier!" Sie entnahm ihrem Korbe Krug und Napf und händigte beides den Jungen aus. „Lauft damit zum Brunnen, aber schnell, damit die Erquickung für die armen Tiere nicht zu spät kommt!" Die Jungen gehorchten murrend, sichtlich ungern, der gebietenden Notwendigkeit. Langsamen Schrittes trotteten sie zum Brunnen und kehrten ebenso zu der in Ungeduld harrenden Samariterin zurück. Sie hatte inzwischen mit Entsetzen wahrgenommen, daß der Körper der Tiere breite blutrünstige Stellen zeigten. „Da seht," rief Maria außer sich vor Entrüstung, während die Hunde mit lechzenden, lang aus dem Halse hängenden Zungen in gieriger Hast das ihnen mitleidig dargereichte kühle Naß schlürften, „seht, was Ihr ange richtet habt, und in grausamer Tücke schlagt ihr das vor M7vekwaUung Lar ihm das nun schön gar nicht möglich. Zwei Gewalten ringen in Petersburg um Einfluß und Macht: Zuerst die'Hofkreise, die vor allen Dingen ihr Augen merk auf äußere Politik, Militär und Marine richten, und sodann die Spitzen der orthodoxen russischen Kirche im Bunde mit den Vertretern des Altrussentums, welche das ganze innere Leben beeinflussen. Und trotz Zar, Ministern und Volksvertretung haben diese Kreise in der Hauptsache noch immer das, was sie wollten, zu erreichen gewußt. „Rußland den Russen!" das hat stets gewirkt. So ist es eigentlich immer gewesen. Der letzte russische führende Minister, der den Titel eines Reichskanzlers auch von Amts wegen führte, war Fürst Gortschakow, der bis zur Ermordung des Kaisers Alexander 2. als solcher am tierte. Bismarck hatte ihn als preußischer Gesandter in Petersburg persönlich kennen gelernt und mit seiner scharfen Menschenkenntnis die wenig freundlichen Gesinnungen des russischen Diplomaten entdeckt. In der Hauptsache war es Kaiser Alexander 2., dem Neffen unseres alten Kaisers, zu danken, daß in Petersburg in der kritischen Zeit von 1870- 71 eine deutschfreundliche Gesinnung bestehen blieb. Unter der Regierung Alexanders 3., der schon als Thronfolger Sympathien für Frankreich gezeigt hatte, kam dann die be kannte Annäherung an die stanzösische Republik zu stände, die auch unter dem heutigen Kaiser Nikolaus 2. geblieben ist. Die sranzosenfreundliche Strömung am Zarenhofe ist so stark, daß sie nicht durchbrochen werden kann. Unter dem im Vorjahr zurückgetretenen Minister Iswolski lagen zeit weise kriegerische Auseinandersetzungen nach der Seite unseres Verbündeten Österreich-Ungarn hin nahe, und erst mit dem Besuche des Zaren in Potsdam ist eine größere Vorurteils- losigkeit in die russische Politik eingezogen. Von irgend welcher Intimität kann man allerdings nicht reden, und diese ist auch in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. Die Zahl derjenigen Männer, die Deutschlands Stellung, seine B deutung für andere Staaten aufrichtig würdigen und uns nicht als einen politischen und wirtschaftlichen Ri valen betrachten, ist an der Newa ebenso gering, wie an der Themse. Auch der verstorbene Stolypin war kein Deutschenfreund, russische und deutsche Anschauungen wider strebten sich auch bei ihm im hohen Maße. Immerhin stand er auf dem Standpunkt, daß er nicht alles Deutsche sofort als ruffenseindlich ansah. Vielleicht halte er auch, der klare und kluge Kopf, der er war, die Erkenntnis, daß die Tage feiner ministeriellen Herrlichkeit gezählt waren, wenn er sich dem Deutschtum gegenüber freundlicher zeigte. Jedenfalls suchte er sich dem mächtigen Stockrusfentum als ein echter Russe hinzustellen, denn es ist doch bezeichnend, daß er auch bei diesem verhängnisvollen Theaterbesuch das Kruzifix nicht vergaß. < Bei der Berufung eines neuen russischen Reichskanzlers werden von den Hofkreisen und den russischen Leuten große und wahrscheinlich erfolgreiche Anstrengungen gemacht wer den, einen Mann so ganz nach ihrem Herzen an die Spitze der Geschäfte zu bringen, der nicht erst abwartet, daß „na tionale" Wünsche an ihn herantreten, sondern der denselben zuvorzukommen weiß. Die Persönlichkeit des neuen Mannes am Steuer ist für uns insofern von Bedeutung, als doch die auswärtige Politik davon mit berührt wird. Und dann rückt die Erneuerung des Handelsvertrages mit Deutschland näher heran. Wir hatten schon einmal einen Zollkrieg mit Ruß land und wünschen nicht, daß eine Wiederholung käme. Daß der Moskauer altrussischen Partei damit ein Wunsch erfüllt würde, ist bekannt, aber keinesfalls darf das deutsche Reich aus^eine Interessen verzichten. " Aus aller Wett. Von „berühmten" Leuten. Ein Teil der Berliner Presse verbreitete die Sensationsmeldung, die Wiederauf nahme des Meineidsprozesses gegen den Fürsten Eulenburg sei für Oktober zu erwarten. Eulenburg, der wegen andau ernder Herzkrämpfe verhandlungsunsähig ist, soll nämlich lustig und vergnügt und beneidenswert gesund sein, wenn er sich unbeobachtet glaubt. Ob der Prozeß ausgenommen werden wird, ist jedoch sehr zweifelhaft. An einer in Be tracht kommenden Stelle, dem königlichen Medizinalkollc- gium, war von Untersuchungen Eulenburgs, die auf Ver- handlungsfähigkeit schließen lassen könnten, nichts bekannt. ! Eulenburg schwor bekanntlich ab, jemals homosexuellen Ver kehr gehabt zu haben. Auf Grund durchaus zuverlässiger Schmerzen wimmernde Tier noch blutig? Schämt ihr Euch nicht Eurer Grausamkeit?" Ohne Rücksicht auf ihr sauberes Helles Kleid, kniete sie neden den Hunden nieder, tauchte ihr Taschentuch ins Wasser und machte sich zunächst daran, das stark verschwol lene Bein des am übelsten zugerichteten Tieres von einer aus geronnenem Blut und Staub gemischten Kruste zu befreien, als plötzlich in ihrer Nähe eine Stimme mit leicht fremdländischem Aczent ertönte: „Bravo, meine Dame! Gestatten Sie mir, Sie in Ihrem mildtätigem Werke zu unterstützen, ich verstehe ein wenig mit kranken und wunden Tieren umzugehen." Bei der unverhofften Anrede des Fremdlings blickte Maria betroffen auf, ater der erste Blick in das ausfallend gebräunte, ernste Gesicht, aus dem ei c Paar kluge, blaue Augen mit dem Ausdruck aufrichtiger Bewunderung auf sie niederichauten, ließ sie erkennen, daß keineswegs die Absicht, ihres Tuns zu spotttn, oorlag.. Die ganze Er scheinung des in ein leichtes graues Reijekostüm gekleideten Mannes hatte etwas Vertrauenerweckendes; als er mit raschem Schritt neben das junge Mädchen trat, rückte es unwillkürlich zur Seite und überließ ihm schweigend das wasserdurchtränkte Tuch. „O — das sicht schlimmer aus, als ich gedacht," sagte er nach kurzer Untersuchung in bedauerndem Tone; „auch läßt sich so der Wunde nicht qut bcikommen; dem armen Tiere muß vor allem eine bequemere Lage ver schafft werden Heda, Ihr Schlingel, die Ihr verdient, jeder dem hilflosen Vceh unnötig versetzte Schlag würde Euch doppelt heiingezahlt, damit Euch in Zukunft d>e Lust vor der Wiederholung solchen sündhaften Tierquälerei ver geht, macht die Hunde von den Strcckcn los — so — jetzt helft mir den hier auf den Kanen heben, behutsam, behutsam — und nun schiebt den Karren dort in den Schatten." (Fortsetzung folgt.)
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