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Rabenauer Anzeiger : 31.08.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191108312
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19110831
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19110831
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-08
- Tag 1911-08-31
-
Monat
1911-08
-
Jahr
1911
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 31.08.1911
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Politische Rundschau Deutschland. Als dringendste gesetzgeberische Aufgabe wird von der konservativen Parteileitung der Erlaß von Bestimmungen »um Schutze der Arbeitswilligen gegen Bedrohung und Miß handlung und zum Schutze der Gewerbetreibenden gegen Verrufserklärungen, Boykott usw. gefordert. Zur Begrün dung wird ausgeführt, daß der § 153 der Gewerbeordnung, der für die in Rede stehenden Vergehen Gefängnisstrafe bis zu 3 Monaten androht, versagt habe, und das sogenannte Zuchthausgesetz vom Jahre 1899 an dem Widerstande der Linken, der Nationalliberalen und des Zentrums gescheitert sei. Daher seien nun gesetzgeberische Maßnahmen unabweis- lich. Der Vorenlwurf zu einem neuen Strafgesetzbuch will durch die Bestimmung die Frage erledigen, wonach „derj der durch gefährliche Drohung einen andern in seinem Fne- ben stört, mit Gefängnis oder Haft bis zu einem Jahre, oder mit Geldstrafe bis zu 1090 Mark bestraft werden soll' . Mit Recht hat hierzu der Zentralverband deutscher Industrieller durch eine Eingabe an den Reichskanzler folgenden Zusatz beantragt: „Einer gefährlichen Drohung macht sich auch der jenige schuldig, der es unternimmt, Arbeitgeber, Arbeitsnehmer, Arbeitsstätten, Wege, Straßen, Plätze, Bahnhöfe, Wasser straßen, Häfen oder sonstige Verkehrsanlagen planmäßig zu überwachen." Das ist dieselbe Bestimmung, die auch schon in dem Gesetzentwurf von 1899 vorgeschlagen war. Inzwi schen hat sich bei den maßgebenden Instanzen eine erdrückende Menge von Material über schwere Schädigungen des Wirt schaftslebens durch Koalitionsausschreitungen angesammelt. Moabit, Wedding, Bremen, Köln, Remscheid, M.-Gladbach, Dortmund, Jena usw. sind in der letzten Zeit die Schauplätze von Arbeitskämpsen gewesen, wo Bedrohungen Arbeitswilliger, Boykott von Gewerbetreibenden und Lieferanten an der Tagesordnung waren. Solchen Ausschreitungen muß durch gesetzgeberische Maßnahmen energisch und bald entgegentreten werden, ehe es überhaupt zu spät ist. Viele andere Staaten, selbst Republiken, wie die Vereinigten Siaaten von Nord amerika und die Schweiz, haben sich in dieser Beziehung besser gesichert als das „rückschrittliche" Deutschland -mit feinen nach sozialdemokratischer Ansicht russischen Zuständen. Zur Durchsicht des russisch deutfchen Handelsver trages soll im Herbst im Handelsministerium zu Petersburg, «ine ständige Konferenz aus Vertretern der Ministerien, de? Industrie und der Handelsorganisationen gebildet werden. Diese Konferenz soll alle Arbeiten zur Revision der Handels verträge zwischen Rußland und Deutschland vereinheitlichen und die Tätigkeit der lokalen Organisationen leiten, die es Übernomen haben, für dleBearbeuuua dieser Frage Material -u sammeln. Die Erhaltung der JnvalidenhSuser, in denen Osss »ter», Unteroffiziere und Mannschaften, im Ganzen etwa Loo Personen, für Alter wie Krankheit Zuflucht oder Pfleg« finden, belastet den Miütäretat nicht stärker, al» wenn die Betreffenden Pension bekommen. Die Invalidenhäuser, die segensreich wirken, sollen daher auch nicht aufgehoben werden. Anschluß Bayerns an das norvveuksche Strom gebiet? Der Hersfelder Verein zur Schiffbarmachung der Werra hat einen Plan ausarbeiten lassen, welcher für die Schiffbarmachung dieses Stromes 23 Talsperren vorsieht. Dann sollen auf den Thüringer Wald elf, aus das Rhön- gebiet drei, auf das Härselgebiet drei, auf das Meistergebiet zwei und ans das Elchsfeld vier Talsperren entfallen. Sollte dieser Plan zur Ausführung kommen, so wäre damit der Lieblingsgedauke des Prinzen Luitpold von Bayern, eine Kanaloerbindung zwischen dem Main und der Weser herzu stellen, der Verwirklichung erbeblich näher oerückl. Frankreich. Die Militärbehörde in Rennes ordnete eine strenge Untersuchung der Schränke der Soldaten an. Zehn Soldaten wurden im Besitz revolutionärer Schriften gefunden, und wurden ferner überführt, Geldsendungen von dem Allgemeinen Arbeiterbunde erhalten zu haben. Es wurde beschlossen, die Soldaten in andere Garnisonen zu versetzen, namentlich in die von Süd- und Ostfrankreich. — Der «nglische General French, der die französischen Manöver besuchen wollte, begab sich trotz deren Absage nach Frank reich. Er ging mit vier militärischen Begleitem nach Nord- frankreich. Wiederholt hat General French solche Studien reisen in Südfrankreich bereits gemacht. Seine diesmalige Anwesenheit hat, wie man mitteilt, ganz bestimmte mili tärische Zwecke, deren Charakter geheim gehalten wird. Belgien. König Georg von England beschloß, dem Könige Albert von Belgien durch eine besondere Mission unter Führung des Prinzen von Connaught den Hosenband orden überreichen zu lasten. Die Insignien des Ordens werden dieselben sein, die der verstorbene König Leopold getragen hat. Auch Lord Roberts wird der Mission ange- hören. — Ein Butter- und Eierkrieg ist, wie in einigen Provinzen Frankreichs, so auch in Belgien ausgebrochen. In verschiedenen Orten fanden auf den Marktplätzen wegen der Höhe der Preise regelrechte Schlachten zwischen den Käuferinnen und Marktfrauen statt. In Chapelle veranstal teten etwa hundert Frauen einen Umzug unter Vorantritt einer Musikkapelle. Mit einer roten Fahne ausgerüstet, begaben sie sich nach dem Marktplatze. Dort wollten sie den Bauern die Preise diktieren. Portugal. Die Anerkennung der Republik durch die monarchischen Staaten steht unmittelbar bevor, nachdem sie von denen mit republikanischer Verfassung bereits geleistet worden ist. — Der neue 70jährige Präsident d'Arriaga hielt als erste Amtshandlung eine Parade ab, wobei er von einer großen Zuschauermenge mit Jubel begrüßt wurde. Der bis herige gemäßigte Minister des Innern Camacho wird in dem neuen Kabinett das Ministerium der öffentlichen Arbeiten übernehmen. Nach der Bildung des Kabinetts wird da» Parlament in die Ferien gehen. Marokkanisches. Der Wiederaufnahme der Berliner Verhandlungen, die am Mittwoch stattfinden soll, falls es der Gesundheitszustand des französischen Botschafters Cambon erlaubt, sieht man mit Vertrauen entgegen. Die französische Negierung hat ihrem Botschafter schriftlich fixierte Vorschläge mitgegeben, die dieser dem Staatssekretär o. Kiderlen-Wächter unter breiten wird. G^gen die Anerkennung seines Protektorats über Marokko ist Frankreich geneigt, große Teile Französisch- Kongos zur Abrundung Kameruns dem deutschen Reiche abzutreten und dessen wirtschaftliche Interessen in der ge nannten Kolonie namentlich auch durch Überlassung eines geeigneten Hafens zu fördern. So sollen die Bedingungen lauten und man hofft angeblich, darüber im Prinzip schnell ins Reine zu kommen, wenn auch die Festlegung aller Einzel heiten noch längere Zeit in Anspruch nehmen sollte. Zu irgendwelchen Kriegsbefürchtungen, die auf Grund des Rück ganges der deutschen Reichs- und preußischen Staatsanleihen vielfach jetzt im deutschen Volke gehegt werden, bietet die Marokkofrage keinen Anlaß. — Der französische Botschafter Cambon war durch die Überanstrengung in den Marokko- Verhandlungen doch ernster mitgenommen worden, als es noch den ersten Berichten schien. Er hütete am Donnerstag und Freitag voriger Woche das Bett und war, al» er sich dann zu erheben versuchte, so malt, daß er sich wieder niederlegen mußte. Die Bosheiten eines englischen Diplomaten gegen Deutschland, die von der „Wiener N. Fr. Pr." veröffentlicht wurden, sollen von dem englischen Botschafter in Wien Cartwright ausgehen. Die „Köln. Ztg." bemerkt dazu: Wir wollen uns vorläufig die Ansicht, daß der englische Bot schafter in Wien der Urheber des Artikels sei, nicht an eignen, denn wir können nicht glauben, daß ein Staats-, mann in so hervorragender Stellung über die Politik einer Macht, mit der seine Regierung nicht im Krieg steht, der artige Äußerungen getan habe, die sich sachlich als ein Ge misch von Haß, Unkenntnis und Leichtfertigkeit darstellen. Hat aber der Botschafter sich wirklich so geäußert, so ge winnt die Angelegenheit ein sehr ernstes Gesicht. Wir er- chatten zuversichtlich eine baldige gründliche Aufklärung. — Der Vorstand der deutschen Kolonialgesellschaft, deren Präsi dent bekanntlich der Herzog-Regent von Braunschweig ist, erließ eine Kundgebung des Inhalts, daß Deutschland sich aus der ihm zukommenden Stellung in Marokko nicht ver drängen lassen darf, und daß jede Abtretung deutschen Landes, insbesondere der Toqokolonie, auf das schärfste zu bekämpfen ist. — Die natlonalliberale Parteileitung ver öffentlichte eine Erklärung, in der betont wird, daß di« Stimmung in allen national empfindenden Kreisen des deutschen Volkes eine äußerst erregte ist. Die unverhüllten Drohungen leitender englischer Minister, die anmaßende und provozierende Sprache halbamtlicher französischer Zeitschriften ließen in manchem die Frage entstehen, ob da» Ansehen de» deutschen Reiches denn in den letzten Jahren «in« merkbar« Einbuße erlitten bade, so dak man iick eine solche Svrack« 11) Eltern Banne Lager -Blicke Reden sofort zu ihrem verunglückten Sohne geeilt, der im wilder Fieberphantasien nicht ahnte, wer an seinem mit aufopfernder Hingabe toastete, wessen liebevolle unablässig ihn bewachten, wessen Ohren die wirren Seit Herr und Frau von Rubinski bei dem kranken HjM» M-h Ls ÄtlUtttuMLaL tollst LaLir iuM« Ausyestohen. Roman von A. Mardy. seines umnachteten Geistes auffingen und — be wahrtem in ihrem Herze? 7. Es war noch früh am Morgen des nächsten Lager, al» Regierungsrat von Techmar sich in Leutnant von Ru- binskis Wohnung begab. Gerade war der Arzt anwesend. Wie gestern lautete sein Ausspruch über den Verwundete» nicht eben sehr tröstlich, aber doch keineswegs hossnungs- los. Seinen Transport hatte Nubinsli überstanden, ohne aus seiner dumpfen Betäubung zu erwachen; sie wich erst vollständig im Lause der Nacht, wo er wiederholt über heftige Schmerzen klagte. Gegen Morgen war der Kranke in leichten Schlummer gefallen. Die geringste Störung mutzte verhütet werden. Um solche nicht zu veranlassen oder vielleicht gar durch sein Erscheinen eine schädliche Ausregung Herbeizmusen, verzichtete der Nrgterungsrat da- rauf, Rubmski zu sehen.. „Was ich," vertraute jenem der Doktor beim gemein schaftlichen Fortgehen, „am meisten für meinen Patienten fürchte, ist das Wundfteber. Tritt es in allzu hejtiger Form auf, dürste es der durch den starken Blutverlust ge schwächte Körper kaum überwinden.". Das gefürchtete Wundsieber trat ein und ltriaerte NL rasch zu einer Höhe, datz des Doktors gehegte Besorgnis mehr als gerechtfertigt erschien. - Vom Negterungsrat benachrichtigt, waren Nubinsktk fer ^agllch den ihm befreundeten Arzt auf, schöpft« somit seine Erkundigungen nach wie vor aus glaubhafter Quelle. Richt allein die warn«« Teilnahme jür Leutnant von Nu- binskis Geschick bestimmte ihn, tägliche Nachfrage zu Hal- ten, sondern hie unausgesprochen flehende Bitte in He lenens Blicken und Mienen. Ter ärztliche Bescheid klang von Tag zu Tag trostloser. „Das Fieber hat heute seinen Höhegrad erreicht; die Krisis steht nahe bevor, der Arzt —ich mag's dir nicht verschweigen, Helene — gibt Rubinski aus," lautete am neunten Lage Herrn von Techmars Bericht Helene entgegnete nichts; ein Heitz aufsteigendes Ge fühl der Angst benahm ihr den Atem. Sie konnte nur den ken: „Wäre dieser Tag erst zu Ende!" Stand die Zeit still? Die Stunden schlichen so lang, sam dahin. Dabei stieg Helenens Unruhe, bis sie gegen Abend die marternde Ungewißheit nicht länger ertragen konnte und den Vater bewog, noch einmal Erkundigungen einzuziehen. O, daß sie hätte mit ihm gehen, nur von Feme den Geliebten noch einmal hätte sehen können! Wie si« seine Mutter beneidete, deren sorgende Hand seine brennenden Wunden kühlen, die sein vielleicht letztes Wort vernehmen, seinen letzten Blick auffangen durfte! Ruhelos wandelte Helene aus einem Zimmer inS andere oder stand lauschend bald am Fenster, bald an der Stubentüre. Dann wieder sank sie in die Knie und wollte beten, sie erhob auch die krampfhaft ineinander gefalteten Hände, doch in ihrem Hirn kreisten die Gedanken in Wilhem Chaos: sie wußte nicht, was, warum sie betete. Endlich — endlich Hötte sie wohlbekannte Schritte. — Das Herz stand Helenen fast still. Ao iehnsüchlig sie auch des Vatees Rückkehr erwartete, so bangte ihr doch jetzt vor seiner Botschaft. Er schien es damit eilig zu haben —jetzt öffnete er mit einem raschen Griff die Tür. Helen« blickte in sein Erregung wiederspiegclndeS Gesicht, sie gewahrte in seinen Augen «inen Ausdruck, dem sie Mge LrutuM MkLL ämatL. Sir lM iLMv Ls« lym MkMMk MMM herKEWM SM. mm Diplomat dürfe an solchen Volksregungen achtlos vorder- aehen Und kein AbkommtNfHabe Aussicht aufVerwirklichM, bas die deutschen Interessen in Marokko preisgidt ünb dieses selbst an Frankreich aueliefett. Nicht „um Marokko" handelt es sich jetzt allein, sondern um die Frage der wett- politischen Stellung der führenden Kulturvölker, di« für di« Zukunft entscheiden wird. —— - — - - — — —i Die bequemen Seiten. So oft unser Kaiser in Schleswig-Holstein weilt, feiert «r die Kaiserin, die eine Tochter dieser meerumschlungenen Provinz ist. Der Monarch hat es dort ausgesprochen, wi6 dankbar er jenem Lande ist, daß es ihm die Kaiserin, das Juwel der Frauen, zur Gemahlin schenkte. Auch in seiner längsten zu Altona gehaltenen Rede hat der Herrscher wieder in einer aus tiefstem Herzen gekommenen Rede die Tugenden seiner hohen Gemahlin gepriesen und sie als das leuchtend« Vorbild der Frauen und Mütter bezeichnet, di« dem Hohen- zollernhause ein Familienleben beschert, wie es vor ihr viel leicht nur die Königin Luise getan habe. Als Landesmutter stet» bereit, zu helfen und Not zu lindern, da« Familien leben zu stärken und der Frauentätigteit neue Ziele zu verleihen, zog die Kaiserin al» Frau und Mutter sechs Söhn« zu ernsten tatkräftigen Männern heran, die jnicht gewillt sind, die bequemen Seiten ihrer Stellungen auszunutzen und wie so viele junge Leute der modernen Zeit, dem Genuß zu leben, sondern in harter, strenger Dienstersüllung ihre Kräfte dem Vaterlande zu weihen und, wenn es ernst werden sollte, ihr Leben auf dem Altar de» Vaterlands» zum Opfer zu bringen. Im Anschluß hieran wie« der Kaiser noch auf die christliche Gesinnung der Bevölkerung hin, di« in der diesjährigen Dürre eine Prüfung dis Himmel» erblicke, der sie sich zu beugen habe. Die den tiefsten Empfindungen de« Herzens entquollen« Rede unseres Kaisers ergriff all« Hörer und sand einen lauten und starken Widerhall im ganzen deutschen Volke. Denn mit dem, was der Kaiser in Altona darlegte, berührt« er eine der tiefsten Wunden im Leben der Gegenwart, di« Sucht, die bequemen Seiten des Daseins als das Wesent liche in den Vordergrund zu stellen, die ernsten Gebot« der Pflicht dagegen als Nebensächlichkeit zu behandeln. Die be trübende Erscheinung, daß unsere heutige Jugend hohe An sprüche erhebt, es mit ihren Leistungen aber weniger genau nimmt, ist dem scharfen Blicke des Kaisers nicht entgangen, und was er in die Form eines Preises der Kaiserin kleidete, das war ein Mahnruf an die deutsche Jugend. Ihr wollt« d«r Kais«r di« rechten Wege weisen und sie zur Umkehr auffordern. Angesichts des Ernstes der Zeiten war di« Mahnung besonders eindringlich. Und da «in groß«» Beb, spiel Nacheiferung erweckt, so wies der Kaiser aus da» Lor» bild seiner sechs Söhne hin. Glücklich der Vater, der solch«» im gleichen Maße wie der Kaiser zu tun vermag. Der Monarch vergaß aber nicht hervorzuheben, Laß auch sein« Söhne den Weg der Arbeitssamkeit beschritten und den der Genußsucht gemieden hätten, weil sie die rechte Straße ge führt worden seien. Das Leben der Heranwachsenden Kinder ist da» Produkt der Erziehung. Diese aber ruht vor nehmlich in den Händrn der Mutter. „Die Kaiserin wurde zum Vorbild sür die deutsche Mutter, indem sie sechs Söhne zu ernsten tatkräftigen Männern herangezogcn hat". An die deutschen Mütter richtet sich der Appell unseres Kaiser», es ihrerseits der Landesmutter gleichzutun und in dem Werk der Erziehung ihrer Kinder ihre höchste Aufgabe und ihr reichste« Glück zu erblicken. Damit hat der Kaiser der deutschen Frau wiederum die Gröhe, Schönheit und die Heiligkeit ihres Beruses vor Augen gestellt, der durch keine andere Erweite rung vermeintlicher Frauenrechte überboten werden kann. Wer die Jugend hat, der hat die Zukunft. Die Mutter hat es in der Hand, die weichen Kinderherzen zu formen und zuzubereiten und sie zur Aufnahme alles Schönen und Guten, aber auch zur unbedingten Hingabe an d«n kate gorischen Imperativ der Pflicht geschickt zu machen. O, daß recht viele deutsche Mütter der kaiserlichen Mahnung ihr Oh« liehen und dem Vorbilde der Kaiserin nachfolgten! Es steht vielfach nicht gut um die Heranwachsende Generation. Ge nußsucht und Geringschätzung der sittlichen Pflichten waren aber immer und überall Vorläufer des Zerfalls. Wir brau chen trotz mannigfacher betrübender Erscheinungen an der Zukunft unseres Volkes nickt zu verzweileln: dazu ik» bei wegt die Lippen, doch kein Laut dringt hervor. Wie im Traume glaubt sie nun des Vaters Stimm« zu hörew „Gute Botschaft, Helene! Tie Krisis nahm eine un- erwartet günstige Wendung. Der Dollar hält die ärgste Gesahr sür beseitigt und hofft das Beste." Da brach das in Ler stolzen Mädchenseele seit vielen Monden ausgcspeicherte Weh in gewaltsam hcrvorstürzen- den Tränen sich Bahn. An des Vaters Brust geschmiegt — seit langer Zeit zum ersten Mal — vertraute sie dem Verschwiegenen, was sie gelitten, mehr — ihr ganzes Lie ben und Leiden. Die Stunden höchster Deeleiyparmung, wo alles Den ken und Empfinden aus einen Punkt sich konzentriert, lss- geu nun hinter Helane von Techmar, das Leben mtt sei nen täglichen Anforderungen verlief scheinbar wieder im alten Gleise. In Wahrheit hatte sich aber in den: jun gen Mädchenherzen eine allmähliche Wandlung vollzogen, und zwar nicht erst seit jenem Tage, der ihr die köstliche Gewißheit: „Ewald Aubinsti wird genesen," brachte, son dern schon in jenem schauerlichen und doch weihevollen Au genblick, als des teuren Mannes wundes, blutiges Haupt an ihrer Brust lehnte und sie dann in stimm flüchtig auf leuchtenden Blick Las Geständnis seiner Liebe laS, brach ein Lichtstrahl in Helenens von Weh und Bitterkeit um panzerte Seele. Nicht etwa, daß sie während der näch sten schweren Zeiten weniger gelitten hätte — aber der früheren düsteren Verzweiflung war der Stachel genommen, ihre finstere U-nzugänglichkeit wich einer demütigen Erge bung in Gottes Willew. Eines Vormittags um die übliche Besuchsstunde' lte- ßen Baron und Baronin von Rubinski sich anmelden. Während Herr von Techmar, einer Ueberrafchung geschickt vorbeugend, den fremden Herrschaften entgegenschritt, zit terte Helane so heftig, daß sie sich kaum zu erheben vermochte.-.. „Seine" Eltern — was bedeutet dieser Besuch? Lag ih«n dqs v-rgeahM besolden ErttaniLL. . .
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