J> DRESDNER O* PHILHARMONIE trostreiche Bildungen wie mit leichter Hand hin geworfen und verbergen so manche kleine Überraschungen, witzige Pointen und turbulen te Episoden. Und doch ist zu bemerken, daß die kantablen und zu Herzen gehenden Teile viel weiträumiger und ernster als bisher sind. Vielleicht schwingt sogar eine gewisse Ab schiedsstimmung mit, und die Fröhlichkeit ist nicht mehr so ganz echt. Das aber ist pure Spekulation. Man weiß zwar, daß Haydns hoch verehrte Freundin Marianne von Genzinger im Januar 1793 gestorben war und könnte meinen, daß das wunderschöne Adagio - dieser 2. Satz kann getrost als Herzstück der ganzen Sinfonie angesehen werden - ihr insgeheim gewidmet sei. Doch das ist wohl weniger der eigentliche Schlüssel. Eher hat sich ein altersweises Leuchten über den schaffensreichen Kompo nisten gelegt. Denken wir nur daran, wie er seine Hörer seelisch zu verzaubern vermag in der nur wenig später entstandenen „Schöpfung“. Und diese Sinfonie hat eine große Nähe zu die sem Meisterwerk. Übrigens hat das Londoner Publikum sehr wohl verstanden, was Haydn ihm vorgesetzt hat, wenn man dem „Morning Chronicle“ Glauben schen ken darf: „Der unvergleichliche Haydn hat eine Ouvertüre“ (gemeint war die Sinfonie Nr. 99) „geschaffen, von der man nicht in gewöhnli chen Ausdrücken sprechen kann. Es ist eines der größten Kunstwerke, das wir je erlebt haben. Es enthält eine Fülle an Ideen, ebenso neu in der Hanover Square in London im Jahre 1787, Blick nach Süden. Der Hauptkonzertsaal der Stadt, in dem auch die Salomon-Konzerte stattfanden, lag an der Ostseite des Platzes Musik, wie großartig und eindrucksvoll; es weckt und bewegt alle Regungen der Seele.“ Seltsamerweise gehört dieses Werk trotz seiner | hohen musikalischen Qualität und enormen Musizierfreude zu den relativ wenig gespielten Haydn-Sinfonien. In Konzerten der Dresdner • Philharmonie ist die Nr. 99 - nach Kriegsen wenigstens - nur ein einziges Mal nachweis anläßlich einer Schallplatteneinspielung unter Leitung von George Byrd!