Joseph Haydn DRESDNER PHILHARMONIE genen Intentionen folgen und sich wirklich frei entfalten. Diese einschneidende Erkenntnis machte ein Mann um die Sechzig! Und seine Schöpfungen belegen dies. Zwölf sogenannte „Londoner Sinfonien“ - und einiges mehr - waren das Ergebnis. Die Orchesterwerke wur den gleichsam zum krönenden Abschluß eines sinfonischen Lebenswerkes. Die hier erreichte Synthese von großer Mannigfaltigkeit einer seits und äußerster Geschlossenheit anderer seits in höchst geistvoller Struktur hat auch Beethoven letztendlich zum Ansporn gedient. Goethe höchstselbst betonte dies mit den Worten: „Sie [die Sinfonien] sind vielleicht zu überbieten, aber nicht zu übertreffen.“ Aber bis zum Erfolg war ein langer Weg zurückzulegen, wenn auch kein dorniger, wie ihn andere Komponisten gehen mußten. Haydn hatte das große Glück, recht frühzeitig einen Dienstherren mit großen musikalischen Ambi tionen zu finden, den Eisenstädter Fürsten Esterhazy. Er diente dessen Haus beinahe 29 lange Jahre bis 1790 als Kapellmeister einer „Lakaienkapelle“ und blieb auch seinen Nach folgern beinahe zeitlebens treulich verbunden. Zu seinen vordringlichsten Aufgaben gehörte es, für den ständigen Bedarf des Fürsten zu komponieren und dessen Geschmack zu tref fen. Obwohl das einen „freien“ Künstler einen- gen könnte, machte Haydn eine Tugend dar aus. Er erprobte eine Vielzahl von komposito rischen Möglichkeiten in aller Stille und konn te - wie er selbst feststellte - dadurch „original werden“. Schon zu Lebzeiten wurde Joseph Haydn als ein vielseitiger und genialer Schöpfer zahlrei cher Kompositionen angesehen. Heute erken nen wir in ihm einen Komponisten, der die Geschichte der Sinfonie wesentlich beeinflußt, wenn nicht geradezu in ihren Anfängen ge prägt hat. So gab er der Sonate und Sinfonie die „klassische“ Gestalt und machte das geb. 31.3.1732 in Rohrau (Niederöster reich); gest. 31.5.1809 in Wien 1740 Chorsänger der Stephanskirche in Wien 1759 Kapellmeister bei Graf Morzin (1. Sinfonie) 1761 „Vice-Capel-Meister“ (neben 6. J. Werner) auf Schloß Esterhäz 1766 alleiniger Dirigent bei Fürst Esterhazy 1790 Auflösung der fürstlichen Kapelle 1790 - 92 und 1794/95 zwei Londonreisen 1798 „Schöpfung“ 1801 „Jahreszeiten“