Ein reines Klassik-Programm mit allen Anzeichen des Besonderen Zum Programm T on Koopman, in aller Welt gefragter Experte für Alte Musik und herausragender Organist und Cembalist, arbeitet längst nicht nur mit aus gesprochenen Spezialensembles zusammen, sondern dirigiert auch Orchester der Spit zengruppe. Seine Programme aber tragen nach wie vor alle Anzeichen des Besonderen. So bringt er uns ein reines Klassik-Programm, was ja noch nichts Besonderes wäre. Jedoch bei genauerem Hinhören werden wir rasch Momente entdecken, die uns nicht nur Aufmerksamkeit abverlangen, sondern sich eignen, unsere Hörerfahrung zu be reichern. Das wird durchaus interpretatorische Feinheiten berühren, uns aber auch das Erlebnis bescheren, verschiedene Werke eines begrenzten Zeitraums so zu erleben, daß sowohl deren Gegensätzlichkeit deutlich als auch deren Zusammengehörigkeit spürbar werden. Mozarts Serenata notturna, ein frisches unterhaltendes Jugendwerk, steht im Kontrast zu den ernst-ge fühlvollen Goethegesängen Schuberts, nur 40 Jahre später entstanden, wenn auch 100 weite re Jahre von Max Reger instrumentiert. Zwei Welten stehen sich gegenüber und berühren sich doch in ihrem klassischen Ebenmaß. Zwei Arien, die eine buffonesk und stilistisch zeitgemäß 1791 von Mozart komponiert, die andere vom Zeitgenossen Sperger in der Erstfassung aus demselben Jahr, doch in der Art der längst über holten barocken „Seria“ ausgedeutet, weisen auf die extremen Möglichkeiten in der musikalischen Aussage. Als ausgesprochene Besonderheit gilt der solistisch besetzte Kontrabaß in beiden Arien. Und auch sein Einsatz (ohne Zusam menspiel mit dem Violoncello) in der Mozart- Serenade ist von außergewöhnlichem Reiz. Schließlich bringt uns die Haydn-Sinfonie in Gefilde, in denen - wie bei vielen späten Schöpfungen ihres Meisters - Heiterkeit und Ernsthaftigkeit, Empfindsamkeit und Kraft so wunderbar gemischt sind, daß sich die klassische Forderung nach Schönheit erfrischend erfüllt.