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Rabenauer Anzeiger : 29.04.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191104291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19110429
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19110429
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-04
- Tag 1911-04-29
-
Monat
1911-04
-
Jahr
1911
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 29.04.1911
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Politische Rundschau. Dentfchland. Der Gesetzentwurf für die privalbeamkenvec- sscherung ist jetzt fertiggestellt, so daß ihn der Reichstag bei der Wiederaufnahme seiner Arbeiten am kommenden Diens tag bereits vorfinden wird. Daß bei der Fülle des vor liegenden Materials die erste Lesung des Entwurfs vor Pfingsten nicht mehr stattfinden kann, ist selbstverständlich. Immerhin ist es wertvoll, wenn der Regierungsentwurf recht bald offiziell bekannt wird, da dann die Interessenten kreise ihre Wünsche so frühzeitig geltend machen können, daß inan sie noch für die parlamentarische Erledigung der Vor lage berücksichtigen kann. Dl» Regelung der Sonntagsruhe darf nicht schema tisiert, sondern muß den jeweiligen örtlichen Verhältnissen angepaßt werden. Das ist eine schon oft erhobene Forderung, sodaß es nicht Wunder nimmt, wenn eine große Anzahl Berliner Geschäfte gegen den Beschluß des dortigen Magistrats, daß Handlungsgehilfen usw. an Sonntagen in der Zeit vom 1. Mai bis 30. September nur von 8—10 Uhr vormittags und in der Zeit vom 1. Oktober bis 30. April nur von 12—2 Uhr mittags beschäftigt werden dürfen, Einspruch er hoben hat. Eine Verringerung der Verkaufszeit bedeutet für die kleinen Geschäfte, und unter diesen namentlich wieder für die Lebensmittel- und Zigarrengeschäfte, immer eine Einbuße an den Einnahmen, und eine solche darf nicht herbeigeführt werden. Die Polenpolikik. Die Angriffe eines Teiles der Presse wegen der Haltung der Regierung in der Polenpolltit halten an. Sogar die Person des Kronprinzen, für den als Wohnsitz die Kaiserpfalz in Posen in Vorschlag gebracht worden ist, wird in die politische Debatte hineingezogen, und so konnte man kürzlich folgende Ausführungen lesen: „Der Kronprinz ünd seine Gemahlin sind junge, lebensfrohe Menschenkinder, die dem weltgewandten, klugen polnischen Großadel und der mit ihm versippten vornehmen nationalen Geistlichkeit in einer Weise gesellschaftlich und vielleicht.auch politisch ins Gam geraten könnten, daß dery altpreußischen Beamtentum an Ort und Stelle und der Berliner Regierung nachher angst und bange würde." Man muß demgegenüber darauf Hinweisen, daß Kronprinz Wilhelm schon verschiedene .Proben eines feinen diplomatischen Geschicks abgegeben hat; abgesehen davon ober stellt sich die erwähnte Presse- Äußerung auch als Geschmacklosigkeit dar. — Über die Ur sachen der angeblichen Stockung in der Ansiedlungspolitik lassen sich die „Leivz. N. N." schreiben: „Die Einbringung Des Enteignungsgesetzes im Jahre 1907 hatte die heilsame 'Wirkung, der ungesunden Preistreiberei Einhalt zu tun; und im Jahre 1908, als das Enteignungsgesetz angenommen war, sank der von der Ansiedlungskommission zu zahlende Durchschnittspreis auf das 115fache des Grundsteuer-Rein ertrages herab. Jetzt hat die wachsende Zuversicht der Polen, daß das Enteignungsgesetz ein toter Buchstabe bleiben werde, den von der Ansiedlungskommission zu zahlenden Durch schnittspreis auf das exorbitante und noch nicht dagewesene Maß des nahezu 161 fachen Grundsteuer-Reinertrages empor schnellen lassen." König Peter von Serbien, der am ersten Sonntag des Monats Mai Gast des Kaisers Franz Josef in Budapest sein wird, möchte begreiflicherweise gern auch dem deutschen Kaiserhofe seinen offiziellen Besuch abstatten. Von Belgrad aus sind Bemühungen im Gange, einen Empfang des Königs in Berlin für den Herbst zu ermöglichen. Ob diese Bemühungen zum Ziele führen werden, bleibt indessen ab zuwarten. Politische Motive, die für den Empfang des Königs Peter am Zarenhofe und in Budapest mitsprechen, scheiden für Berlin aus. Umso fri cher ist hier die Erinnerung an den Königsmord in der Iuninacht 1903 und an alles, was mit diesem und dem darauf folgenden Thronwechsel in Zusammenhangs stand. Zur rNarokkoangelegenheit enthält sich die „Nordd. Allg. Ztg." jedes Kommentars, sie beschränkt sich in ihrer jüngsten Ausgabe darauf, die Warnung eines Londoner Blattes an Frankreich vor einer militärischen Okkupation Marokkos wiederzugeben und die wichtigsten Stellen durch den Druck hervorzuheben. So namentlich den Satz: Die deutsche Regierung kann nicht gut Einspruch gegen Maß regeln erheben, die für die Sicherheit der französischen Mission und der Europäer in Fez notwendig sind, aber sie wird sicher fordern, daß der Algeciras-Vertrag in Geist und Buchstaben eingehalten wird, -—-»EM»»-—«-—-—SS Z»8 12) Original-Roman von Irene v. Hellmuch. xxn dem alten Stammschlosse der Grafen von TMen- Ehrenbach hatte sich inzwischen manches geändert. Schweres Leid war aufs neue eingezogen. Dem Grafen hatte ein Schlagfluß die linke Seite völlig gelähmt, er konnte sich nicht mehr wie früher frei bewegen, nur mit Hilfe eines Krück stockes oder im Rollwagen war es ihm möglich, das Zim mer zu verlassen. Er war ein ungeduldiger, mürrischer Kran ker, mit dem niemand gern verkehrte. Nur seine Frau und Beatrice duldete er um sich. In den schweren Tagen der Krankheit zeigte sich Gräfin Luise als ein wahrer Engel an Geduld, und cs gelang ich manchmal, den Gatten etwas auf zuheitern. Er mochte keinen seiner Verwalter empfangen, alles Geschäftliche war Lothar übertragen worden, der auch alles zm Zufriedenheit des Onkels besorgte. Die Frau Prä sidentin, die sich fast garnicht verändert hatte, verfehlte nicht, gelegentlich die Vorzüge ihres Sohnes ins beste Licht zu stellen und dabei herauszubringen, ob Gras Düren geson nen sei, Lothar als seinen einstigen Erben einzusetzen. Sie wußte cs Wohl, daß im Herzen des stolzen Grasen ein hef-r tiger Grimm gegen Siegfried wohnte, und sie bemühte sich; nach Kräften, ihn, wo es nur anging,, zu schüren. ' „Mein armer Lothar," sagte sie einmal seufzend, wäh rend ein Seitenblick verstohlen das Gesicht des Grafen streifte, „da bewirbt er sich nun schon jahrelang um die Gunst der Komtesse Beatrice, er liebt sie so treu, so aufrichtig und so wahr, und wagt doch immer nicht, um ihre Hand zu bitte» oder bei ihrem Vater seine Werbung anzubringen. Freilich, er besitzt nichts, was Ihre Güte, Graf, ihm nicht zukommeu läßt. Was vermöchte er der Komtesse zu bieten. Welche Ga rantie könnte er ihr leisten, daß ihre Zukunft ebenso sor genfrei sich gestalten wird, wie sie es zu verlangen berech tigt ist? Was wartet ihrer an Lothars Seite? Er kann ch« nichts bieten als seine Liebe." „Ja, glauben Sie denn, Leonore," fuhr der Graf in Mur barschen WM« deck M woa vM-, Frankreich. Der Vormarsch französischer TtlWW »nf Fez erfolgt gleichzeitig von drei Seiten aus, von Osten, von Nord- und von Südrvesten, obwohl nach der überein stimmenden Darstellung aller unbefangen Urteilenden in der Hauptstadt eine ernste Gefahr weder für die dort lebenden Europäer noch kür den Sultan Mulay Hafid besteht. Die französische Regierung hat wenigstens sofort durch ihren Berliner Botschafter dem Reichskanzler v. Bethmann Hollweg Mitteilung über ihre Absichten machen und auch die Ne gierungen der anderen Vertragsmächte davon in Kenntnis setzen lassen. Hegte sie den europäischen Frieden gefährdende Pläne, so hätte auch König Viktor Emanuel von Italien auf dem Festmahl zu Ehren der Sondergesandtschaft, die die Glückwünsche Frankreichs zur Jubelfeier der Einigung über- brachte, nicht mit so begeisterten Worten die Aufrechterhaltung des Friedens als das gemeinsame Ziel Frankreichs und Italiens und als das höchste Gut der Völker preisen können. — Die von dem französischen Oberbefehlshaber des Schauja- gebietes, General Moinier, geführte Expedition hat Casablanca schon vor einigen Tagen verlassen, wird in Anbetracht der mangelhaften Wege Fez jedoch erst in zwei bis drei Wochen erreichen. Im Sebutale werden dis aus Arsila, unweit Tanger, aufgebrochenen französischen Truppen sich mit denen des Generals Moinier vereinigen. In diesem vom Westen anrückenden Heere befindet sich eine Abteilung Sol daten des Sultans Mulay Hafid sowie eine Abteilung von 1600 Goumiers, d. h. Leuten, die von französischen Offizieren für den Polizeidienst in der Schauja ausgebildet wurden. Die unter General Toutee an der algerisch-marokkanischen Grenze gesanimelten Streitkräfte in der Gesamtstärke von 8000 Mann sollen sich auf den Schutz der Grenze beschränken und die östlichen Stämme an der Teilnahme bei den An griffen auf Fez verhindern. — Der verhaftete Staatsarchitekt Chedanne hat nicht direkt gestohlen, aber auf Grund der Bedingung seines Vertrages, wonach ihin eine fünfprozentige Gewinnbeteiligung an allen Lieferungen zustand, in schändlicher Weise mit den Staatsgeldern gewirtschaftet. Wegen der Reparatur einer Dachrinne auf der französischen Botschaft zu Berlin, die wenige hundert Mark gekostet hätte, verstand er durch Hin- und Herfahrten, diplomatischen Noten wechsel usw. eine Summe von 350000 Frcs. in Anrechnung zu bringen, von denen er seine 5 Prozent einstrich. Das gleiche Verfahren beobachtete er bei allen anderen von ihm geleiteten Bauten, Einrichtungen und Reparaturen, sodaß er außer seinen 18000 Frcs. Gehalt jährlich noch etwa 150000 Frcs. an Provisionen aus gemachten Staatslieferungen in seine Tasche steckte. Ohne die Freundschaft seines Mit schuldigen, des Kassendirektors Hamon, hätte er das ver brecherische Treiben natürlich nicht so lange Jahre hindurch fortsetzen können. kleine politische Nachrichten. Die Rebellen Mexikos hätten ihren „Krieg" sicher nicht so lange führen können, wenn sie an ihrer Spitze nicht eine moderne Jeanne d'Arc, die „Jungfrau von Mexiko", gehabt hätten. Diese, die Tochter des Generals Canuto Neri, der vor Jahren in einem Aufruhr gegen den Präsidenten Porfirio Diaz den Tod fand, hatte eine Indianerin zur Mutter, ist bildschön und erst 18 Jahre alt. Sie spricht englisch und französisch und hat im Reiten und Schießen keinen Meister. Diese Jung frau leitete alle Gefechte persönlich, ohne je verwundet zu werden. Schade, daß die Amazone nicht zum Friedensver mittler gemacht wurde! — Die seit einem Dutzend Jahren bestandene Spannung zwischen Holland und dem Vatikan ist jetzt behoben. Der Vatikan wird durch die Brüsseler ^kuntiatur fortan in Holland vertreten sein. Deutsches Strafrecht. Die Slrafrechlskommission. die im Reichsjustizamt den Entwurf eines neuen Strafgesetzbuchs festzustellen hat, erledigte in den beiden ersten Wochen ihrer Tätigkeit den ersten Ab schnitt des Allgemeinen Teils, die W 1 bis 12. Die wesent lichsten Beschlüsse veröffentlicht der Reichsanzeiger. — Die Dreiteilung der strafbaren Handlungen in Verbrechen, Vergehen nnd Übertretungen soll beibehalten werden. Die Frage, nach welchen Kriterien diese Teilung erfolgen soll, wird aber erst nach Erledigung des Strafensystems entschieden werden. Die Erörterung darüber, ob das Polizeiunrecht aus dem Strafgesetzbuch ausgeschiedenwird, oder die Übertretungen wurde zurückgestellt. Die zeitliche und räumliche Geltung des Strafgesetzes will die Kommission im wesentlichen nach den Vorschlägen des Vorentwurfs, jedoch mit verschiedenen reistet, Nicht zu schätzen weiß? Glaubest Sie, falls Beatles einwilligt, seine Fran zu werden, ich würde nicht genügend für die beiden sorgen? Er soll sich nur erst des Mädchens versichern, das andere werde ich zur vollsten Zufriedenheit aller in Ordnung bringen. Ich werde ihm eines meiner Güter überlassen, falls er sich verheiratet, aber ich kann ihn hier nicht entbehren, man braucht hier den Herrn, den er ausgezeichnet zu spielen ver steht, zu notwendig. Ich bin ein alter Mann, ja, ja, wider sprechen Sie mir nicht, Leonore," unterbrach er sich, als die Präsidentin wie abwehrend die Hand hob, „habe viel durch machen müssen in der letzten Zeit, und das hat meine Kraft gebrochen, ich brauche eine feste Stütze, mH die ich mich ver lassen kann. Wenn die Leute erst einmal merken, daß man die Zügel nicht mehr so stramm halten kann wie früher, wer den sie nachlässig und bestehlen ein noch obendrein, wo sie kön nen. Ich habe längst gelernt, Lothar als meinen Sohn zu betrachten, und er wird dereinst voraussichtlich mein Erbe sein, wenn man mir das stille, kleine, enge Haus gezimmert hat." Ein Blitz des Triumphes schoß bei den Worten des Gra fen aus den Augen der Präsidentin. Sie wandte sich rasch ab, um ihre Freude zu verbergen und führte das Taschen tuch an die Augen, als ob die Rührung sie übermannte. „Sie sind so gütig," stammelte sie wie^ in tiefer Be wegung, „aber — von Ihrem Tode dürfen Sie nicht wieder sprechen, Sie tun mir Weh damit!" , Der Graf ließ sich durch die Heuchelei täuschen. „Nun," begann er wieder," „mag der Seusemann an klopfen, wann er will, er soll mich wenigstens gerüstet fin den, mein Haus ist bestellt." Die Präsidentin fiel ein wenig aus der Nolle. Mit ei ner jähen, hastigen Bewegung wandte sic ihr Gesicht dem Sprechenden zu, ihre Hand erfaßte krampfhaft die Lehne des hinter ihr stehenden Stuhles, ihre Stimme klang beinahe heiser, als sie fragte: „Was soll das heißen? Ich — ver stehe Sie nicht!" „Das soll heißen, daß ich vorgestern mein Testament auf. setzen ließ. Es bedarf nur noch der Unterschrift. Man kann doch nicht wissen, was passiert, und verkommenden Falles Möchte ick aerMet fein. .Las stolze Besitztum unseres glten Ergänzungen regeln. Es soll demnach beim Wechsel der Strafgesetzgebung grundsätzlich das dem Täter günstigste Gesetz angewendet werden. Für das Einsührungsgesetz sind gewisse überleitungsbestimmungen Vorbehalten, insbesondere über Änderungen im Strafvollzug, den etwaigen Ausschluß von Straffolgen oder Nebenstrafen, die das neue Gesetz ausdrücklich mißbilligt, und über den Wegfall der Strafooll- zugssähigkeit Jugendlicher, falls das neue Gesetz die Alters- grenze erhöht. — An dem Territorialprinzip des § 3 des Vorentwurss ist festgehalten. Dabei sind die deutschen Schutzgebiete und Konsulargerichtsbezirke, sowie deutsche Schiffe, während sie sich im Ausland oder auf offener See befinden, ausdrücklich dem Inland gleichgestellt worden. Beim internationalen Strafrecht wurde im Gegensatz zum Vorentwurf beschlossen, strafbare Handlungen eines Deutschen im Auslands nur dann unter Strafe zu stellen, wenn sie auch nach dem ausländischen Rechte mit Strafe bedroht sind. Dagegen hat die Kommission den Vorschlägen dc>s Vorentwurss hinsichtlich der sog. Weltvsrbrechen, d. h. der Delikts, die ohne Rücksicht auf die Staatsangehörigkeit des Täters und den im Ausland belegenen Ort der Begehung im Inlande verfolgbar sind, zugestimmt. Es sollen daher nicht nur, wie bisher, Hochverrat, Miinzvsrbrechcn und Amtsdelikte deutscher Beamten Weltverbrcchen sein, sondern auch der Meineid in einem bei einer deutschen Behörde an hängigen Verfahren, außerdem aber alle Verbrechen und Vergehen gegen Deutsche oder gegen Beamte des Reichs, eines Bundesstaats oder eines Schutzgebiets und andererseits alle von solchen Beamten begangenen Verbrechen und Ver gehen, ohne Rücksicht darauf, ob sie auf die amtliche Tätig keit Bezug haben. Weiter sollen der Frauenhandel, Sklavenraub und Sklavenhandel und die Verbrechen des Sprengstoffgesetzes als Verbrechen behandelt werden. Deutsche sollen endlich auch verfolgt werden dürfen, wenn sie auf staatenlosem Gebiet eine nach deutschem Rechte als Verbrechen und Vergehen anzusehende strafbare Handlung begangen haben. Die Kommission hat ferner beschlossen, daß die Anwendung des dem Täter günstigeren ausländischen Rechts, die der Vorentwurf noch für Straftaten des soge nannten Neubürgers im Auslände beibehalten hat, für die Folge ausgeschlossen sein soll. Die weiter in diesem Abschnitt noch enthaltenen Vorschriften über die Immunität der Ab geordneten und die Freiheit der Parlamentsberichterstattung sind unverändert geblieben. Aus aller Welt, von nah und fern. Die Verschärfung der Straf bestimmungen gegen Kindermißhandlungen muß unnach sichtliche Anwendung finden. In Berlin wurde eine Arbeiter frau, die ihr Stiefkind durch grausame Mißhandlungen und ungenügende Pflege zu Grunde richtete, zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt. Die Empörung gegen das herzlose Weib war derart, daß selbst die Geschäftsleute einen Boykott über sie verhängten und sich weigerten, ihr etwas zu ver kaufen. — Aus den Krupp-Grusonwerken bei Magdeburg fand der Dreher Max Flemming einen schrecklichen Tod. Flemming arbeitete an einer nahezu 200 Zentner schweren Panzerplatte, als diese sich plötzlich loslöste. Der Unglückliche wurde buchstäblich zerquetscht; die Leiche war nur noch eine unförmliche Masse. — Bei der Rückkehr von Carrabanchel, wo König Alfons eine Station für drahtlose Telegraphie eröffnet hatte, erlitten der spanische General Marva und drei ihn begleitende Offiziere einen schweren Autounfall. Der General und zwei Offiziere wurden tödlich verletzt. — Im Berliner Eispalast, einem vomehmen Sports-Etablissement, brach Feuer aus, das großen Schaden anrichtete. — Aus Abneigung gegen die Schule ging in Berlin ein neunjähriger Knabe ins Wasser. Er wurde, schon bewußtlos geworden, nach gerettet und konnte durch einen Arzt ins Leben zurück- gerufen werden. Dynamikattenlake von Arbeiterführern. In New- Uork wurden die drei Leiter des nordamerikanischen Eisen- bahnarbeiter-Verck indes, die beiden Gebrüder Manara und Otto Manigal, unter dem dringenden Verdacht verhaftet, systematisch Dynamit-Explosionen in allen denen Betrieben herbeigeführt zu haben, die sich auf ihre Forderungen nicht einlassen wollten. — U. a. sollen die Verhafteten auch die Explosion im Redaktionsgebäude der „Times" zu Los Angeles, die den Verband scharf bekämpfte, auf dem Ge wissen haben. Damals wurden 20 Personen getötet. Die Aufdeckung des verbrecherischen Treibens der drei Arbeiter- GeMechies Muß in einer Hand vereinigt VIcibcn. So yan delten meine Vorfahren, so will auch ich es halten. Das Majorat verlangt einen ganzen Mann, der cs versteht zu herrschen, zu befehlen und ein strenges Regiment zu füh« renl" Die Präsidentin wußte genug; denn da der Graf aus drücklich betont halte, Lothar würde voraussichtlich sein Erbe, so vermutete sie ganz richtig, daß dies auch in dem Testa ment so niedcrgeschrieben sei. Nun galt es nur noch, alle eintrcffendcn Nachrichten über Siegfried geschickt fern zu hal ten, und dies erschien ihr durchaus nicht schwer. Ueberdies, allzulange würde das Erbe ohnehin nicht mehr aus sich war ten lassen, meinte die kluge Frau. Die letzte Krankheit hatte das Haar des Grasen gebleicht; er war schneeweiß gewor» den. Eines Tages ließ Gras Duren Beatrice zu sich bitten. In gewohnter Weise ging er ohne Umschweife auf sein Ziel los. . , „Ich habe WichtM.es mit Dir zu besprechen, mein lie bes Kind," begann er rn ernsten: Ton. Gräfin Luise zog daS Mädchen, dessen zartes Gesicht sich mit Heller Röte bedeckte, neben sich auf emen Sessel nieder. „Höre mich ruhig an, Bea," fuhr der Graf fort, „Du weißt, LotMr bewirbt sich schon lange um Deine Zuneigung, cr liebt -:ch wirklich von ganzem Herzen und hat mich ge« be-cn, ein gutes Wort bei Dir zu seinen Gunsten zu spre chen. Ich glaube, Du wirst es nicht bereuen, wenn Du seine Frau würdest. Natürlich habe ich bei dieser Fürsprache auch meinen Vorteil im Auge, cs ist ein gutes Stück Egoismus dabei, denn wenn ein Fremder käme und Dich von uns los- reißen wollte, ich glaube, ich würde Dir nicht zureden, ihn zu nehmen. Wir zwei alten Leute wären denn muh ganz und gar verlassen und das könnten wir nur schicer überwin den. Du warft immer unser Trost, unser Sonnenschein in all dem Leid, das über uns hercinbrach, und deshalb bitte ich Dich, überlege es Dir, ob Du Lothars Werbung an- nchmen kannst. Ich ahnte freilich nicht, daß ich einmal in die Lage käme, für Lothar um Deine Hand zu bitten, — solltest uns ja mehr werden, wenn unsere Hoffnungen uns nicht betrogen hätten! Doch das ist vorbei — vorbei —" Er brach plötzlich ab. da seine Gattin schluchzend in
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