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Rabenauer Anzeiger : 04.03.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191103040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19110304
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19110304
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-04
-
Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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Aus aller Wett. Von nah und fern. Eine Rauferei von der allerech testen bayerischen Art gab's am Faschingsdienstag in München >m Pschorrbräu-Ausschank. Die dort in großer Zahl an wesenden Studenten wurden mit dem Personal des Aus schanks handgemein, was in eine regelrechte Bier-Schlacht ausartete, gegen die selbst ein großes Polizei-Aufgebot ohn mächtig war. Schließlich gewann das Personal die Ober hand und ließ nun von den Musensöhnen jeden einzeln zur Tür hinausfliegen. Draußen stand eine dichtgedrängte Volksmenge, die die „Ankömmlinge" jedes Mal mit einem infernalischen Iubelgeheul empfing. — In Reisen bei Lissa erschoß der 34jährige Tischlergeselle Firyt seine gleichaltrige Frau und sein dreijähriges Kind und erhängte sich dann. Er verübte die unselige Tat, weil alle drei unheilbar schwind süchtig waren. — Ein Bergrutsch ist bei Schloß Banz in Oberstanken eingetreten. Cs hat sich eine ziemlich große Fläche in Bewegung gesetzt der selbst die stärksten Bäume nicht widerstehen können; sie werden von den abwärts gehenden Erdmassen glatt mitgenommen. — Ein furchtbarer Sturm tobt im Bodenseegebiet. Die gesamte Schiffahrt aus dem See ist lahm gelegt. In den umliegenden Ortschaften würden viele Häuser schwer beschädigt. — In einer Trikot fabrik in Tailfingen (Württemberg) brach infolge Denzinex plosion Feuer aas, das auf zwei Nachbarhäuser Übergriff. Bon den beiden im Kontor beschäftigten Söhnen des Fabrik- Inhabers fand der eine den Tod in den Flammen, während der andere schwere Verletzungen erlitt. — Eine Sammlung von 3000 verschiedenen Flöhen besitzt der englische Gelehrte Sir Waller Rothschild. Einem kanadischen Trapper zahlte er für drei echte Fuchsflöhe aus den Polarregionen nicht weniger als 2400 Mark. — Die Engländerin Miß Mann, eine in den Sportskreisen Londons sehr bekannte Persönlich keit, verheiratete sich mit ihrem Stallknecht. — Don der erster, Plattform des Eiffelturms in Paris stürzte sich ein leben»-, müder Russe herab. Er wurde als unförmige Masse auf-s gefunden. — Uin dem Unfug der Schürzenjäger m den Berliner Parks besser steuern zu können, hat das Berliner Polizeipräsidium „Kriminaldiensthundpatrouillen" eingerichtet. Jeder Beamte hat mehrere Hunde bei sich, die jeden Ber- dächtigen verbellen. Für schwärmende Pärchen ist der Tier garten oder der Humboldthain oder der Treptower Park also auch nichts mehr I Schwere Talen. Daß man selbst auf Ozeandampfern vor den schwersten Verbrechen nicht sicher ist, haben die Aufsehen erregenden Fälle auf den Dampfern „Cordoba" und „Amerika" bewiesen. Der deutsche Mechaniker Schutt, der auf dem erstgenannten deutschen Dampfer umgedracht wurde, wurde von dem Mörder auf entsetzlichste Weise zugerichtet. Die Tat wurde etwa 12 Stunden vor dem Einlaufen in den Hafen Dünkirchen verübt. Der Mörder, der seinem Opfer den Hals mit einem Rasiermesser durchschnitten hatte, hatte versucht, den Leichnam über Bord zu werfen, stand aber von seinem Vorhahen ab, als er sah, daß bereits Zollbe amte an Bord waren und das Schiff scharf überwachten. Er schleppte dann den Leichnam in die Toiletten, wo er gefunden wurde. Man nimmt mit Sicherheit an, daß der borlieai, M Mre As Vaterlandes mit den Waffen zu ve» > leidigen. Mr die Entwicklung der Schlagworte der Pariser Radckalen ist er nicht zu Haden. Die Pariser selbst stehen mch einmal auf diesem Standpunkt.. Die französische Re publik war unter Gambetta von einer leidenschaftlichen Revanchelust erfüllt, ein Feuer, das auch heute noch unter der Asche glüht, das aber doch nicht ohne Grund die heutige Generation zur hellen Flamme auflodern sehen möchte. Nnd Herr Briand und seine Mitarbeiter haben sich weislich gehütet, dies Feuer zu schüren. Frankreich kann sich auch wegen seiner auswärtigen Beziehungen nicht von überschäumenden Leidenschaften fortreißen lassen. Die Freund schaft mit Rußland kann keinem radikalen Unwetter preisge geben werden, und England hat ebensowenig Lust, sich durch eine Explosun des französischen Chauvinismus in Un gelegenheiten bringen zu lasten. So hoch einzelne Personen und ihr Emsluß in der Republik anzuschlagen sind, viel mächtig^ ist der Zwang, sich wirtschaftlich und politisch in die durch die allgemeine Lage geschaffenen Notwendigkeiten einzufügen. Und das haben schließlich alle Staatsmänner in Paris von Gambetta bis Briand wohl oder übel tun müssen. Vermischtes. Vas Arten des preußischen Handelsministers Sydow über den Hansabund, das die „Dtsch. Tgzt." als völlig unverständlich bezeichnete hat auch das Mißfallen der „Krz. Ztg." erregt. — Das konservative Organ erklärt, der Minister habe sich über den Hansabund und dessen Tätigkeit offenbar nur aus den Quellen der Hansabundinteressenten informiert; bei objektiver Würdigung der Verhältnisse hätte er zu einer anderen Auffassung kommen müssen. Die liberale „Voss. Ztg." meint, Herr Sydow sei gegen die Mehrheit auf getreten und habe den Beifall der Linken gesunden. Er wußte, was er tat. Er wollte sterben. In China steht nach einer Petersburger Meldung der „Voss. Ztg." der Ausbruch einer antidynastischen Bewegung unmittelbar bevor. — Der russische Minister des Äußern Sasonow wird nächste Woche in der Reichsduma Mitteilung machen über die Lage auf dem Balkan und den damit in Zusammenhang stehenden Plan der Verstärkung der Flotte lm Schwarten Meere. Vie Jahrmärkte haben soviel von ihrer früheren Be deutung eingebüßt, daß jene Protestresolution von 10()0 Markthändlern, die in Berlin zusammenkamen, gegen diese Erscheinung wahrlich nicht viel helfen wird. Das Publikum hat sich doch an die ständigen Geschäfte im Orte gewöhnt, und eine eigentliche Konkurrenz für den Kaufmann sind die Jahrmärkte nicht mehr. Übler sind gewisse Zweige des Handwerks daran. Der Handwerker muß heute daraus sehen, daß ihm auch nicht der kleinste Verdienst entgeht. Was aber so an den sogenannten Schnurrpfeifereien aus den Jahrmärkten gekauft wird, macht doch schließlich ein« hübsche Summe aus, die dem Handwerk besser als den Hausierern zukommt. Die Hausierer sind ja zum größten Teil jene Kaufherren, die auf den Jahrmärkten ihre Zelte aufschlagen. Wenn es den Handwerkern gelingt, mit ihren kürzlich formulierten Wünschen nach einer Revision der Be stimmungen über den Wandergewerbeschein durchzudringen, dann bedeutet das ein weiteres Zurückgehen der Jahrmärkte. Gewiß, es geht damit ein weiteres Stück Poesie zugrunde; die Anekdote vom Sprößling des Bibers und der Gans, die der Kaiser als Erinnerung an einen Potsdamer Jahrmarkt während der schönen Gardeleutnantszeit kürzlich erzählte, ist ja noch in aller Gedächtnis. Aber die Poesie der Postkutsche verschwand auch und anderes trat an ihre Stelle. Das rollende Rad der Zeit läßt sich nicht aufhalten. Mörder nach Belgien entkommen ist. — Der große Äamantendiebstahl auf dem deutschen Dampfer „Amerika", dessen Opfer eine Frau Drummond wurde, wurde dem Gauner sehr leicht gemacht. Frau Drummond schloß abends nie die Türe ihrer Kabine, damit sie bei einem Unglück sofort auf Deck eilen könnte. Der deutsche Kapitän war energisch genug, sofort eine Durchsuchung sämtlicher Passa giere, so peinllch das denen auch war, vorzunehmen, der Gauner wurde nicht entdeckt, er hatte den Schmuck, der hauptsächlich aus kostbaren schwarzen Perlen bestand, wahr scheinlich gut versteckt. Unbegreiflicherweise sahen die Zoll behörden in Newyork von einer Durchsuchung bei Landung der Passagiere ab. — In Darmstadt wurde in ihrer Wohnung eine Frau von einem Bettler überfallen und durch zwei . Messerstiche in die linke Brust schwer verletzt. Die Frau sank bewußtlos zu Boden, und der Täter raubte aus der Wohnung einen Geldbetrag, von etwa 150 Mk. Zur Lageslyronik. Etwa hundert Fischer wurden im Finnischen Meerbusen auf Eisschollen ins Meer getrieben, wo sie nicht aufgefunden und geborgen werden konnten, so daß sie ertrunken sind. Gewöhnlich hat solche abtreibende Scholle eine so große Ausdehnung, daß dis Fischer von der Bewegung nichts bemerken, bis der stärkere Seegang des offenen Meeres die Scholle dann zerbrechen läßt. — In Berlin schoß eine Schneiderin auf offener Straße den Kauf mann Habendank nieder, ihren Bräutigam, der ihr untreu geworden war. — In Wien haben am vergangenen Faschmgr- sonntag über taus-nd Paare die Ehe geschloffen. Um gleichen Tage wurden 260 silberne und 10 goldene Hoch zeiten gefeiert. — Der Nestor der Heidelberger Gelehrten, der im 84. Lebensjahre stehende berühmte Rechtslehrer Ge heimrat Prof. Dr. Becker wird sich zum zweiten Mal mit einer 40 jährigen Witwe verheiraten. — In Hernsbach (Be- ßixk Weinheim) vergiftete sich ein siebenjähriger Schulknabe, der von seinem Vater wegen einer Schulgeldstrafe gezüchtet worden war, indem er eine Flasche Schnaps austrank! „Gratuliere., «ie mir," sagt sie schelmisch, „ich habe heute Geburtstag!" „Wie?" stößt Helldorf verblüfft heraus. „Sie haben Geburtstag, und da liefen Sie Misanthropin allein in die Welt hinaus, damit nur ja kein guter Freund Ihnen die Hand schütteln konnte? O, Sie Abgrund I" „Ist das Ihr Glückwunsch?" „Er kommt nachher, aber zuvor muß ich schelten. Dachten Sie nicht ein bißchen an die Menschen, die es gut mit Ihnen meinen und sich um Sie gesorgt hätten? Ich erinnere nur an die gute Frau, Ihre Tante, die an diesem Tage gewiß unablässig mit ihren Gedanken bei Ihnen ist. Sie würde weinen, wüßte sie Sie so allein in den Gefahren des Nebels und der Einsamkeit. Und — na, von Meiner Wenigkeit ganz zu schweigen!" Helldorf hat sich während seiner Rede einer Hand des Mädchens bemächtigt und sieht ihr eindringlich in die Augen. Ilse sucht sich mit Verwirrung sreizumachen. „Zur Abbitte sagen Sie mir nur das eine: Ist es Ihnen jetzt lieb, daß ich hier neben Ihnen sitze? Ja?" „Ja!" erwidert Ilse nach kurzem Zögern, und dann Mieder schelmisch wie vorhin: „Wenn ich Sie nicht als Leutnant Kurt Helldorf, sondern als Führer betrachte." . »Auch gut. Fürs erste bin ich zufrieden. Und nun wir vergnügt sein. Ihr Geburtstag macht uns das gew'ffermaßen zur Pflicht. Auf Ihr Wohl, Fräulein Ilse!" "OHPM das Glas, Ilse stößt an und läßt sich von "b emschenkem Macht es der ungewöhnliche Wein- m>r u übersprudelnde Laune ihres Gesellschafters, a" ihre eigene entzündet, auch Ilse gerät all- ihr sonst fremde Lustigkeit hinein. , ganz allein im Gastzimmer. Die Wirtsleute haben si t bückgezogen, nachdem sie den Tisch abgeräumt, und die v oen bemerken es nicht, daß ihnen Stunden ver fliegen. "Warum Machen wir es uns nicht bequemer," sagt Kurt Helldors endlich, „und vertauschen diese spartanischen mit dem behaglichen Platz auf dem Sofa dort c Als sich Ilse erhebt, erinnert sie an die Notwendigkeit des Aufbruchs. Sie treten vor die Tür und finden, "daß der Nebel noch dichter ist, als vorhin. Helldorf rät zu weiterem Abwarten. Der Nachmittag sei ja noch lang; bei günstiger Aenderung könne man noch um sechs oder sieben Uhr aufbrechen, da der Abstieg viel kürzere Zeit, höchsten» zwei Stunden, erfordere. Und Ilse läßt sich zureden. Die Müdigkeit, welche die für ihren zarten Körper zu starken Anstrengungen in Ver bindung mit dein Geist des feurigen Ungars hervorgerufen, legt sich wie ein leichter Schleier über ihr Denken und läßt sie alle die Dinge, welche sie sonst erschreckt haben würden, gar nicht mehr für so schlimm ansehen. Sie gehen in das Gastzimmer zurück und nehmen von dem Ledersofa Besitz, das trotz seiner steifen Form und harten Polsterung immerhin als bequemerer Ruhesitz gelten kann, und dessen einziges, mit grellbunten Rosen besticktes Kissen Helldorf seiner Nachbarin vorsorglich hinter den Racken schiebt. Merkwürdig, mit dem Augenblick des Platzwechsels ist das Gefühl der heiteren Ruhe, das Ilse bisher in Helldorfs Nähe bewahrt hat, geschwunden und macht allmählich einer Beklommenheit Platz, die ihr förmlich Herzklopfen ver ursacht. Helldorf spricht zwar in der alten Manier weiter. Garnisonserlebnisse, Leutnantsstreiche fallen ihm in uner schöpflicher Fülle ein, aber seine Lebhaftigkeit hat etwas Gezwungenes, und er merkt es nicht, daß seine Nach barin stiller wird und sich so dicht als möglich in die steife Sofaecke drückt. Und dann auf einmal kommt es, was wie eine Ahnung schon auf ihr gelegen. Der Faden einer lustigen Erzählung reißt unvermittelt ab. Helldorf hat Ilse plötzlich umfaßt und flüstert dicht an ihrem Ohre: „Ilse, Mädchen, spielen wir doch nicht länger Komödie voreinander. Du weißt ja, was in mir, und ich fühle, was in dir vorgeht!" lieber die Halbbetäubte ergießt sich wie ein heißer Strom der 'ius ruch seiner Liebe. Und Ilse widersteht nicht. Eine Vtacht, die stärker ist als der grübelnde Verstand, reißc das Bollwerk ihrer Abwehrgründe, Kleine politische Nachrichten. Der Mecklenburgische Landtag wurde am Dienstag in Malchin eröffnet. In einer Vorlage, die die Pension großherzoglicher Diener erfordert, betont die Regierung mit Rücksicht auf die finanzpolitische Seite die Notwendigkeit der Einführung des Budgetrechts und die Notwendigkeit der Änderung der bestehenden Ver fassung. — Als Vertreter des in Ägypten weilenden Königs von Sachsen wird Prinz Johann Georg von Sachsen, der Bruder des Königs, zu den Krünungsfeierlichkeiten nach London reisen. — Lem preußischen Abgeordnetenhause ging ein freikonseroativer Antrag zu, nach dem zukünftig Zu schläge zur StaatSeinkommensteuer erst dann der Geneh migung bedürfen sollen, wenn sie über den anderthalbfachen Satz der Staatsemkommensteuer hinausgehen. Heute ist die Genehmigung schon erforderlich, wenn die Zuschläge über den vollen Satz der Staatseinkommensteuer hinausgehen. — Durch die Reichswertzuwachssteuer können für die Veteranen fortan 5 Mill. M. jährlich mehr ausgegeben und demzufolge 60000 Veteranen mehr unterstützt werden. — Die Stimmung für die Einführung der Lateinschrift in den unteren Klassen unserer Schulen ist im Reichstage nicht mehr so günstig wie bisher. Der auf die Einführung gerichtete Kommissions-An trag wird wahrscheinlich abgelehnt werden, wenn er im Plenum zur Verhandlung gelangt. — Über die Verwaltung der öffentlichen Arbeiten in Preußen 1900 bis 1910 ist der Bericht des Eisenbahnministers an den Kaiser jetzt in Buch form erschienen. Um 6814,70 Kilometer oder 22,5 Prozent hat sich danach das preußisch-hessische Staatseisenbahnnetz in dies,ein Zeitraum vermehrt, etwas mehr als im Jahrzehnt vorher; es umfaßte 1910 nicht weniger als ^37,162,43 Kilo meter. Mit den Prioatbahnen zusammen kamen Ende 1907 in Preußen auf 100 Qu«drattilomet«r 12,2 Kilometer Bahn, in Sachsen gar 20.4 Kilometer, dagegen in Österreich-Ungarn nur 6,2 Kilometer, in Großbritannien und Irland 11,8. Aus äen Paramenten. Deutscher Reichstag. Bei strahlendem Fastnachts- sonnenfchein versammelten sich die Reichsboten am Montag zur fortgesetzten Beratung des Militäretats, die noch nicht zum Abschluß gebracht wurde. Abgeordneter Kunert (Soz.) bemängelte die sächsischen Geheimfonds und sprach von Vetternschaft im Heere bei der Beförderung von Offizieren. Sächsischer Bevollmächtigter v. Salza erwiderte, daß die an geblichen Geheimfonds aus den erlösten Mitteln eroberter Kriegsbeute von 1870-71 beständen und in besonderen Fällen an Angehörige der sächsischen Armee daraus Zuwendungen gemacht würden. Abg. Erzberger (Ztr.) rügte es, daß der sozialdemokratische Redner hier so viele unbewiesene und grundlose Anklagen erhoben habe. Abg. Kunert (Soz.) blieb bei seiner Behauptung von der Schädlichkeit der Ge heimfonds. Weiterhin bemängelte Abg. Werner (Rfp.) die häufige Versetzung von Intendanturbeamten, Abg. Roth (Wirtsch. Vera.) die Kommandierung der Soldaten zum Abendmahl, Abg. Vogt-Hall (Wirtsch. Berg.) die dienstlich« Beschäftigung der Mannschaften an Sonntagen, über alle diese und andere Ausstellungen erteilte der Minister be- schwichtigende Auskunft, erklärte aber, dem sozialdemokratischen Wunsche auf Auskunft über die Militärattachees bei den aus- märtigen Botschaften hier im Plenum nicht entsprechen zu können. Auch die Verhältnisse der Militärbüchsenmacher und Musiker gelangten wieder zur Besprechung. Die Kon- kurrenz, die die Militär- den Zivilkapellen machen, wurde vielfach bedauert. Heiterkeit erregte die Behauptung des Abg. Zubeil (Soz.), die Militärmusik verderbe den guten Geschmack des Publikums. Ein Vertreter des Ministers be tonte, daß die Tarife der Militärkapellen sicher seien als die der Zioilmusiker, die Konkurrenz also nicht so schlimm sei. In Ler weiteren Verhandlung ryurden lokale Wünsche und Beschwerden von den Abgg. Belzer (Ztr.) und Müllcr- Meiningen (Vpt.) zur Sprache gebracht. Abg. (Peck (Soz.H beschwerte sich, daß hessische Lehrer während ihrer militärischen; Ausbildung zu Krankenwärtern zu niedrigen Diensten heran- gezogen wurden. Ein Dentist mußte Gras zupfen. Abg. Görcke (ntl.) fragte an, ob die Behauptung eines Berliner Blattes richtig sei, daß in Spandau an Leichen, die aus der Charites bezogen waren, Schiehversuche veranstaltet und die Leichen in Fetzen zerschossen seien. Der Vertreter des Ministers erklärte, an den Scheußlichkeiten sei kein wahres Wort. Abg. Mugdan (Vpt.) erklärte, daß solche Schießoer suche an Leichen notwendig seien; die Abgg. Noske und Frank (Soz.) widersprachen dem. Freitag 1 Uhr: Fortsetzung. hinter dem sie sich bisher verschanzt, mit einem Schlage zu Boden. Als seine Lippen ihren Mund suchen, da erwidern die ihren seine Küsse, scheu und zitternd, aber der Mann spürt doch die unterdrückte Leidenschaft in ihnen, und die Wahr nehmung reißt ihn in einen Seligkeitstaumel hinein. „Ilse, meine Ilse! Böse, spröde Ilse, wie hast du mich gequält! Ein ganzes Leben voll Güte und Freundlichkeit reicht nicht aus, das wieder gutzumachen!" Wieder vergehen Stunden. Die Abendschatten schleichen schon ins Zimmer und finden die beiden noch auf dem alten Platz im steiflehnigen Sofa. In das zärtliche Geplauder der beiden Liebenden, das sich mit der Ausgestaltung der nächsten Zukunft und tausend zärtlichen Dingen beschäftigt, treten lange Schweigepausen, die mehr ausdrücken, als der stammelnde Mund. Ilse erinnert zuerst wieder an die Rückkehr. „Komm, laß uns sehen, ob wir gehen dürfen!" Helldorf glaubt nicht daran, aber er tut ihr lächelnd den Willen. Arm in Arm stehen sie nun vor der Tür des Wirtshauses. Eine seltsame Erinnerung überkommt Ilse, die Erinnerung an den Traum der Nacht. Nun ist es Wirklichkeit, daß sie Arm in Arm mit ihm in dem Bewußt sein, aus ewig eins mit ihm zu sein; doch statt der Abend sonne, die klar und golden vor ihnen unterging, steht der i undurchdringliche Nebel vor ihrem Blick. Ein Bild der Zu kunft! Was wartete hinter diesem Nebel auf sie? Mehr Leidoolles, als Freudvolles? Gleichviel — sie wollte es wagen. In ihre Seele war ein ruhiges Vertrauen ge zogen auf den Arm, der sie führen wollte. „Wir können noch immer nicht fort, Liebchen, du siehst es." Der Wirt, der zu den beiden in den Flur getreten ist, warnt ebenfalls vor dem Abstieg. „Bleiben's doch über Nacht da," redet er zu. „Da hat's oben gute Gaststuben mit schönen Betten in denen es sich ebenso gut schläft, als drunten in Si. s c c ist - -t f leben haben wir auch. Die Herrschaften sind um j heiratet?"
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