gedacht für die Bühne und wurde zum Mo nodram Erwartung. In der literarisch begab ten jungen Ärztin Marie Pappenheim, der Frau eines namhaften Neurologen, fand er eine begeisterte Mitstreiterin. Sie schrieb, nachdem ihr Schönberg die Idee unterbreitet hatte, als Monolog die Eindrücke einer weiblichen Gestalt, die nächtlich, verängstigt und leidenschaftlich bis zur seelischen Zer rissenheit den Geliebten sucht, um ihn tot aufzufinden. Im Rahmen von vier Szenen werden nun die zerquälten Eifersüchte und Seelenspannungen eines liebenden Men schen dargestellt: 1. Am Rande eines in Dämmerung getauchten Waldes; 11. Im schwarzen Walde sich tastend; 111. Zwischen mondstrahl-beschienenen Farnen, gelben Pilzen, und, IV. Wieder am Waldesrand, hin tergründig ein finsteres Haus mit weißem Balkon, schwarzen Bäumen, dazwischen die „Frau“ mit verwirrten Haaren und zerrisse nem Gewand. Das Modell der „Wahnsinns szene“ aus der romantischen Oper mag Pate gestanden haben, doch was Schönberg dar aus machte, ist ohne Beispiel. Die Musik ist eine Art klangliches „Röntgenbild“, das den Vorgängen in einer kranken Seele möglichst getreulich zu folgen versucht. Der Philosoph und Musiktheoretiker Adorno sprach in die sem Zusammenhang von einer „Seismogra- phischen Aufzeichnung traumatischer Schocks“. Tonalität, Themen und Grundmo tive sowie strukturbildende Wiederholungen im alten Sinne des Wortes gibt es nicht mehr, dafür scharfe Dissonanzen. Grelles Fortissimo und kaum hörbares Pianissimo folgen einander rhapsodisch. Schönberg treibt hier die Idee der musikalischen Prosa - einer Musik ohne Wiederholungen und Peri oden - ins Extrem. Und doch paßt sich sei ne Musik den Bewegungselementen und Aufführungsdauer: ca. 30 Minuten