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Rabenauer Anzeiger : 07.03.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191103070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19110307
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19110307
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-07
-
Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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'ten» dm «ateliers Madam« en auf eine Aus aller Welt vis zahl dsr Selbstmorde häuft sich in Berlin wieder einmal in erschreckendem Maße. Allein am Donnerstag waren drei Selbstmorde zu verzeichnen. Wegen wirtschaft licher Nöte erschoß sich in ei Kurt Iorkschat. sich, weil er unheilbar lungenkrank war. .Klärung über den Wahltermin hängt daher wesentlich von dem Tempo ab, in dem der Reichstag seine Arbeiten erledigt. Bei der Beratung des Militäretats war dieses Tempo bekanntlich ein sehr langsamer; sollte es beibehalten werden, dann würde sich die laufende Session sehr stark ausdehnen und die Fest setzung des Wahltermin» auch erst entsprechend spät erfolgen können. wichtigsten Teil sein«r gesetzgeberischen Aufgaben gelöst haben wird, wird es sich auch dl« Regierung angelegen sein lassen, über den Wahltermin, einen Beschluß zu fassen und ihn bekannt zu geben. Im Augenblicke läßt es sich jedenfalls noch nicht sagen, ob die Verbündeten Regierung Herbstsession werden verzichten können. Die Kl Adem — Kurzlebige Ministerien bilden in der dritten sWuolik die Regel; nüt wenige waren länger als zwei Jahre am Ruder. Der General Rochhouet war nur 20 Tage Ministerpräsident und das Ministerium Dufaure sogar nur 7 Tage am Ruder. ünemMadtbahnzug der Reisende er 40 jährige Arbeiter Binger erhängte er unuk-üvar lungenkrank war. Einen doppelten Selbstmord wegen schwerer Nervenkrankheit verübte der 34jrhna« Fabrikbesitzer Dr. Wicklipp. Er schoß sich eine Kugel in die Herzgegend und erhängte sich mittels seiner Hosenträger an der Türklinke. — Wegen unglücklicher Liebe erschoß ein S2jähriger Handlungsgehilfe seine Geliebte, eine ^fahrige Arbeiterin, und sich selbst. Vermischtes, Das deutsche Handwerk, das eine Zeitlang in unserem Erwerbsleben durch den Großbetrieb erdrückt zu werden schien, ringt sich wieder zu seiner geschichtlichen Höhe empor. Zu seiner offiziellen Anerkennung durch die Berufung des Klempnermeisters Plathe in das preußische Herrenhaus ge- sellt sich eine andere, mehr materialistische zwar, aber deshalb doch nicht unangenehme! die steigende Berücksichtigung der Handwerker und ihrer Organisationen bei der Vergebung öffentlicher Arbeiten. In der „ledernen" Reichstagsoebatte über den Militäretat am Mittwoch, ledern insofern, als in ihr fast ausschließlich von den Erzeugnissen der Lohgerberei die Rede war, gab der preußische Kriegsminister die erfreu liche Erklärung ab, daß die Versuche, den kleinen Hand werkern Lieferungen zu übertragen, durchaus zur Zufrieden heit ausgefallen seien und deshalb fortgesetzt werden würden. Überall in den Reichs-, staatlichen und städtischen Betrieben macht sich die Geneigtheit bemerkbar, Lieferungsabschlüsse mit Handwerkern oder deren Innungen direkt zu bewirken, so daß hoffentlich auch das alte Wort wieder zu seiner vollen " Geltung kommen wird: „Handwerk hat goldenen Boden." Die leicht entzündliche Labung. SW Zelluloid SM» Käkvlv bestehend, mutzte über Bord geworfen werden. Er gelang, den Dampfer über Wasser zu halten, er hat aber die schwersten Beschädigungen erlitten. Bei einem türkischen Bahnhof versuchten Banditen, den Orientexpreßzug durch Aufreihung von Schienen zum Entgleisen zu bringen. Dar Vorhaben konnte aber noch rechtzeitig vereitelt werden. Die Beamten der betreffenden Strecke klagen über öftere Be lästigung durch eine Bande von Banditen und verlangen militärischen Schutz. — In Mün alt« Gattin des Rentners Zimm Kolonie und Mutterland. Betrachtet man das Ver hältnis zwischen Kolonie und Mutterland bei Deutschland und England, dem größten und ältesten Kolonialreich, so ergibt sich zwischen den oeiden Staaten ein auffälliger Gegensatz. England läßt seinen großen Kolonien, Kanada und Indien, ziemlich freie Hand in allen Bestimmungen, es gestattet ihnen, sich gemäß ihren besonderen traditionellen Verhältnissen zu entwickeln, das Band, das die Kolonien mit dem Mutterland verknüpft, ist äußerlich nur lose geschürzt. Anders bei Deutsch land. Die Verwaltung unserer noch jungen Kolonialstädte kst streng nach dem Muster der heimischen Kommunalver- verwaltung eingerichtet, und wir sind bestrebt, das Band zwischen Kolonie und Mutterland recht fest zu knüpfen, un- oeachtet verschiedener zuwiderlaufender Strömungen in den Kolonien selber. Die Denkschrift des Kolonialamts über dit Kriegskosten Deutschsüdwestafrikas spricht davon, daß „von läufig" keiner deutschen Kolonie etwaige Kriegskosten aufi «ebürdet werden könnten. Man gewinnt aber aus dem Ton, in dem die Denkschrift gehalten ist, die Überzeugung, daß auch für alle Zukunft ausgeschlossen erscheint, daß kriegskosten den Kolonien allein aufgebürdet werden. Dadurch würde eine Art Spaltung zwischen Kolonie und Mutterland geschaffen werden, die leicht verhängnisvolle Folgen haben könnte. Das Band zwischen Kolonie und Mutterland darf über sicht nur durch finanzielle Unterstützung seitens des Mutterlandes geschürzt werden, dazu muß auch eine ideale Auffassung beitragen. Eine teure Sache ist und bleibt die Feuerbestattung, die nun auch in Preußen, nachdem fast alle Bundesstaaten vorangegangen sind, eingeführt werden soll. Bestimmend hierfür war wesentlich, daß die juristischen Bedenken krimi nalistischer Art durch die Ergebnisse der medizinischen Forschung widerlegt worden sind. Heftige Kämpfe um die Vorlage wird es allerdings in der preußischen Landesvertretung geben. Ob aber nach Einführung des Gesetzes die Zahl der Feuer bestattungen in Preußen erheblich sich erhöhen wird, steht dahin. Nuk reiche Leute können sich den Luxus gestatten, sich verbrennen zu lassen, denn der Hin- und Rücktransport, sowie die Einäscherung in dem Krematorium ist nicht billig. Wer Anhänger der Feuerbestattung bisher in Preußen war, und für seine Überzeugung vorkommenden Falls sich selber einsetzte, ließ sich m einem Krematorium außerhalb Preußens verbrennen, und es ging auch so. Die ganze Frage ist eine Angelegenheit des persönlichen Geschmacks und wird in den meisten Fällen von diesem entschieden werden. kommunale Vierbesteuerung. Leipzig steht vor einem Bierkrieg, Nachdem die Stadtverordneten die Ein führung einer kommunalen Bierbesteueruna beschlossenfhaben. Es handelt sich etwa nicht um eine Brausteuer, sondern um eine Abgabe, die gemäß dem Verbrauch des Bieres, gleich viel ob es einheimisches oder auswärtiges ist, zu leisten ist. Natürlich wälzen die Wirte die Steuer auf die Konsumenten ab, und zwar in der Weise, daß sie die Gläser kleiner machen werden. Die Entrüstung über die Vierbesteuerung ist in Leipzig allgemein, wie aber der Kampf gegen sie geführt werden soll, darüber ilt man sich noch nicht klar. ystematijch totgequält. — In Spinsen bei Saarbrücken tötete ein« Beramanneftau in einem Anfall von Wahnsinn ihre fünf Kinoer. In einem Dorfe des Lübener Kreis«« starb dieser Tage der Totengräber. So unglaublich es »rscheint, e» fand sich — au» abergläubischen Rücksichten — trotz aller Bemühungen des Pastors niemand, der dem Verstorbenen >as Grab gegraben hätte. Schließlich griff der Ortspfarrer elbst zu Hacke und Schaufel, und bereitete dem Totengräber >ie letzte Ruhestätte. — Ein erschütternder Fall wird aus söln berichtet. Auf dem dortigen Bahnhof sprang ein unges Mädchen, das einen Maskenball besuchen w»llte, vor lnaeduld, mit ihrem Bräutigam zusammenzutreffen, der sie auf dem Bahnhof abholen wollte, aus dem Zug, als dieser noch kein Einfahrtsignal hatte und vor der Station hielt. Im gleichen Augenblick sauste der Kölner D-Zug vorbei, der das Mädchen erfaßte und vor den Augen mehrerer mitreisender Freundinnen zermalmte. — In der Skala, der berühmten Mailänder Oper, erlebte Richard Strauß' „Rosenkavalier", der bekanntlich bei seiner Uraufführung in Dresden einen außerordentlichen Erfolg hatte, eins sehr geteilte Aufnahme. Nach dem zweiten Akt war das Zischen allgemein, und erst der Schluß versöhnte das Publikum wieder etwas. — In Paris wurde am Fastnachtsabend ein Deutscher namens Eberwein verhaftet, der vorgab, Assistenzarzt der Reserve des 1. sächsischen Grenadierregiments Nr. 100 in Dresden zu sein. Er hatte in einem grotesken Kostüm verschieden« Wirtschaften besucht und dabei allerlei Beleidigungen gegen Frankreich vorgebracht. Herr Eberwein scheint einen Morvs- rausch gehabt zu haben. — Dem englischen Lord Chesterfield kaufte ein Antiquitätenhändler eine alte Rüstung des bayerischen Waffenschmiedes Iakob Topf für 40000 M. ab, damit sie nicht auf einer von dem Lord veranstalteten Kunst auktion verkauft werde. Der Händler sagte, er habe einen Käufer, der die Rüstung für diesen Preis kaufen wolle, aber darauf bestehe, daß sein Name nicht bekannt werde. Später kam heraus, daß der Händler die Rüstung für 300 000 Mark verkaufte. Der Lord klagt jetzt aus Zurückgabe. Jus cleii Parlamenten. Deutscher Reichstag. Bei fortgesetzter zweiter Lesung des Militäretats am 7. Beratungstage entstand zunächst eine längere Debatte über die Remontepferde. Dis auf den sozialdemokratischen erklärten die Rsdnek aller Parteien, daß die Remontezucht ebenso Notwendig wie wenig gewinn bringend sei. Di« freisinnigen Abgeordneten erklärten, die erhöhten Prelle für die Remonten seien eine Folge des Zoll tarif« der Rechten. Generalmajor Wandel hoffte, daß eine Preissteigerung nicht eintreten würde, erklärte aber, daß die Heeresverwaltung im Interesse der Landespferdezucht erhöhte Preise, wenn notwendig, zahlen würde. Die meisten Pferde lieferten die kleinen, nicht die großen Züchter. Schatzsekretär Wermuth betonte, daß das finanzielle Interesse des Reiches auch beim Remontenkauf sorgfältig berücksichtigt würde, und daß die Ausgaben für die Remonten seit den neunziger Vahren von S auf über 11 Millionen M. gestiegen seien. Beim Milltärerziehungswessn begründete Abg. Muller- Meininaen (Dpt.) die Resolution seiner Partei wegen Vergünstigungen derjenigen Militärpflichtigen, die ein« hervorragende turnerische Ausbildung besitzen. Krieg»- smnister von Heeringen erkannte den hoben Wert des Turnen» an, bat aber doch um Ablehnung der Resolution, da eine weitere Verkürzung der Dienstzeit unmöglich sei, und auch der beste Turner kein guter Schütze zu sein oder ein besonderes Verständnis für den Felddienst zu haben brauchte. Nach unerheblicher Debatte wurde die Resolution abgelehnt. Beim Artillerie- und Waffenwesen konstatierte Generalmajor Wandel, daß die Löhne und Ausgaben für Wohlfahrtsein- ftchtungen der Arbeiter fortwährend stiegen. preußisches Abgeordnetenhaus. Das Haus setzte am Donnerstag die Beratung des Etats für Handel und Gewerbe fort. Streng an die Sache hielten sich die meisten Redner nicht, so daß von sozialdemokratischer Seite der leider ?u recht bestehende Vorwurf, es würden nur Agitationsreden gehalten, gemacht werden durfte. Hauptsächlich debattierte Ulan die politische Stellung des Abg. Rahardt und sein Ver hältnis zum Hansabund. Das Haus vertagte sich nach Ge- Uehmigung des Handelsetats auf Freitag. Vas Schweigen über den Termin der Reichstags- wählen wird der Regierung zu Unrecht verübelt. Die außerordentlich« Wahlagitation, die wegen der herrschenden Partetverhältnisse auf allen Seiten betrieben wird, läßt den Wunsch, recht bald etwas Bestimmtes über den Zeitpunkt der Neuwahlen zu erfahren, durchaus begreiflich erscheinen. Andererseits darf aber auch nicht vergessen werden, daß der Wunsch der Verbündeten Regierungen, möglichst viele ihrer Gesetzentwürfe noch in dieser Session verabschiedet zu sehen, seine BereMtiguna hat. Sobald sich ein Überblick darüber gewinnen läßt, vi» wann der Reil von nah und fern. Im Atter von 73 Jahren starb >n Jena der frühere Kurator der dortigen Universität Ex- Menz von Eggeling. — Im Weißenfelser Schuhmacherstreik ist fetzt Aussicht auf Einigung vorhanden. Die Fabrikanten stimmten einem Vorschlag der Schiedskommission auf svfor- tige Einführung der neuneinhalb stündigen Arbeitszeit und 25 prozenüge Erhöhung der Uberstundenlöhne zu. — In Tiroler Alpen gefährden andauernd niedergehende Lawinen den Verkehr. Ein Händler und ein Schulknabe Wurde osn den Lawinen verschüttet. Man fand sie erstarrt auf. In Bavreuth erkrankten drei Kinder an Genickstarre. Die Seuche greift hoffentlich nicht um sich, so daß die dies jährigen Wagner-Festspiele ungestört stattfinden können. — Über den Ozean fliegen will der amerikanische Ingenieur Twombly. Er macht sich aber die Sache insofern leicht, als er die Strecke etappenweise zurücklegen will. Eine Anzahl Dampfer auf dem Weltmeere werden die Stationen mar kieren, und Twombly wird so von Deck zu Deck fliegen. Ane tiefere sportliche Bedeutung kommt daher diesein Unter- nchmen nicht zu. — An Bord des englischen Dampfers -Mascod" entstund bei einer Fahrt durch die Nordsee Feuer. München wurden di« 25 Jahre Zimmermann sowie ihr Dienst mädchen durch Kohlenoxydga» vergiftet aufgefunden. -- Die Inhaberin des ersten Pariser Moo, .Paquin erklärte, daß in ihrem Atelier kein Hosenrock herge stellt werden würde. Ob dieser Widerstand aber lange an dauern wird, muß abgewartet werden. — In Rußland be reiste eine Menschenfreundin, Frau Frolenks, 88 Dörfer, um ich nach den vom Staate bei den Bauern in Pflege ge- zebenen Waisenkindern zu erkundigen. Sie stellte fest, daß )ie meisten der armen Kleinen sich in entsetzlichen Verhält- üssen befanden. Viele Kinder werden von den Bäuerinnen Zugen. Sein Mund öffnet sich mehrmals und schließt sich wieder, ohne daß er einen Laut hervorgebracht hätte. »Es ist dein Vater, der mit dir redet, mein geliebtes Kind," sagt er endlich mühsam; es klingt fast wie ein Schluchzen. Seine Arme heben sich dabei mit halber Aufwärtsbewegung, als wolle er sie dem Mädchen entgegenöffnen, und bang und forschend versuchen seine Augen in ihrem Gesicht zu lesen, das im Mondlicht geisterhast weiß aussieht. Ueber Ilse liegt es wie eine Erstarrung. Schlaff hängen ihr die Arme am Körper herunter, und mit weit geöffneten Augen sieht sie den Mann an, der da behauptet, ihr Vater zu sein, der auf einmal an die Stelle des Bildes treten will, das sie durch ihre ganze Kinder- und Mädchenzeit in ihrer Vorstellung herumgetragen hat. Aber es ist, als zerreißt der lebendige Mensch das Wahnaebilde wie graues Spinn gewebe, daß es zerflattert in nichts. Ein tiefes Aufatmen hebt ihre Brust; ein glückliches fächeln öffnet ihr die blassen Lippen, und als er jetzt mit derselben bewegten Stimme bittet: „Sprich zu mir, Ilse, nur ein Wort l" da weint sie wie ein Kind auf: „Mein lieber Vater!" und sinkt ihm in die ausgebreiteten Arme. , Es ist ein stilles, bewegtes Schweigen zwischen ihnen, i^fie weitergehen und den großen Vorsprung einzuholen Die beiden andern inzwischen gewonnen haben, der Machen Lichtlein von St. Peter tauchen bereits aus mit ein 'chen Dämmerung unter ihnen auf, als Ruhland auf Helldorf deutenden Handbewegung fragt: "Aus ist er dir?" . „ M^iiebe ihn," bekennt Ilse freimütig, „wie ein Weib L: ?u lieht, dem es für das Leben angehören will." ? Abst du ihn? Und nicht erst seit heute?" b.e 'h" schon lange; aber erst seit heute weiß sch- da» ich jhm angehören darf, daß alles, was mich von ihm zu "Alinen schien, kleinliche, elende Bedenken waren; nicht wert, daß ihnen das Glück zweier Menschenleben geopfert wurde.-- Michael Engelbrechts Haustür stehen die drei jeder noch zu stark erfüllt von den Ein- ?^»^",.^-^^bnissen des Tages, um schon die Ruhe sein^ und doch jeder bedürftig, mit sich allein „Es verlangt mich recht, noch ein Viertetstunücheu nm ! Ihnen zu plaudern, lieber, junger Freund," macht Ruhland - dem Zögern ein Ende. «Wie steht es mit dir, liebe Ilse?" Da spielt sich für Kurt Helldorf ein seltsames Schau» spiel ab. Ilse Ruhland legt beide Arme um den Hals des ! fremden Mannes und sagt halblaut: „Mich laß gehen. Ich muß allein sein. Gute Nacht!" Sie nickt Helldorf im Vorübergehen zu: „Auf morgen l" ! Aber ihrem Vater, der ihr noch durch den dämmerigen ' Hausflur bis zur Treppe das Geleit gibt, flüstert sie zu: s »Ich bin sehr — sehr glücklich I" Ende. Vorfrühling. Der Märzbeginn und der Fafienanfana i sind da, wir haben jene herben, vom Sturm durchwogten - Wochen, die wir al» den Vorfrühling bezeichnen. Es ist i keine zarte Periode im Jahre, Winter und Frühling kämpfen ; wie zwei ungefüge Riesen mit einander, und was sie leisten ! können, dar haben wir schon zu Ausgang des Februar ge merkt. Aber die frische, scharfe Luft jagt auch das Spinn- gewebe der Wintersorgen davon und regt an zu neuem Schaffen. Die Schneeglöckchen blühen, die Veilchen kommen bald, und der Fink läßt seinen kecken Ruf erschallen. Die Schlittschuhe und Schlitten sind bei SeiteLestellt, die.Faschings- Masrerave flam nacy dem Mummenschanz am Fasmacyls- abend allenthalben ab, auch in den ganz großen Städten, und die Prinzen Karneval in Köln, Mainz, München und anderen Residenzen legen ihre Kronen und Zepter nieder. Zu Köln am Rhein aber werfen dis letzten Faschingsschwärmer j am Morgengrauen das leere Portemonnaie in die Wellen des Stromes, so daß die Rheinnixen lachend auseinander fahren. Aber der Vorfrühling jeingt auch noch andere Er scheinungen. Mit hocherhobenem Haupt schreitet der „Mulus", Ler Gmnuasialahituriwt. durch dir Straßen der Leunatttadt. Die Schrecken der Prüfung im alten „Pennal" sind vorbei, s und neue Examina liegen in weiter Ferns. Dafür winken die offenen Pforten der Universität in naher Zeit, das Fuchsen-SemestSr steht vor der Tür. Aber bis dahin fühlt sich der Mulus stolz und frei wie ein König und noch sorg- loser wie dieser, und es ist ricküa. solche Wochen kommen nie im ganzen Leben wieder. Am Himmel spielen sich, auch dafür haben wir schon Nachrichten erhalten, die ersten Ge witter ab, und am blauen Horizont erscheint der Regenbogen. Die Jugend hat sofort die großen Forderungen des Tages begriffen, mit Murmeln und Bällen beginnen die uralten und ewig neuen Frühlingsspiele auf der Straße, in deren Eifer ost die Passanten und die benachbarten Fensterscheiben merken, was des „Frühlings Erwachen" bedeutet. Auch di« ersten Frühlingsmoden erscheinen hinter den Schaufenstern und in den Auslagen, freilich nicht schüchtern und bescheiden, wie die Veilchen, sondern üppig und Raum beanspruchend, wie heute die Mode ist. Vor ihrem größten Irrwahn, der Rockhose, werden wir wohl in den meisten deutschen Städten irotz des starken Anlaufes, den in dieser Beziehung di« Berlinerinnen genommen haben, bewahrt bleiben; freilich, wer will für alle Zeiten gut sagen? Was mar das für ein Aufsehen, als die ersten Radlerinnen sich präsentierten, und wer spricht heute noch davon? Indessen für die Rockhoss sind unsere Tags, in denen das rechte Hausfrauen-Regimenl überwiegt, doch wohl noch nicht reif. In den Familien wird zugerüstet und geschafft für dis junge Generation, die zu Ostern mit kühnen Hoffnungen ins Leben tritt. Sie ist der s verkörperte Lenz, und darum freut sich das Alter ihres Erfolges. Früblingsweben und Jugendlust, sie gehören zu einander. Und wenige Wochen noch und neues Leben, neue Fceude tauchen auf vor unseren Klicken; durch Wind und Weiter kommen wir zum blühenden Lenz, mit Redlichkeit und Tüchtigkeit qclg igj der Mensch zum rechten Erfolg. —Me ErklSrtm« »es preußisches «uNusminiflerg ich Abgeordnetenhause über den Modernisteneid enthielt wie di« Nordd. Allg. Ztg." amtlich feststellt, die in dem halbamtt kchen Berichie ausgelaffenen Worte, daß durch die Ver pflichtung, den Modernisteneid zu leisten, das Ansehen det istbolitchen Fakultäten gesunken sei.
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