Thema der Zyklus-Konzerte DRESDNER PHILHARMONIE E s hat sich längst eingebürgert, die euro päische Musik des gesamten 19. Jahrhun derts als musikalische Romantik zu begreifen, obwohl die unterschiedlichsten nationalen und individuellen Spielarten in ihren jeweiligen Besonderheiten sehr wohl beachtet werden sollten. So konnte man sich trotz vieler theo retischer Abhandlungen nicht wirklich über den eigentlichen Romantikbegriff einigen. Da liest man etwas von einer „Affinität zum Bereich des Wunderbaren, Märchenhaften und Grotes ken“, von einer Hinwendung zu den „niederen“ Gattungen wie Volkslied und Märchen, oder Die Romantik des 20. Jahrhunderts davon, daß die Musik eine „vollkommenere Sprache“ als die der Worte sei und daß sie (nach Schopenhauer) das „innerste Wesen der Welt“ in Töne fasse. Das mag sicherlich richtig sein, wir jedoch wollen dies alles weniger wissenschaftlich betrachten, sondern in unserer Zyklus-Reihe nach Bei spielen suchen, die zeigen, wie z. B. romanti sche Gefühlsbewegungen in die Musik neuerer Zeit hinübergerettet worden sind. Wir wollen erleben, wie sehr große Meister unserer Zeit durchaus auch emotional angereicherte Werke komponieren konnten, ohne deshalb unser jetziges Lebensgefühl biedermeierlich zu ver brämen. So werden wir u. a. Werke des 19. denen des 20. Jahrhunderts gegenüberstellen und ganz bewußt auch auf nationale Beson derheiten achten, um Verbindendes und Gegensätzliches zu verdeutlichen. In diesem Programm treffen wir nun auf Kompositionen von Pfitzner, Reger und Brahms, sozusagen auf Werke von musikalischen Vertretern einer ty pisch deutschen Befindlichkeit. Wir wollen uns gefangennehmen lassen von diesen romanti schen Musikwerken in ihrer jeweiligen indivi duellen Ausprägung und Schönheit. 9