Robert Schumann war dem Kräfteverschleiß seiner relativ neuen Düsseldorfer Chef position offensichtlich nicht gewachsen. Im Februar 1854 stürzte er sich in die Fluten des eistreibenden Rheins, wurde aufgefischt und in die Nervenheilanstalt Endenich gebracht. Weder die Musik noch Claras besorgte Liebe konnten die Dunkelheit seines Geistes durchdringen. Er starb zwei Jahre später. Das „Sinfonieproblem“ war für ihn ein Trauma. Doch Beethovens Sinfonik ließ sich nicht ein fach weiterführen. „Ach Gott, wenn man wagt, nach Beethoven Sinfonien zu schreiben, so müssen sie ganz anders aussehen“, ein Wort des jungen Brahms. Aber wie könnten diese Sinfonien aussehen? Das war das Problem, für das er nach einer Lösung suchte. Und immer wieder unternahm er Versuche, sich diesem Problem zu nähern und mehrfach wurden dar aus keine Sinfonien, sondern Werke, die ihren Platz in seinem CEuvre finden konnten, ohne sich jemals verstecken zu müssen. Im Jahre 1854 arbeitete Brahms, gerade einmal 21 Jahre alt, an einer Sonate für zwei Klaviere. Es war die Zeit, da ihn das überwältigende Erlebnis einer Kölner Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie zutiefst ergriffen hatte und seine Seele vom furchtbaren Eindruck ei nes Selbstmordversuches seines verehrten und geliebten Freundes Robert Schumann erschüt tert war. Das Themenmaterial erschien ihm ge eignet, daraus eine Sinfonie zu gestalten. Im Juni jenes Jahres gelangte er sogar zur Instrumentierung des 1. Satzes. Als er aber be merkte, sich dieser gewaltigen Aufgabe nicht gewachsen zu fühlen, gab er den Plan auf. Zwei Jahre später, 1856, im Todesjahre Schumanns, faßte er den Plan, aus diesen vor handenen Skizzen ein Klavierkonzert zu kom ponieren. Sinfonisches Material und virtuoser Anspruch! Wie sollte das Zusammengehen? Brahms war klar, daß er sich auf unsicherem Boden bewegte, wenn er einer derzeit herr schenden Mode nach einem reinen Vir tuosenkonzert nicht nachgeben würde. Und er hatte Mut, komponierte eine Sinfonie mit ob ligatem Klavier oder vielleicht doch eher ein Klavierkonzert mit sinfonischem Anspruch, eine „Klaviersinfonie“. Jedenfalls sollte über dem rein pianistischen Effekt der musikalische Wert stehen. Nur das war ihm wichtig. Aber das