Johannes Brahms DRESDNER (J PHILHARMONIE ~| [ eute wissen wir, daß Robert Schumann I nicht inte, als er einen Zwanzigjährigen, den nichts mehr schmückte als sein langes Jünglingshaar, in einem euphorischen Aufsatz („Neue Bahnen“, 1853) begrüßte, als sei dieser der Heilsbringer. Es müsse doch „einmal plötz lich einer erscheinen, der den höchsten Ausdruck der Zeit in idealer Weise auszuspre chen berufen wäre ... Und er ist gekommen ... Er heißt Johannes Brahms.“ Vorschußlorbeeren für einen jungen Mann, der erst noch der Welt zeigen mußte, was in ihm steckte, es selbst aber noch gar nicht einschätzen konnte. Geradezu belastend! Schumann kannte ihn erst ganz kurze Zeit, hatte ihn bisher nur am Klavier improvisierend erlebt und wollte ihn doch so gleich herausheben mit solch prophetischen Worten, denn er erwartete Unerhörtes - bisher noch niemals Gehörtes - von ihm: „wenn er seinen Zauberstab dahin senken wird, wo ihm die Mächte der Massen, im Chor und Orchester, ihre Kräfte leihen“. Dann stünden „uns noch wunderbare Blicke und Geheimnisse der Geisterwelt bevor.“ Und wie sehr sich alles be wahrheiten sollte, zeigt des späteren Meisters Schaffen. Doch es war ein weiter Weg, den Brahms zu gehen hatte. Weit allein schon des halb, als er selbst sehr kritisch seine eigenen kompositorischen Arbeiten betrachtete, immer fort nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten such te, den Großmeister Beethoven beängstigend nahe im Rücken verspürte, Sorge hatte, an ihm vorbeizukommen und beständig von Selbst zweifeln geplagt wurde. Aber er trug etwas in sich, was nur bei wenigen Komponisten stark genug ausgeprägt war: Er liebte das Lied, die melodische Geste, das Sangbare aller Musik und konnte daraus schöpfen. Und das beweg te ihn sein Leben lang, nicht nur in zahllosen Liedern und Liedbearbeitungen, nein, auch in seinen Sinfonien, seinen Solokonzerten und seiner Kammermusik. geb. 7.5.1833 in Hamburg; gest. 3.4.1897 in Wien Kompositionsunterricht bei E. Marxen 1853 lernte er J. Joachim und beide Schumanns kennen 1855 Konzerttournee mit C. Schumann und J. Joachim nach Danzig 1857 Leiter des Hofchores in Detmold 1859 Gründung eines Frauenchores in Hamburg 1863 Chormeister der Wiener Singakademie 1872 artistischer Direktor der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien 1878 verlegte er seinen Wohnsitz ganz nach Wien 1879 Ehrendoktorwürde der Universität Breslau 1886 Ehrenpräsident des Wiener Tonkünstlervereins