DRESDNER O PHILHARMONIE punkt. Wie eine Vision verklingt das Stück pianissimo. Zweiter Satz. In wiegendem 3/4-Takt, mit Fortissimo-Flöten-Terzen, dem sofort Klari- netten-Triolen antworten, hebt das Scherzo „Im Spiel der Wellen“ an. Regers Technik, Zu sammenhänge aus vorwiegend kleinmotivischen Strukturen herauswachsen zu lassen, verbindet sich mit virtuoser Instrumentierungskunst. Streicher und Holzbläser korrespondieren in pla stischer, sinnfälliger Bewegung. Dynamische Kontraste tragen zu dem Bild pulsierender tän zerischer Ausgelassenheit bei. Daß Reger den noch kein „Impressionist“ war, zeigt der nahelie gende Vergleich mit Debussys „La Mer“, einer weit atmosphärischeren, stimmungshafteren Musik gegenüber Regers praller Bildhaftigkeit. Dritter Satz. Böcklins berühmtestes Gemälde, „Die Toteninsel“, inspirierte Reger zu einem von düsterer pathetischer Stimmung geprägten Adagio-Satz. Die dunkle Schwerfarbigkeit des Bildes findet ihre Widerspiegelung in entspre chendem Orchesterkolorit. Gedämpfte Streicher rufen Echoklänge aus der Ferne. Sie suggerieren Ahnungen des Totenreiches. Bezeichnend für den späten Reger ist die Umkehrung der musi kalischen Elemente: nicht die Melodik, der die Harmonik als Grundierung dient, ist das Primäre, sondern umgekehrt wachsen die melodischen Bogen aus dem harmonischen Gefälle heraus, das seinerseits die Entwicklung bestimmt. Vierter Satz. Wie meist, wenn Reger sich „urfi del“ geben will, wirkt die Fröhlichkeit des „Bacchanal“ ein wenig gewaltsam. Der Satz ist sicherlich der schwächste der Suite. Wiederum bestimmt Kleinmotivik das Geschehen. Sie wird meisterlich gehandhabt in ihrer unentwegten Kombinatorik. Dennoch vermißt man gerade in diesem Stück den plastischen melodischen Gedanken. Die Schluß-Stretta mit dem Schlag- zeug-Furioso unterstreicht den Eindruck des Gewaltsamen. Reger-Karikaturen von Wilhelm Thielmann (1913)