düng alter Kirchentonarten neben neuer Harmonik aus der besonderen musikdramati schen Idee zu verstehen ist, die Pfitzner während der Arbeit vorschwebte. Das Vorspiel zum ersten Akt charakterisiert die Einsamkeit des alternden Künstlers, der an sei nem Können und an seiner Berufung zweifelt, aber in tiefer Nacht, gemahnt von den Stimmen der großen Meister, die ihm voran gingen, sich wieder zur schöpferischen Leistung durchringt und damit zur Welt und zum Leben zurückfindet. Es ist eine Musik von gespannter Verhaltenheit des Ausdrucks. Leidenschaftliches, das hier und dort aufbe gehren will, wird immer wieder zurückgerufen in die feierliche Grundstimmung. Das Vorspiel zum zweiten Akt bringt den not wendigen Kontrast. ,Mit Wildheit und Wucht“ schildert es die Welt des Tridentiner Konzils, die Machtkämpfe der Parteien, die bösen Kräfte, die hier am Werk sind, Feinde der wah ren schöpferischen Leistung. Mit grellen Farben ist diese Musikszene gemalt, die dramatische Situation bedingt schneidende Dissonanzen, schmetternde Blechbläserklänge, aus deren Toben sich das im breiten, prunkhaften Marschrhythmus gehaltene Thema des Konzils heraushebt. Der dritte Teil des sinfonischen Triptychons - Vorspiel zum dritten Akt - schildert den Palestrina, der sein Werk abgeschlossen hat. Die Welt draußen feiert ihn, er aber entzieht sich den Ehrungen, immer noch einsam, aber entbittert, geläutert und bereit, das ihm aufer legte Schicksal zu tragen. So sieht und schil dert der Spätromantiker Pfitzner den großen Künstler; er hat in der als .langsam und sehr getragen“ bezeichneten Musik wohl auch ein persönliches Bekenntnis ablegen wollen. Der Ausklang des Satzes verliert sich wieder in die weltentrückte Stimmung, aus welcher das erste Vorspiel entstand: der Kreis schließt sich.“