Aufführungsdauer: ca. 23 Minuten Palestrina hatte modellartige Messen in homophoner Mehr stimmigkeit geschaffen, die gegenüber der gängigen, kunstvoll polyphonen Praxis dem religiösen Anliegen besser entsprachen und eine absolute Verständ lichkeit des Textes garantierten. Das gegenreforma torische Konzil von Trient (1545 - 63) beschäftigte ernstlich die Frage nach einer Erneuerung der Kirchenmusik und einer möglichen Absetzung der gesamten Mehr stimmigkeit. Nach streitbaren Ausein andersetzungen wurde der würdevolle, die Worte genau berück sichtigende „Palestrina- Stil" zum offiziell anerkannten Vorbild für die gesamte Kirchenmusik erhoben. des Dichter-Komponisten im Prinzregenten theater in München war ein Triumph. Sie er folgte „vier Jahre nach der skandalumwitterten Premiere von Igor Strawinskys ,Sacre du prin- temps* in Paris, sieben Jahre nach Arnold Schönbergs ,Gurreliedern* und acht Jahre vor Alban Bergs ,Wozzek‘ in Berlin; Zeugnisse für vier grundsätzlich verschiedene Welten musi kalischen Schaffens in unserem Jahrhundert in einer Zeitspanne von nicht einmal 20 Jahren“ (Günther Weiß). Auch wenn dieses Werk den bedeutendsten Opern des 20. Jahrhunderts zu gerechnet werden muß und seinerzeit wirklich beachtliche Erfolge hatte, sind lediglich die Vorspiele zum 1., 2. und 3. Akt lebendig geblieben und werden gern als sinfonisches Triptychon aufgeführt. Pfitzner hat sich z. Zt. der Komposition seines Hauptwerkes bis zur Imitation von Haartracht und Kleidung mit seinem historischen Vorbild identifiziert. Für ihn wurde Giovanni Pierluigi da Palestrina (um 1525 - 1594), über lange Zeit Komponist verschiedener Päpste und „Erretter der Kirchenmusik“, zum charismati schen Vorbild. Für ihn - Pfitzner - war es ei ne „heilige Pflicht“, die deutsche Musik- und Denktraditionen zu retten, und er glaubte, daß seinen Namen ebenfalls zumindest nach sei nem Tode Weltruhm umstrahlen werde. Die Krise der Kirchenmusik zu Palestrinas Lebzeiten ist in Pfitzners Leben die Krise der Künste um die Jahrhundertwende. Drei Vorspiele zu „Palestrina“ Zur Musik Über die drei Palestrina-Vorspiele schrieb Hermann Heyer: „Da Pfitzners musikdramati sches Hauptwerk, die Künstlerlegende .Palestri na* (1917), nur noch selten auf den Opern bühnen erscheint, sind die drei Vorspiele am