ihrer selbst willen zu lieben! Wenn sie sie mit anderen Ohren anhören würden, wäre ihr Genuß größer, und sie wären imstande, ein Urteil abzugeben, das auf einer viel höheren Stufe steht: sie würden den wahren Wert der Musik erkennen. Zweifellos setzt eine solche Haltung einen gewissen Grad musikalischer Entwicklung und geistiger Kultur voraus, doch ist dieser Grad nicht so schwer zu erreichen ...“ Das ist die Proklamation der „reinen“ Musik, einer Musik, die sich selbst ge nug ist, aus sich selbst wirkt und es nicht nötig hat, sich mit fremden Federn zu schmücken. Und dennoch scheinen in all seinen Kompositionen gewisse visuelle Anre gungen, Eindrücke und Formvor stellungen eine äußerst gewichtige Rolle gespielt zu haben. Er verstand seine ei gene Musik durchaus als etwas Kör perhaft-Begreifbares, die in ein Bewe gungsspiel mündet. Seine Musik ist das Produkt einer kunstvollen Stilisierung, sie ist bildhaft und tänzerisch, auch wenn er selbst immer verneinte, daß sei ne Musik fähig sei, irgend etwas auszu drücken. Und so ist es wohl kaum ein Wunder, daß gerade sein kompositori scher Weltruhm mit Musik für den künstlerischen Tanz begann, ' mit „L’Oiseau de Feu“ (Der Feuervogel 1910) - wir kommen darauf zurück - und „Petruschka“ (1911), also mit der Charakterisierung von Personen oder Situationen in bewegten Bildern, einem Schema, dem er zeitlebens folg te, auch in seinen Sinfonien und Konzerten, sogar in seiner Kammermusik. Sich an Vokalkompositionen zu versuchen, war Strawinsky nur wenig gelegen. Wir können es durchaus so verstehen, daß er als Emigrant sei ner russischen Muttersprache als künstlerischen Igor Strawinsky zur Zeit seiner ersten Erfolge in den Pariser Jahren (1909 - 1918)