DRESDNER O PHILHARMONIE es auf die unmittelbare und wirklich erfühlbare Wirkung seiner Musik ankam. Deshalb mußte er sein Material formen und in eine Ordnung bringen, es in ein gut geschneidertes Gewand stecken. Schönberg hingegen galt schon die Hülle - das Ordnungsprinzip - als oberstes Gebot, er glaubte, schon daraus Wirkung er zielen zu können. Strawinsky erforschte seine Musik - immer auf der Suche nach Wirkung - experimentell. Schönbergs musikalische Erfin dungen sind in erster Linie Kopfgeburten, hochgeistige Leistungen und intellektuelles Vergnügen. Für Strawinsky war Musik eine „Aufeinanderfolge von Spannung und Ent spannung“. Sie wurde ihm zur Freiheit des Geistes in der materiellen Ordnung vorgegebe ner Modelle, ein reines Spiel mit den Tönen. Doch ging er - von einigen Ausnahmen abge sehen - nicht Schönbergs Weg, der den Tönen eine absolute Freiheit und Selbständigkeit ge geben hatte, sondern blieb im weitesten Sinne dem uralten Geflecht harmonischer Beziehun gen verbunden, wie es schon die Romantiker und vorher die Klassiker verwendet hatten. Picasso (li.) und Strawinsky, Zeichnung von Jean Cocteau