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Politische Rundschau. DeutschlaM. Steuerfreiheit in Preußen. Wie die „Deutsche Ta- gesztg." mitteilt, ist die Zahl der steuerfreien Personen heute schon größer, wie die der steserpst chtigeu. DaS Km- dervrivileginm im letzten Stenergrsetz hat allein zwei Mil lionen steuerfrei gemacht. Z r dem Streit um die Berfaffuvg zwischen Regierung und Ständen ist in Mecklenburg-Schwerin uns auch noch ein Streit uaS Budgetrecht entbrannt. Aus Schwerin wird dem „B. L.-A." darüber gemeldet: Die Bürgermeister lehnten in der Sitzung deS meckleuburgischeu LaudtageS durch StaudrSbeschluß den vou der Regierung aus der LandeSstruerkassr grsorderteu Zuschuß in Höhe von 1800000 Mark ab, der zu den Kosten des LandcSrrgtments ver wandt werde» soll. Die Ritter erklärten, 120000 Mark zahlen zu wollen. Die Regierungsvorlage ist somit ge fallen und der Gryßherzog hat nunmehr in dieser Äugele- heil das letzte Wort zu sprechen. — Die h'er erwähnte Landsttuerkass^untersteht der gemeiusameu Verwaltuvg deS LaudrSherrn und der Stände und erhält ihre Etashame auS der allgemeinen Kontribution, verschiedenen Steuern und gewissen Beiträgen deS Großherzogs. Ihre Ausgaben werden in der Hauptsache zur Bestreitung der Verwaltung verwandt. Daneben besteht noch eine rein stäsdtsche Kaffe und endlich die laud «herrliche Reuteret, in die besonders die Erträge deS großhcrzogltcheu DomauiumS fließen. DaS Fehlen eines einheitlichen Staatsbudget« dürfte in Mecklen burg noch jetzt die Entscheidung der BerfafluagSfrage be schleunigen. Die Fletschteueruug in Bayern hält au. Der Magi strat von Nürnberg beschloß daher einstimmig, beim Mini sterium zu beantragen, rS möge aut Erleichterung der Btrheinfuhl auS Dänemark, Schweden, Norwegen, Holland und Belgien, sowie auf die uubeiwrävkte Zulassung von Schweinen ans Oesterreich in sämtlichen beaufsichtigten städtischen Schlachthäusern htuwirkeu. Frankreich. AuS Paris wird gemeldet: Auf die Anklage über die verlustreichen Kämpfe tm Wadat-Lande erwiderte der Ko- loaialmtntüer Morel tu der Depalterteukammer, daß die Regierung beschleunigte Maßnahmen zur Sicherheit der srauzöfi'chen Trllpvrn in jenem tauerafrikautschea Gebiete ergriff u habe. Gleichzeitig mit dieser Angelegroheit wurde diejenige des unglücklichen AMscheu Fremdeu-LegionärS Wctßrock besprochen. Gpssie«. Die Deputierten! mmcr nahm einen Gesetzentwurf auf Erhöhung der FriedeuSpräleuz deS Heeres aus 135000 um 25000 Maua au. Japan. Die Sozialdemokratie w Japan. In Japan ist vor kurzem eia aaarchtstl'ch-S Komp oN gegen das Leben deS Kaisers entdeckt worden. ES stad 26 Leute, darunter eine Fra«, die verhait-t u«d auch ihrer Schuld bereits über führt worden stad. AnS der völlig geheim geführten Hanptverhaudlung lst jedoch so viel bereits au die Oeff-ot- lichtest gedrungen, daß zweifellos die ausnahmsweise Ver urteilung aller 26 Personen zu erwarten ist. Die R gie, raag hat eS außerdem kaum nötig, diele Maßnahme noch besonders za rechtfertigen, die Wahnsinnstat gegen die gr heiligte Person deS Kaisers ist dem japanischen Volke schier unverständlich und hat seine Entrüstung darüber aufs höchste gesteigert. Die Regierung kann so gleichzeitig eia ab- schreckeudeS Beispiel statuieren und den Herd solcher Bewe gungen gründlich vernichten. Dennoch darf man nicht ver- geff-n, daß Japan immer stärker zum Judustriestaate aus- wächst uud etu vou Jahr zu Jahr wachsendes Heer vou Industriearbeitern erhält. Hier wird daher die Regierung in Zukunft gezwungen sein, dem Wachstum sozialistischer Regungen durch eine versüuftige ArbeiterfÜrsorge vorzu« beugen. Sie hat daS auch sehr wohl erkannt, wie das zum vierten Male eingebrachte Nrbetterschutzgesetz trotz aller Schwächen beweist. StNchttvatte. Moabiter Aufruhrprozeff. Nach Eröffaung der Sitzung bringt etu Verteidiger abermals zur Sprache, daß die Polizei in unzulässiger Weise über Zeugen Ermittluvge« anstelle. Ko habe ein Keiwtualbeamier in der Maske eines Postbeamten bet deu Portierleuten vorg-sprocke» und sich bei diese» zu erkundigen gesucht, wer der im Hause wohnende Dr. Kochmann sei. Die Staatsanwaltschaft habe zwar ein Elkuudigu»gSrecht aber kein Recht, t« dieser Weise Zeugen eiuzuschüchierv. — StaatSauw- Steinbrech»: Ich habe keine derartigen Aufträge erteilt. Wenn der Polizeipräsident dies getan haben sollte, so ist tS sein Recht eventuelle Verfehlungen seiner Beamten festzustelleu. Bei deu Zeugenvernehmungen stehen wieder Belastungen und Einlastungen der Polizei gleichmäßig gegenüber Unter anderem sagte der Zeuge Brombach, daß er »ach Vorzeigung seiner Papiere von den Schutzleuten erst durch die Kette hiudmchgelafleu wurde. Plötzlich wurde er aber vou Hinte« von Schutzleuten überfallen und habe mehrere Säbelhiebe abbekommen. Er habe vorher noch gesagt, wenn man den Schutzleuten anständig entgegentrete, irt er mit diesen nicht so schlimm; er fei jedoch einer „b-sseren" belehrt worden. Bet Erörterung der Vorgänge Im Lokal Lange- rath kommt er zu scharfe« AnSewavderfetzungeu zwischen Staats anwalt and Verteidigern. Die Verhandlung wurde darauf vertagt. Die Strafkammer tu Hirschberg verurteilte de« Polizei- Inspektor Engler anS Lauderhut, der t« drei Fälle« vo« polizei lichen Vernehmungen Schulkinder mit ei«em Ochsenziemer ge schlagen hatte, zu vier Monaten Gefängnis. Eine Freifrau als Fälscherin. Vom Landgerichte Rattbor wurde am 22. August die am 13. November 1841 geborene Freifrau Eruesttue vou der Dann wrgeu Urkun denfälschung tu zwei Fälle» zu dre! Tageu GkfängutS ver urteilt. AlS fie 1882 deu Rittergutsbesitzer B- heiratete, machte fie sich zwanzig Jahre jünger, indem sie ihren Tauf- schein fälschte. Ju gleicher Weise verfuhr fie bet ihrer Verheiratung mit v. d. Tann, indem fie ihr Geburtsjahr in 1861 «mänderte. Die ausgeschriebene Zahl ließ fie aller dings steheu. Mündlich gab fie vor de« Standesbeamten tu Leschcsin, als fie die Urkunden überreichte, als ihr Ge burtsjahr 1851 an. Dit erste Urkundenfälschung ist ver- jährt, bestraft ist die Angeklagte wegen aktiver und intellek tueller Urkundenfälschung. Die Revision der Angeklagten wurde vom Reichsgericht verworfen. Verurteilung der frühere« dänischen Ministers Alberti. Dt-S K imtaalger'cht m Kopenhagen verurteilte den früheren Jllstizmiaister Alberti wegen Betrügereien im Gesamtbeträge von ungefähr 15 Millionen Kronen zu acht Jrhre« Znch'hauS. Außerdem wurden ihm die Kosten für den Verteidiger und den Ankläger »u je 1500 Kronen ankerleat. MAS Qüb Wellt. Der vornehme Falschspieler Graf Wolff-Metternich, der auf Amr.-g »er Be iiller StaaiSauwal schäft in W en verhaftet worden ist, bleibt hinter Schloß urd Riegel. Dir Prellereien, die der Grat gegenüber deutschen Offizieren beging, find fa offn kuvdig, d ß ihm alle Ausreden »ich S Helsen Er ist finan- z'ell vollständig herunter und anscheinend auch moralisch. Aus Eifersucht übergoß in Halle ein junger Kaufman» teine so» ihm getrennt lebende Frau mit Tinte, so daß der ganze A»wg verdorben war. Vor dem Scböff "geeicht bebavp ne er, der ruinierte Anzug sei noch von seinem Gelde aekautt, aber die F-au teilte mit, der eifersüchtige Exgatte habe ,hr schon fünf Hüte verdo ben Jmmerbin kam er mit 20 Mark davon. Sturmschäden i« Nordamerika Furchtbare Stürme und Kälte verursachen da» Schettern zahlreicher Küftesschiffr an der Küste New-IorkS und Nell-EnglandS. Z Muttes retteten die Mmnschrfien dreier Schiffe. In der Staot New-Jork find drei Fälle vo« ErfrieruagSwd vorgekommen. Kampf zwischen Einbrechern und Poltzeibeamten. Bei dem Versuch, in einem Juwelterladen i« HouudSditsch Einbrecher za ve-haften, find 5 Polkeibeamten dnrch Schöffe verletzt worde». Der eine ist bald darauf seine« Verletzungen erlege«. Die Eis brecher find eMkowmen. Lo« de« Polizribeomtea, die vo« Ein brecher« dnrch Schüsse verwundet worde« waren, ist ein zweiter gestorben. Adolf Hofrichter machte in der Strafmistalt a«S Trüb- finu über sein Schicksal zwei Seldstmordversvche. Er wurde t« eine andere Zelle gebracht t« der er besser überwacht werde« kav«. Bei einer Feuersbrunst i« dem Moselorie Enkirch stürzte, wie gemeldet wird, ein Giebel einer der brevsendr« Häuser ei». Ei« am Lösche« beteiligter Mann wurde getötet, eine Fran tödlich verletzt. Ju Sifini (Sardtkie») überfiel eine Räuberbande dar Haus eine» 70jährigen Gutsbesitzers uud forderte ih« zum Geständnis auf, wo er sein Geld verborge» Hobe. Da er sich weigerte, dies avznqebe», erwürgte man ihn. Hierauf legte« die B iganien s-ine Frau t« Fessel« und mißhandelten fie mit einr« glübeuden Brmsptrß. Der Sohn des Gutsbesitzers, der in der Nähe wohnte, eilte herbei nnd schoß ou- die Räuber. Diese flohen n»d «ahmen die Pferde des Gmsbefitzrrs, sowie 1500 Lire in dar mit. Ei« Räuber wurde von dem Soh« des GutS- befitzerS erschoss-m. Er wurde als der Bürgermeister deS Dorfes erkav»t. Im Hafen vou Harwich ereignete fich ein schwerer Schiff»- ««fall. Ms der Marireieichter „Elfin" i« Harwich 100 Urlaub« auf das Kriegsschiff „ThameS" znrückbrtngen wollte, stieß er mit dem Umerseebot „E. 8" zusamme« und sa«k tu fünf Mi nuten. Das Unterseeboot leistete Hilfe. Einigen Mann gelang e», fich ans daS Unterseeboot za rette«, andere sprangen i« ei«e« nahen Lastkah«. Leim Appell a« Bord des „Thame?" ergab fich, daß fünf Maua fehl en, die wahrscheinlich mrvvken find. . Bet einer Ziageuaerschlägeret in Schueidcwühl vardr« drei Zigeuner schwer and sechs Frane« leichr verletzt. Die Ehrlichkeit der russischen Stadtv-rwaltuvg'a ist nicht immer größer, wie die mancher StaatLV rwaltungeu. Jetzt ist der frühere Prästdrvt deS Warschauer SladtrateS Listusky mit allen seinen Kollegen unter dem Verdacht der Unterschlagungen unter Anklage zestcllt. Sie sollen fich na- mevtlich dnrch Holzvttkänse auS den Stadtwaidurgev be reichert haben. I« Waslachowice an der galizischrn Grenze wurde bei einer Hochzeit der 19jährige LehrerSsohn Makowski im Streite erstochen. Mehrere andere Teilnehmer wurde» schwer verletzt. In Hamburg versuchte ein mit el«rr schwarzen Marke be- kleidet» Mau« die Zqarrcnhändleriu Zwirulein zu erwürge«, während ei«e zweite Paso« auf der Straße Paste« stand. Auf dar Hllfrgeschrei der Frau emflohru die beiden, wurden jedoch im Laufe des Nachmittag» sestgenommen. Et sind zwei junge L-we im Alter vo» 17—16 Jahre». Wlrmdkli sm prevssittbrnüsle vorM üskm. Nirmal? gab es am preußische« Hofe eiu so trsurlgsS Wrth- «echte« wie im Jahre 1810. Am 19. Juli 1810 war die Kö' «igt« Luise, Preußens guter Engel, betmgegsnge», von allem Volke beweint. Zu dem Unglück der Fremdherrschaft hatte fich «och dieser schwere SchicksalSicklag gesellt. In feierlichem Ztgk war die Leiche der teure« Fürsti« «ach Berlin gebracht und oort am 80. Juli i« der Sakristei de» Dome- vorläufig brtgesetzt worde». Uud am 23. Dezember 1810, genau 12 Monate, nach« dem der König und die Königin tu Berltu wieder etngezoge« war,». gelriirie man die sterblichen Reste der Königin Luise «ach Charlottenburg, wo da? Mausoleum fie aufaehwcn sollte- An dieiem 23. Dra-wber 1810 schrieb dir Gräfin Vvß, die Ober- hofmcttzerin dcr entschlafene» KLutgt» nnd zugleich ihre Freu«« st» tu ihr Tagebuch: .Ach. welch ein Tag! — Ich stand früh um 7 Uhr auf und fuhr mit den beiden Viereck» (Hofdamen) »ach Charloüevbmg. ES war emsktzlicheS Weiler; der König und dre P-tvzen waren schon vor usS fort. Morgen» 4 Uhr hatte man die eure Leiche auS dem Dow nach Charlottenburg gebracht mit einer Eskorte der Garde« ««d dem Gefolge der Herren vom Hofe. Nach 10 Uhr ging man in daS Mausoleum, wo N.bdcck eiue Rede hielt, man sagt fie sei sehr schön gewesen, ich weiß cS nicht, denn Meise Träne» erstickten mich bewahr. Dcr König war mit seinen Kinder« zu Faß dem Sarge gefolgt uud »ach ihm alle anderen, nur Massow (der Hafmarschall) n«d ich führe». Der König und dir Kinder befandcn fich in eine« saalartigen Raum oberhalb de? Grabgewölbes, wir anderes iw Perifiyl. Noch der Rede nnd den G beten gwa der Könio mit cine 6 es u. Verein in der Vorgel kralisä bedenk bürger Verein- ges'tzii schrän! demoki progro der Le ganz < vorgen Stell» abgelci schen l enlspri smpksi soveis (Weil 100 S empfiel koins ( Uuttarl Weih ps frische Bef Nie nimmt » kl in Oriß Juliane ahnte nicht, wie bald sie Gelegenheit haben sollte ihre Schwestcnreue zu bewähren. Ungünstige Witterungseinflüsse, vereint mit schlechten Boden- und Wasserverhältnissen, hatten in einem Gebiet, wo kürzlich blutige Kämpfe mit den wilden Massais stattgefunden, eine Typhusepidemie peranlaßt, die sich sowohl unter der Mannschaft der Okkupationstruppe, als unter der Bevölkerung bösartig ansbreitete. Die Krankenhäuser warm überfüllt, und die Pfleger vom Roten Kreuz hatten unausgesetzt an- strengendrn Dienst. Juliane, jener Zeit in Dar-es-Salam stationiert, war dank ihrer guten Gesundheit und starkeil Widerstandskraft eine der unermüdlichsten Schwestern. Als sie daun eines Tage? ubter den eingelicferten Kranken Achim Gunder erkennen muhte, nahni sie ihn unter ihre ausschließliche Pflege, und ihr« Opserwilligkeit kannte keine Grenzen. Es war ein besonders schwerer Fall und wurde von Lag zu Tag hoffnungsloser. Die Aerzte gaben nichts mehr für sein Leben. Juliane verzweifelte. Selber aufs äußerste jetzt erschöpft, wich sie dennoch keinen Augenblick von seinem Lager, lauschte den wilden Jrceden des Fieberverzehrtcn, die ihr das Herz zer rissen. Seine Phantasien bewegten sich vornehmlich um das Zer würfnis mit scineni Vater und den versagten Lieblingslreruf. Dazwischen rief er mit heißer Zärtlichkeit Hellas Namen, und ferne Unrast schien sich ein wenig zu stillen, wenn dann Juliane seine heißen Hände in die ihrer: nahm unL be ruhigend in ihn hineinMsterte. Fast war's, als ob er die feinem Lieb verwandte Seele ahne und sie ein geistiges Band knüpfe zwischen ihm nnd der fernen kleinert Brant. Was Juliane aber nicht beschwichtigen konnte, das waren Lie verzweffelten Klagen nnd Bitten, die ihm im Groll und Trauer und Bitterkeit von den Lippen brachen, und sich alle gegen Vater und Heimat richteten. . Hier wußte sie keinen Trost. Irr .hilfloser, .Ohnmacht .sah sie die furchtbaren Fiebcrgewalten das junge kostbare Leben fpermchten. Da kam ihr, wie von Gott emgegeben, ein rettender Gedanke. An seinen Vater mußte sie telegraphieren. Ihn selber konnte sie nicht so schnell herbcirusen, wohl aber ein gutes Wort von ihm, und es mochte Achim von diesenr, durch seelische Bedrängnisse gesteigerten Fieberwahn befreien. Sie hatte in ihrer Praxis zu oft die heilende, oder doch lin dernde Wohltat geistiger Trvsteiuwirkungcn auf Gemüts- depressionen sowohl als Fieberdelirien erfahren. Schon flog ein Kabeltelegranim über den Ozean nach dem fernen Gunderhof: „Achim sehr krank — ein versöhnliche» Wort, eine gute Verheißung könnte ihn vielleicht retten. Juliane Evert", Am ganzen Leibe zitternd, hielt Martin Gunder di« Depesche in der Hand. Endlich, endlich Nachricht aus Afrika. Aber sie meldete Lebensgefahr — die nächste mochte eise Todesstunde sein. ' Gott im Himmel, es war ja alles vergeben, alle? gewährt, wenn Achim nur am Leben blieb. So hatte jener Brief mit Vaters willigen Zugeständnissen den Sohn wirklich nicht er reicht ? Ach, daß es erst zu diesem Aeußersten kommet', mußte! Martin war so verstört, so niedergeworfen von seiner zitternde» Angst, daß ihn selbst die Unterzeichnung deS Telegramms mit dem bekannten und jetzt so verhaßten Namen nicht stärker zu erregen vermochte. Daß Juliane Evert Diakonissin war und lediglich im Dienst des Roten Kreuzes mit Achrm in Verbindung stand, wußte er nicht, wohl aber, daß sie ein außerordentlich hübsches Mädchen war und Achim immer sehr begeistert von ihr gesprochen hatte. Mochte sie ihm nnn gefolgt fein, ihm nahe stehen, in welchem Verhältnis es sei, er billigte nun auch daS. Ja, er sah es für einen besonderen Glücksfall an, daß in Lieser furchtbaren Zeit jemand um ihn war, den er kannte und liebte, der ihn pflegte, ihm wohltat. Mochte diese Juliane immerhin zu jenen gehören, die ihm den Sohn entfremdet, sie machte das durch ihre« gegen wärtigen Liebesdienst wieder gut. Und dafür dankte er Gott. So telegraphierte er sofort zurück: »Lieber Sohn, werde üejund, uud alles andere findet fich. Der barmherzige Gott erhalte Dich mir und dem Verns, der Dir der liebste ist. Vater gibt alles zu. Der Sohn geht ihm dennoch über den Hof. Ich erwarte beständige Kabelnach richt, Kosten Nebeusnche. Dein treuer Vater." Mit dieser Botschaft trat nun Kuliane an das Bett ihre» Todkranken. Würde er sie denn verstehen, kam sie nicht doch zu spät, die frohe Lebeusverhcißung? Das Fieber stand auf dem Höhepunkt. Flammen schienen den ausgemergelten Körper zu verzehren, die junge Brust flog unter keuchende» Atemzügen. „Vater," stieß er zwischen den heißen aufgesprungenen Lippen hervor — „Vater, ich bin kein schlechter Sohn. Nimm den Hof sort — er erstickt mich ja. Was soll ich damit ich würd' ihn dir ruinieren, deinen stolze» Hof. — Nella soll kür »lick bitte» — meine kleine, liebe Nella — Vater " Es war Juliane, als sähe sie den Schimmer eines frohe» Lächelns über sein Gesicht ziehen. Da legte sie ihm das Blatt in die Hand. „Sieh, Achim, Vater hat dir geschrieben, und bald danach ist er selber hier." Begriff er "sie denn? Die Augen wanderten noch in wirrer Hast, aber das zage frohe .Lächeln blieb, und sein« Finger schienen sich fester um das Papier zu legen. Da sprach sie, die atennaubende Angst bezwingend, mit klarer fröhlicher Stimme: „Soll ich dir vorlesen, was Vater schreibt? Hör' mal zu, Achim." Und sie las laut, c nmal — zweimal, was da ein lieber gütiger Vater seinem kranken Sohn opferfreudig verhieß. Ob Achim völlig de» Sinn erfaßte, sie wußte es nicht, kein Wort von ihm sagte ihr das. Wohl aber hörte das wirr« Nasen seiner Ficberdelirien allmäh lig unter ihrem Lesen auf- Da sprach sie, scheinbar lesend, weiter, allerlei Tröstliche» uud Schönes hinzusügend, und flocht gar Nellas Liebesgrüße in Vaters guten lieben Brief mit hinein. Und endlich lösten sich die krampfgcspannten Glieder, das ruhelos sich herum' wühlende Haupt sauk mit tiefem Ausa men in die Kissen, al? lege es sich wohlig in einen weichen schützenden Mutterarm, und die heißen gequälten Auge» schlosse» sich sanft. Achim schlief. Seine Hände umfaßten Vaters Brief, Le«! ihm Friede und Freude verhieß und damit alles, was dcH kot- -I-iköi ompii 1 Ukä. (mit 5 Sultai Nofinc Mand Aitro» Zitrou . (< sowie ( Baetln ab bei In vübkl» empfiehlt