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. — Der ESuritiev de- Marseille meldet, daß -er ehemalige Commiffar brr Provisorischen Regierung, Chateauneuf, einer der Ehest der Jnstrrrccti»« im Süden, zu AupS kriegsgerichtlich erschossen worden. — Der Moniteur enthält wieder mehr« Deere te, wovon, da- erst« ei- veu Credit von 5,600,000 Ar. zur Liquidirung der Entschädigung aller Pri- Vtm bewilligt, deren,Eigenchum materiell durch di«Ereignisse vom Februar und Juni Schaden gelitten haben. Diese Schadloshaltungen werden nach dem Berichte der eigen- hierzu vom Minister des Innern aufgestellten Commis» sion ffattflnden. — Ein anderes Decret ernennt eine UeberwachungScommis- sion der AmortisirungSkasse, welche aus folgenden Mitgliedern besteht: D'Ar- gout, Casablanca, Etienne, Hely d'Oissel, Lebeuf, -egentil, Marchand, Mon- ranier, Savin de Surgy. Der Moniteur enthält überdies noch die Ernen nung von elf Brigadegeneralen. — General Bede au hat an den Minister des Innern ein Schreiben gerichtet und darin die ganze Verantwortlichkeit fi» die bei Hrn. Bazc ge fundenen Gesetzentwürfe in Anspruch genommen; Hr. Baze habe dieselben auf seine, des Generals, als Vicepräsidenten der Kammer, getroffene An ordnung zum Schutze der Nationalversammlung, und zwar in der Voraus sicht des nun vollbrachten Angriffs auf dieselbe, vorbereitet. --- Hr. v. Montalembert hat die vorige Woche in höherm Auftrage eine Mission beim Erzbischof von Paris, jedoch ohne Erfolg, übernommen. MonseigneurSibour blieb unempfindlich gegen alle Vorstellungen des be rühmten Redners, welcher ihn zur öffentlichen Zustimmung (Adhäsion) be wegen wollte. — Die Regierung hat allen Behörden anbefohlen, keines der seit dem 2. Dec. verhafteten Individuen freizulassen. — Da- neu erschienene Journal „La Demokratie Napoleonienne" wird von der ehemaligen Redaction der Liberte redigirt, die schon im Jahre 1849 Lrrdwig Bonaparte zum Grundstein der französischen Demokratie ma- cheN wollte. Sie hatte jedoch damals wenig Beifall und ging unter. — DaS Journal des Debats enthält einen Brief des Shawlfabrikanten Billecoq auf dem Boulevard Poiffonniere, dessen Magazin in den Tag«» des 3. und 4. Dec. so furchtbar gelitten. Das Entresol desselben Hauses wurde von den Truppen gänzlich eingeschossen und verwüstet. Hr. Bille coq erklärt, um allen Gerüchten über ihn ein Ende zu machen, daß weder von seinem Magazin, noch von den Fenstern des Hauses und Entresolö ir gend eine feindliche Demonstration gegen die Truppen ausgegangen sei. Die Person, welche das so beschädigte Entresol bewohne, sei eine der achtungs- würdigsten und von jedem Verdachte freie. j L Paris, 25. Dec. Die eigentliche Bedeutung des Staatsstreichs fängt an auch geringer« Geistern klar zu werden.' Lord Palmerston's Rücktritt sagt Alles, was man nur wissen wollen kann. Die Details, die ich Ihnen in meinem heutigen Briefe mitzutheilcn habe, erhallen nur um so Uößerc Wichtigkeit, weil sie in der englischen Ministerkrisis zum Theil schon ihre Bestätigung gefunden. Ludwig Bonaparte will trotz der Ver sprechungen, welche die Kölnische Zeitung für ihn machte, und der Hoff nungen, welche sie für ihn hegte, weder etwas von den napoleonischen noch ! von den liberalen Ideen wissen, und er hat vielmehr zur Fahne der Heili gen Allianz geschworen. Der Staatsstreich hat keinen andern Sinn: was Ludwig Philipp nur in gewisser Beziehung gethan, das wird Ludwig Bo naparte in jeder Beziehung thun, er wird blos von den absoluten Mächten Absolution für seinen rettenden Act verlangen, und die große Continental- allianz, deren Grundlagen bereits gelegt, hat in London so schnell einen Widerhall gefunden. Ludwig Bonaparte ist sein eigener Minister der aus wärtigen Angelegenheiten und er verhandelt mit den Gesandten der fremden Mächte in eigener Person. Wie sich von selbst versteht, ist die erste Thä- trgkeit der verbündeten Politik gegen diejenigen Staaten des Continents ge richtet, in denen die konstitutionelle Freiheit noch ernst genommen wird. Die Schweiz, Sardinien und Belgien sollen vorerst dem übrigen Europa assimi- lüt werden, ehe man neuerdings an eine Regelung der europäischen Ge- sammtstaaten denkt. Der König der Belgier ist auch von französischer Seite schon aufgefodert worden, seine Politik zu ändern, d. h. auch einen Staats streich zu wachen. Hr. Persigny, welcher allein das volle Vertrauen des Präsidenten besitzt, hat sich in dieser Angelegenheit nach Brüssel begeben, nicht aber, wie man hier auSsprengte, wegen der Kosten des KriegSzugeö, den Ludwig Philipp zu Gunsten Belgiens unternommen hatte. Der König der Belgier erklärte abdanken zu wollen, doch die Verlegenheiten, welche dem Staate durch eine Regentschaft bereitet würden — der Thronfolger ist be kanntlich minderjährig — haben König Leopold wieder auf andere Gedanken gebracht. Die Jnde'pendance Belge erhielt auch schpn wiederholt die Wei sung, in ihren Mittheilungen vorsichtig zu sein, und der Risorgimento schreibt fast wie ein elyse'eischcs Blatt. Wir gehen Alle der vollkommensten Reaktion entgegen, und wenn das Werk gelingt, wenn der Constitutionalismus auf dem Continente zu Grabe getragen wird — dann hat eben der rechte Ra dikalismus gesiegt, und dieser ist nur ein Vorläufer des linken. Man be denke nur, welche Gestaltung die Dinge gewonnen hätten, wenn im Jahre 1848 Belgien kein konstitutioneller Staat gewesen und folglich auch mit in die revolutionäre Bewegung gerissen worden wäre. Der Rücktritt Pal merston's, der gestern Abend hier bekannt wurde, machte trotz unserer Apa thie doch außerordentliche Sensation, man sprach davon wie von einem fran zösischen Ereignisse, was hier zu den Seltenheiten gehört. Wundern Sie sich nicht, wenn ich nichts von den Wahlen sage — mir kommt es im höchste» Grade lächerlich vor, über die Zahl Combinatio nen anzustellen. Wenn der Constitutionnel selbst gesteht, daß hier in Paris -die ColporteurS von negaflven BuklkstnS» verhafte« wurde»,, läßt sich denken wie es in den Provinzen hergegangen. Es gibt kein« Stadt, in der nicht massenhafte Verhaftungen vor-enommen wurde», blos aut bi» Hauer der Wahl und um den Einstuß der Notabilitaten auf die Bevölkerung zu ver- hindern. In keinem Wahlbezirke konnte man Feder und Dmt« erhalten und die Druckereien wurden mit Verlust der Privilegien bedroht, wenn sie dlon-BulletinS druckten. Es ist der größte Hohn, der je einem gebildeten Volke angethan wurde, und man mag sich einen Begriff von der Beliebt heit des gegenwärtigen Machthabers machen, wenn man bedenkt, daß doch so viele negative Voten abgegeben wurden. — Der Jubel der Börse hat auch ein wenig abgenommen und die Baisse der letztem Tage würde noch viel bedeutender gewesen sein, wenn die Regierung der Bank nicht besohle» hätte, bis zum Betrage von 40 Millionen zum Erhalten der Curse beizutragen. Der VerwaltungSrath der Bank hat sich zu dieser unerhörten Maßregel ver standen und dieses Institut ist ganz aus der vorsichtigen Basis gerissen, auf der eS sich bisher unter allen Umständen bewegt hatte. Die Finanzmänner sehen diese leichtsinnige Gebahrung nicht ohne Schrecken und Hr. Passy meinte, daß die Bank in den gegenwärtigen Verhältnissen gezwungen sein werde, das Maximum ihres Credits in Anspruch zu nehmen und daß bei ihrer Grundlage ein Theil der auszugebenden BankbilletS als reine Assig naten zu betrachten seien. Hierzu kommt noch, daß die Regierung eS nicht wagt, mit einer Anleihe oder mit der unvermeidlichen Steueraüfla-e schon so früh aufzutreten, und daß sie es vorgezogen, auf eine Anleihe von 1.00 Millionen bei der Bank zu reflectiren, um nur dem nächsten Jahre mit einiger Sicherheit entgrgensehcn zu. könne». Diese Summe wird auch wahr scheinlich zu ihrer Verfügung gestellt werden, denn die Interessen deS Lan des sind zu sehr erschüttert, als daß an einen wirksamen Widerstands» den- ken wäre. Die Conversion der fünfprocentigen Rente aber dürfte jedenfalls vor sich gehen und der Schreckschuß des Constitutionnel war diesmal ein wirk liches Signal; die Regierung muß zu solchen gewaltsamen Mitteln ihre Zu flucht nehmen. Gr»ßv»ita«nie«. London, 20. Dec. Heule um 2 Uhr Nachmittags fand in Windsor eine Geheim- rathssitzung statt, welcher Lord Palmerston nicht mehr beiwohnte. Lord Stanley of Alderley hat seinen Posten als Unterstaatssecretär im aus wärtigen Amt aufgegebcn. — Ein kurzer Leitartikel des Globe hebt einen Brief aus Paris hervor, dec vorgestern Abend datirl ist und in welchem es heißt: „Männer, die häufig ins Elyse'c kommen, behaupten in der positivsten Weise, daß die französische Regierung weder direct noch indirekt zur Abdan kung Lord Palmerston's das Geringste beitrug. Auch die Angabe wird ge leugnet, daß Lord Normanby vom Forcign Office die Weisung erhielt, von Ludwig Napoleon Bürgschaften in Bezug auf seine künftige Politik zu ver langen. Lord Normanby halte seit dem 2. Dec. keine officielle Besprechung mit dem Präsidenten. Er war öfters bei ihm, aber nicht officiell, und Alles deutete den Entschluß des Prinzen an, freundliche Beziehungen mit Eng land zu pflegen." Grieche «land. Der König ist in jüngster Zeil von einer heftigen Krankheit befal len gewesen, sodaß die Königin ihre Reise nach Deutschland aufgegeben hat. Ionische Ansel«. Korfu, 22. Dec. (Tel. Dep.)_ Heute ist das ionische Parlament plötzlich aufgelöst woMm Ostindien «nd China. Bombay, 3. Dec. (Tel. Dep.) Die Mo und scheinen neue Käm pf« vorzubereiten und rechnen auf Dost-Mohammed'S Hülfe. Die MazeeS belästigen wieder die Grenze und haben die Salinen von Bahada angegrif fen. Truppen aus Mulda sind gegen die Grenze marschfertig. Neuerdings sind mehre Kriegsschiffe zur Genugthuungsfoderung nach Rangun im Bir manischen Reiche abgesegelt. Nachrichten aus China. Die Rebellenarmee ist vor Peking er schienen; der Kaiser ist geflohen und soll abgcdankt haben. Der Jusurgen- tcnhäuptling hat den Thron bestiegen. Diese Nachrichten bedürfen jedoch der Bestätigung. ^outgreich Gachsen. Rach einer Bekanntmachung des Stadtraths und des Stadtverordne- tencollegiumS zu Oederan hat der am 12. Aug. v. I. verstorbene dasige Kaufmann und Fabrikbesitzer Adolf Gottlob Fiedler durch letzlwillige Verfügung dieser Stadt nachstehend« Legate ausgesetzt: 4000 Thlr. der Ar- menkasse, wovon die Zinsen zu den drei hohen Festen an brave und ver schämte Arme dieser Stadt vertheilk werden; 1000 Thlr. der Stadtkasse, von welchen die Zinsen, nachdem sie 50 Jahre hindurch zum Capital ge schlagen worden, zu einer Arbeits-, Kranken- oder sonstigen gemeinnützigen Anstalt zu verwend«, find; 1000 Thlr. der Kirche; 5000 Lhlr. der Schetts kaffe, wovon die Zinsen zu Anschaffung von Schulbüchern, zu Prämien für fleißige Schüler und zur Verbesserung der Lehrergehalte bestimmt sind; 3000 Thlr. zur Errichtung eines neuen Schulhauses, welchen der am 21. Oct. d. I. verstorbene Soh» des edlen Testators, Fabrikbesitzer Gustav Adolf Fiedler, noch ein Vermächtniß von 500 Thlrn. für die Armenkasse beigefügt hat. .*Chemnitz, 27. Dec. Zur Wahl eines Abgeordneten für den 14. bäuerlichen Wahlbezirk sind die Wahlmänner auf den 12. Jan. cingeladen worden. Die Wahl wird unter Leitung des königlichen CommissarS, In- stizamtmanns Förster von Augustusburg, auf dem Schlosse stattsmden.