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Mittwoch. Erchtzig. Dle Zelti,», ersch«nü mit Au«»»tzm« »«» Sonntag« «»glich -»el mal an» wir» ausgegeb«» inlkatp- »tg Normittag« ll Nh«, Abend« - Uhr, in wr«»»«« Abend« S Uhr, Vormittag. 8 Uhr. Mite Ausgabe. Abends 6 W. 17. Decembcr I8S1 —- Nr. 636. -— Dciltscht Allgtmciiic Zcitling. Zu beziehen durch alle Post ämter de« Zn- und Au«lande», sowie durch die Ärpedittonrn in «ejpgtg l^uerstraßr Nr. 8) und !vr«Sd«« sbet E. Höckner, Neustadt, Au der Brücke, Nr. 8). »Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Jnsertlonögebühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Pr«fh für da« Bierteljahr l^Thlr.; jede einzelne Num mer l Ngr. jy rutscht and. ^*Berlin, 15. Dec. Hinsichtlich des preußisch. hannoverschen Vertrags ist zu bemerken, daß derselbe unsern Kammern zur einfachen An- nahm? yorgelrgt werden wird, während alle hierauf Bezug habenden Spe cialfragen vor die Zollconferenz kommen und dort entschieden werden sollen. — Hie P-ttei Bethmann-Hollweg wird wahrscheinlich gar nicht zu Stande kommen, da die Unterzeichner deö bekannten Programms durch die Anrede des König nach dem Diner am 28, Nov. so kopfscheu geworden sind, daß sie sich bereits meist Alle zurückgezogen haben. Hr. v Bethmqpn- Hollweg hält gegenwärtig noch mit vier Andern die neuaufgesteckte Fahne aufrecht. — Der Oberpostamts-Zeitung macht ein Correspondent von hier die Mitthcilung, daß sowol der französische wie der russische Gesandte bei Hofe über die Haltung der hiesigen konservativen Presse dem neuesten Gewaltsteich Ludwig Napoleon's gegenüber Beschwerde geführt hätten. Dies ist Wessen wol bloS ein verborgener frommer Wunsch, welchen die Ober- Postamts-Zeitung ausspricht, denn solange die seht bestehende Preßgesetzge- bung nicht aufgehoben wird, wäre, weW Ludwig Napoleon in den Aeu- ßerungen hiesiger Blätter Beleidigungen^ für sich erblickte, nur eine Privat klage auf gerichtlichem Wege zulässig/ wse dies ja auch erst kürzlich mit dem Herzog von Dessau der Neuen Preußischen Zeitung gegenüber der Fall ge wesen ist. — In mehren Blattern hat man davon gesprochen, daß die preu ßische Regierung gleichzeitig in dem Schreiben an das wiener Cabinet, in welchem ek eine Beschickung der Conferenz zum 2.Zan. ablehnt, sei nen Willen an den Tag gelegt habe, andcrweiten Vorschlägen Gehör zu geben. Es erscheint dies indessen durchaus nicht wahrscheinlich, wenn man in Betracht zieht, daß unsere Regierung, angesichts des Vertrags vom 7. Sept, und nachdem die Kündigung des Zollvereins erfolgt ist, selbst noch gar nicht einmal weiß, auf welcher Basis seine künftige Stellung auf dem Zoll- und Handelsgebiete zu Stande kommen wird; auch deutet die Sprache der neue sten wiener ministeriellen Blätter keineswegs hierauf hin, welche noch in ih ren letzten Nummern die Drohung aussprechen, daß, wenn Preußen sich nicht an der Conferenz bethcilige, es sich gefallen lassen müsse, daß in Wien ohne seine Theilnahme definitive Beschlüsse gefaßt würden. — Die Postconfe- renz ist beendet; im Allgemeinen sind die dabei gepflogenen Verhandlun gen ziemlich geheim gehalten worden, es wird indessen nicht ohne Interesse sein, nachträglich zu bemerken, daß der Vorschlag, den Postverein einer ein- heitlichen Leitung zu unterwerfen, auf großen Widerstand stieß und deshalb aufgegeben werden mußte. — Da der Vertrag vom 7. Sept, unter Anderm auch in Art. 14 Nr. 2 feilscht, daß mit Beginn desselben die Zuckcr- sseuer dieselbe Höhe haben solle, wie in den Jahren 1847 — 49, so hat dies dem Streit zwischen den Runkelrübenzuckerfabrikanten und denen, welche indischen Zucker fabriciren, nur noch mehr Nahrung gegeben. Letztere be haupten nämlich, baß, wenn der Art. 14 zur Ausführung kommt, die Steuer auf Colonialzucker und Runkelrüben gleichgestellt werden müsse, während die Erster» erklären, daß sie in einem solchen Falle zu Grunde gehen müß ten. Interessant ist die Thatsache, daß durch den Betrieb der Runkelrübcn- zuckerfabrikation im Zollverein, in Oesterreich, Frankreich, Belgien und Ruß land, England sich bereits in seinen Einnahmen, die ihm aus dem Zucker zoll erwachsen, und welche etwa 4 Mill. Pf. St. jährlich betragen, sehr be engt fühlt und daß namentlich sein Export nach andern Ländern hierdurch sehr gesunken ist. Wenn nun die Zuckerpreise so bedeutend heruntergegan gen sind, daß man gegenwärtig den Centn» besten braunen Zucker zu Stet- tin für 5 Thlr. haben kann, so wird man auch hierbei zunächst die Ursache in der Rübenzuckerfabrikation suchen müssen, wenn man es sich auch sonst nicht zur Aufgabe gemacht hat, der letzter« das Wort zu reden. ^Berlin, 16. Dec. Die il. Kammer verhandelte heute über den Vertrag vom 7. Dec. (Nr. 635.) Interessant an und für sich war die Debatte eigentlich nicht. Ja es war von einer Debatte wenig die Rede. Die Rechte in allen Fraktionen schien sich das Wort gegeben zu haben, nicht zu sprechen. Wozu auch? Galt es doch nicht ein Gesetz gegen die Preß freiheit oder die Wiederherstellung der Stände.,. Es handelte sich nur um einen armseligen Handelsvertrag, wie der vom 7. Sept.; wozu da den Mund öffnen ? Die Linke allein sprach über den Vertrag. Gut oder schlecht, «S hilft nicht-, man muß den Vertrag annehmen, darauf reducirten sich die Reden der Abgg. v. Patow und Milde und ich würde Sie ganz einfach auf den Zeitungsbericht verweisen können, wenn ich Ihnen nicht die Auf fassung der parlamentarischen Stellung zu bezeichnen hätte, die Hr-v. Man- teuffel rundgegeben. Abg. v. Patow berührte nämlich die allgemein poli tische Seite des Vertrags, indem er äußerte, daß die schwankende Politik Preußens hie Schuld trage, wenn man Hannover so kostbare Zugeständ nisse machen müsse. Der Ministerpräsident ging nicht so weit, dem Han delsverträge die politische Seite abzuerkennen, nur meinte er, sei die Tri bune nicht der Ort zu dergleichen Erörterungen. Sie sehen hieraus, daß das Stillschweigen, welches in der Eröffnungsrede über die auswärtige Po litik beobachtet wurde, seinerzeit richtig beurtheilt wurde. Abg. Milde, wie sehr viele Schlesier, ein den österreichischen Zollplanen freundlich gesinn ter Schutzzöllner, griff den Vertrag vom nationalökonomischen Standpunkt« an. Hr. v. Manteuffel hätte hier Gelegenheit gehabt, angesichts des Lan des seine nationalökonomkschen Grundsätze zu bekennen. Aber es ging nicht, denn auch zu nationalökonomischen Erörterungen ist seiner Ansicht zufolge die Kammer nicht der Ort. Kein Einziger aus den Reihen der Opposition hielt es der Mühe werth, den Minister zu fragen, was denn über einen Handelsvertrag zu sagen sei, wenn das allgemein politische wie das natio nalökonomische Gebiet für die Kammern ein noii ms tanger« bleiben sollten. Ohne erwähnenswerthe Diskussion sagte die Kammer einfach Ja zum Ver trage. Mit Letzterm sind wir durchaus einverstanden, halten cs jedoch für nöthig, darauf aufmerksam zu machen, wie schnelle Nachahmung der neo- bonapartistische Constitutionalismus bei uns gefunden hat. * Posen, 16. Dec. Während das preußische Gouvernement von der jetzigen Krise in Frankreich gar keine Gefahr für Deutschland zu besorgen scheint, macht das russische die größten Anstrengungen, um etwaigen Jn- vasionsgelüstcn der Franzosen in Italien oder Deutschland, oder auch der Weiterverbreitung einer socialen Schilherhebung diesseits der Alpen und deö Rheins mit solchen Streitkräften entgegenzutreten, daß alle Widerstandsver suche erfolglos sein müssen. Aus verläßlicher Quelle kann ich melden, daS vier vollständige Armeecorps, jedes in der Stärke von 50,000 Mann, be- reitstehcn, den Marsch nach den: Westen sofort anzutreten, wenn die politi schen Verhältnisse es nöthig machen. Außerdem hat unlängst auch ein Ca- valeriecorps in dem großen Neitcrlager zu Woßnesensk die Ordre bekom men, sich marschfertig zu halten. Jene vier Armeekorps sind möglichst nahe der Grenze von Polen herab in südöstlich lausender Linie aufgestellt, um aufs schnellste das Terrain der Gefahr erreichen zu können. Die Appro- visionirung ist dabei in bewunderungswürdiger Weise eingerichtet, indem auf allen Straßen, die nach dem Westen führen, die nöthigen Contracte mit großen Liefcrungsuntcrnchmern abgeschlossen sind, sodaß das bisherige be kannte Hemmniß der russischen Armecbewegungen diesmal ganz wegfällt. Außer den erwähnten vier Armcecorps, die binnen 24 Stunden auszurückcn vermögen, ist das ganze fünfte Armcecorps, das etwas rückwärts von der Hauptlinie in Volhynien und Podolien Standquartiere bezogen hat, dazu bestimmt, im Falle eines Ausmarschcs, die polnischen Länder und Ungarn zu überwachen. Freilich mag die Wendung der Dinge in Frankreich die russischen Rüstungen nunmehr auch überflüssig machen; wir wollen es we nigstens wünschen, denn die Russen wären uns jedenfalls keine willkomme nen Gäste. — Dem Vernehmen nach hat unser Erzbischof die in den Kammern zu Berlin sitzenden Geistlichen seiner Erzdiöcese, mit Ausnahme des Hrn. v. Prusinowöki, aufgesodert, ihr Mandat niederzulegen, was auch bereits von Allen geschehen sein soll. — Hier bedroht uns aufs neue eine Ue berschwemmung, da in den letzten acht Tagen die Warthe um zwölf Fuß gestiegen ist und bereits ihre Ufer Übertritts sollte das Wachsen des Wassers in gleichem Maße andauern, so steht unserer Stadt wieder große Gefahr bevor. — Seit einigen Tagen erscheint der Goniec wieder regelmäßig. Hamburg, 15. Dec. Bei den drei Verhaftungen (Nr. 635) kom- men, wie man der Weser-Zeitung schreibt, sehr schlimme Umstände in Be tracht. Der erwähnte österreichische Deserteur, bereits in Civilkleidern steckend, war zum englischen Dampfschiff geschickt worden, von dort aus aber hatte er sich, was den Menschen in einem seltsamen Lichte erscheinen läßt, wieder auf den Rückweg begeben. In der Nähe des Gänscmarkts, wo sich eine österreichische Wache befindet, war er von denselben Leuten, die ihm zur Flucht beförderlich gewesen, angcsallen worden, man sagt uns: in den bösesten Ab sichten, weil sie sich absichtlich betrogen glaubten und nunmehr das Schlimmste befürchten mußten. Der Jäger rief um Hülfe, ein Unteroffizier eilte mit geladenem Gewehre hinzu, schlug den einen der Civilisten mit dem Kolben nieder, verhaftete ihn dann nebst Genossen und drohte Jeden, der ihm ent gegenträte, niederzuschicßen. Da beide Arrestanten nach Altona transportirt wurden, so können sie sich denken, in welche Verlegenheit unsere Regierung nun wieder wegen dieser Bürger, die sie doch nothwendig zu rcclamiren ha ben wird, versetzt worden ist. Frankreich. Pari-, 14. Dec. Jerome Napoleon, der Gouverneur der Invaliden, hat an den Präsidenten folgendes jetzt vollständig bekannt gewordene Schreiben gerichtet: Paris, 1. Dec., Abends Iv Uhr. Mein lieber Neffe! Französisches Blut fließt,